Gerade fahren die Aktivist_innen von der erfolgreichen „Verlängerung des Castortransports“ wieder nach Hause. Ich bereite für Freitag Abend in Stuttgart den Vortrag über das Klima-Thema vor. Den Anfang des Vortrags kann ich eigentlich verändern: Ich glaube, man muss den Leuten nicht mehr erklären, dass sich das Klima durch menschliche Aktivitäten stark verändert, das wissen inzwischen wirklich fast alle.
Die Frage ist nur, wozu dieses Wissen führt. Die meisten haben wohl die Hoffnung, dass es wie immer nur die Leute da unten auf ihren Inseln oder in Pakistan trifft und dass das eigene Haus nicht gerade in einer Flussniederung steht, die es inzwischen auch bei uns immer öfter erwischt. Andere hoffen nicht ganz zu Unrecht auf mediterrane Landschaften und guten Wein.
Nachdem nun nicht nur Ökos vom Klimawandel reden, sondern Regierung und Verwaltung sich nachdrücklich zu engagieren scheinen, ist auch Misstrauen angesagt. Wer profiliert sich da wieder? Wer profitiert von der Verschärfung der Umweltgesetze und dem Pushen neuer Technologien (wie der Elektrofahrzeuge)?
An einigen Stellen ist das Energiekonzept der Bundesregierung tatsächlich ausgesprochen ambitioniert. Es geht bei den Ausbauplänen für Erneuerbare Energien über die Prognosen von Greenpeace und Vertretern der Erneuerbaren Energien hinaus, es spricht eindeutig von notwendigen Einsparungen – als hätte es die Inhalte der Vorträge der „Zukunftswerkstatt Jena“ aus den vergangenen Jahren beherzigt. Diese eigentlich fortschrittlichen Pläne gehen fast unter über der Aufregung um die Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke und geben auch sonst noch allerlei Problemfragen auf.
Können wir uns nun beruhigt zurücklehnen, in der Hoffnung, dass es Politik und Wirtschaft in bewährter Weise wieder einmal regeln werden?
Ich denke nicht… Deshalb soll es in meinem Vortrag vor allem auch darum gehen, wie innerhalb der herrschenden Paradigmen von Profitwirtschaft und Wachstumszwang versucht wird, dem Klimaproblem zu begegnen und warum das nicht ausreicht.
„Wer vom Klimawandel redet, darf vom Kapitalismus nicht schweigen.“
Zur Veranstaltung
der AK Soziale Ökologie beim BUND Stuttgart
(Umweltzentrum, Rotebühlstr. 86/1):
Anlässlich der ersten Kommentardiskussion (siehe unten) ergänze ich hier einen Link, in dem viele Argumente von Klima-Skeptikern und Gegenpositionen dazu nachvollzogen werden können:
http://www.zum.de/Faecher/Materialien/thielen-redlich/Klima/Klima.html
November 9, 2010 at 4:38 pm
Dear Annette,
From a philosophical viewpoint is it necessary to find out what REALLY is happening. I believe this problem can not be solved, only probably worsened, by campaigning. However good the intentions may be.
I can not see that we know that much about humankind’s influence on wheather variations. They have always been large.
Nor do we have a clear view of what is the desirable climate that we, possibly, are co-producing.
What we know, however, is that we are heading for a major and perhaps global socio-economic crisis. It is not unplausible that the intense focus on the physical climate factors will obscure or obstruct the proper solutions.
So there is indeed a need of concern!
Yours
Rolf Wasén
November 9, 2010 at 5:46 pm
Ja, natürlich muss man schauen, was „wirklich passiert“. Mir ist bewusst, dass der weltweite breite Konsens der IPCC-Wissenschaftler_innen noch lautstark von Klimawandel-Skeptiker_innen bezweifelt wird. Keine einzige wetterbedingte Katastrophe kann einzeln direkt als Folge des Klimawandels beschrieben werden. Aber als Physikerin weiß ich etwas über die Sensibilität von dynamischen Gleichgewichten (globale, besonders atmosphärische Energiebewegungen, die sich als Klima und Wetter äußern) und ich kann gut abschätzen, dass wir inzwischen sensible „Kippstellen“ verändern. Dass das Wetter und das Klima sich schon immer verändert haben, stimmt – umso sorgfältiger müssen wir mit dem umgehen, was wir selbst noch in dieses sensible System eintragen. Denn eins wissen wir auch: unsere hochkomplexe Zivilisation verträgt kein plötzliches Umkippen, wie wir es aus urzeitlichen Phasen der Erdentwicklung kennen.
November 11, 2010 at 5:34 pm
[…] Globale Erwärmung und die Heuchelei der Mächtigen (12.11.10, 19.30 Uhr) […]