Die Gemeinsamkeiten der Zeitvorstellung von Schelling und Bloch
Schauen wir gleich auf die Zeitdimensionen. Für Schelling (1804) ist die „erste Dimension in der Zeit“ die Zukunft (SW VI: 275). Dies begründet sich daraus, dass die Zeit auf das Identischwerden von Seyn und Begriff hinzielt:
„Die Dinge sind insofern in der Zeit, als sie nicht alles in der That und auf einmal sind, was sie dem Begriff nach seyn könnten, d.h. sie sind in der Zeit wegen der Differenz des Begriffs und des Seyns.“ (ebd.)
Das Zukünftige ist demnach dadurch bestimmt, dass sein Begriff und die Möglichkeit vorhanden sind, aber noch nicht das Seyn und die Wirklichkeit (ebd.). Kommen wir nun zur Vergangenheit: „In der Vergangenheit denken wir uns den Keim der Gegenwart, dessen, was wirklich ist, die Möglichkeit der gegenwärtigen Wirklichkeit, aber jene als different, als geschieden von dieser, als nicht-seyend, da jene ist.“ (ebd.) Die Gegenwart nun „ist von selbst klar“ (ebd.: 276) – in schellingscher Sprache: Sie ist „der bloß relative Indifferenzpunkt, durch welcen das Aiffirmirende mit seinem Affirmirten und dieses mit jenem zusammen hängt.“ (ebd.).
Wir erkennen eine stärke Ähnlichkeit mit Ernst Blochs Bestimmungen von Jetzt, Zukunft und Vergangenheit – unabhängig davon, ob die Begründungsstrukturen genau übereinstimmen. Axel Wüstehube stellt fest, dass beide Zeitbestimmungen sich gegen die Zeitvorstellungen von Kant und Hegel wie auch gegen den physikalischen Zeitpfeil richten.
„Zeit richtet sich für sie auch wesentlich nach dem in ihr stattfindenden Geschehen und in dem Ausgerichtetsein jedes Moments auf ein zukünftiges Ziel.“ (Wüstehube 1989: 64)
Die Zukunft wird dabei „zum organisierenden Prinzip der Zeiten“ (ebd.).
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