Ich bin nicht in Facebook und wüsste auch nicht, was ich dort soll. Es scheint aber ein Phänomen zu sein, ohne das für viele vor allem jüngere Menschen ein soziales Leben nicht mehr möglich erscheint. Vielleicht würde es ja auch Sinn machen, irgend etwas zu haben, was die vielen verschiedenen Mailinglisten, Wikis, Mailgruppen, Webseiten, Blogs etc. entsprechend meinen Interessen und Kontakten für mich zusammenhält und mir stets den aktuellen Stand präsentiert. Keine Ahnung…
Facebook selbst kommt eigentlich nicht mehr in Frage, weil inzwischen zu viel bekannt wurde über deren Geschäftsmodell. Letztens sprach jemand ziemlich treffend von der „Ausbeutung sozialer Beziehungen“. Nein, da mache ich nicht mit – ich lasse nicht auch noch meine sozialen und politischen Beziehungen profitabel ausnutzen von anderen. Was kann ich dann aber Leuten empfehlen, die ein solches Netzwerk nicht vermissen wollen? Ich weiß es bis jetzt noch nicht.
Interessant fand ich in den letzten Tagen, dass mir gleichzeitig mehrere Initiativen bekannt wurden, die Alternativen zu Facebook eröffnen. Über eine davon wurde in der Zeitschrift „Contraste“ berichtet. Andere wurden auf der „Free Culture Research Conference“ genannt.
Das waren z.B.
- GNU social
- Appleseed
- Diaspora
- Crabgrass (besonders für soziale Bewegungen)
Es wäre mir lieb, wenn mal jemand, der mehr Ahnung hat als ich, da drüber schaut und wir dann eventuell eine dieser Initiativen durch Beteiligung unterstützten und nutzen.
Oktober 17, 2010 at 4:55 pm
so stark finde ich die Ausnutzung bei Facebook gar nicht. Vieles kann man ja über die Optionen steuern.
Bei sozialen Netzwerken ist es letztendlich die Nutzerzahl die entscheidet. Und da ist facebook einfach führend.
Der trend geht dann einfach zu weiteren Einträgen neben Facebook, damit man auch die dort vorhandenen Leute abdeckt.
Oktober 19, 2010 at 9:42 am
Das Problem bei Facebook ist aber, dass ich zwar „über die Optionen steuern“ kann, aber erst mal meine Daten weggeben muss. Ich hab keine Ahnung vom Programmieren, aber Leute, die es haben, sagen mir, dass man ein Netzwerk auch anders programmieren könnte: dass die Daten grundsätzlich bei mir dezentral bleiben und ich nur von Fall zu Fall jeweils selbst entscheide, was wann rausgeht.
Ansonsten ist es schon ein Unterschied, ob etwas direkt „als Business“ gegründet wird, oder von Menschen selbst, um irgendwelche Bedürfnisse zu befriedigen. Das Business wird auf jeden Fall irgendwas machen, was mir nicht unbedingt passen muss – irgendwie müssen die ihr Geld verdienen. Entweder über Werbung oder eben Daten verkaufen… (oder anderen „zufällig“ Zugänge offen lassen…).
Oktober 21, 2010 at 9:00 am
Diaspora: Ist noch in einem sehr frühen Status und weit davon entfernt eine Alternative zu sein. Hat aber vor allem durch seine große Bekanntheit Potential. Und sie haben einen ganzen Sack voll Geld eingesammelt. Der Wunsch nach einer wirklichen Facebook-Alternative ist also groß.
Crabgrass: Ich hab da zwar einen Account, benutze den aber nicht. Mit diesem Ansatz hab ich zwei Probleme: 1. er ist nicht dezentral so weit ich weiss, dass heißt strukturell bin ich genauso von den Betreibern abhängig wie bei Facebook, auch wenn die vielleicht keine kommerziellen sondern politische Interessen haben. 2. es ist eine reine aktivisten-community, wenn ich auch mit „normalen“ Leuten in Kontakt bleiben/kommen will, geht das da nicht. Da ich ja jemand bin, der nicht gerade clandestin opperiert sondern versucht viele Menschen zu erreichen, liegt mir das nicht.
Gnu-social und Aplleseed kannte ich noch nicht, danke für den Hinweis, werds mir mal angucken.
Ich fahre momentan eine Mischstrategie, ich bin einerseits in den kommerziellen (eigentlich ja nur möchtegern-kommerziellen, die werfen ja noch gar nix ab) Netzwerken präsent, weil da einfach mehr Leute sind und das deswegen inspirierender auch für mich ist und füttere das ganze aber so weit wie möglich von identi.ca aus, das zwar auch eine Firma ist, die aber eine dezentrale opensource software microblogging software entwickelt (genannt status.net). Da findet man schon gar nicht sooo wenig Leute, vor allem aus dem Open-Source-Umfeld, die meisten leiten aber auch von da nach Twitter weiter.
Ich finde auch, man kann durchaus auch zwischen den unterschiedlichen Datenkraken differenzieren. Google ist eigentlich ziemlich vorbildlich was Datenschutz angeht (auch wenn es momentan das Lieblingsfeindbild ist), Twitter ist auch ganz ok, Facebook ist ne absolute Katastrophe. Bei letzterem wäre ich gerne weg, aber der soziale Druck ist schon enorm und ich halte da tatsächlich Kontakte, die sich sonst verlaufen würden, was ich sehr wertvoll finde. Mit Twitter und Google kann ich halbwegs leben zur Zeit, aber mir wäre auch lieber, die Masse würde zu status.net wechseln.
Positiv bleibt zu vermerken, dass es einen Trend zu Offenheit auch bei den kommerziellen Netzwerken gibt. Selbst Facebook hat letztens eine Option frei geschaltet mit der man alle seine Daten runterladen kann. Wenn es dann mal Alternativen gibt, kann man die dann da einfach importieren und muss nicht wieder ganz von vorne anfangen.
November 18, 2010 at 9:51 am
Eben erfahre ich von einer weiteren, explizit „revoluzzer“-motivierten Alternative:
http://www.die-revoluzzer.de/
November 18, 2010 at 10:12 am
Die Revoluzzer? Bescheuerter Name. Und dann auch noch sowas so gar nicht revolutionäres:
„Es wird einfach Zeit, dass das Volk wieder eine Stimme und vor allem Volksvertreter im wahrsten Sinne des Wortes bekommt!“
Und Source-Code gibts da auch nicht.
Ansonsten gelten meine Einwände von Crabgrass.
November 18, 2010 at 2:06 pm
Das ist einfach nur eine BuddyPress-Installation (Social-Network for WordPress).
Hat jemand Erfahrung mit BuddyPress?
November 18, 2010 at 2:46 pm
Ah so, na dann fällt ja immerhin der Open-Source-Einwand weg. Trotzdem leuchtet mir der Sinn immer noch nicht so ganz ein. Nur einen weiteren walled garden braucht imho niemand.
November 26, 2010 at 1:57 pm
Hier ein Interview mit Maxwell Salzberg von Diaspora: http://www.freitag.de/alltag/1047-wir-sind-niemals-fertig
April 17, 2012 at 3:08 pm
Weil einige Jenaer sich bei DIASPORA (als Jenaspora) eingenistet haben, bin ich da jetzt Mitglied geworden. Mal schauen, was sich damit machen lässt… Wer möchte, kann mich dort treffen 😉