Wenn es nach den Weltuntergangspropheten gegangen wäre, wäre schon alles vorbei…. Es endet nur wieder einmal ein Jahr, aber wird damit auch etwas voll-endet? Was hat das Jahr gebracht, oder besser: was haben wir erlebt und was habe ich geschafft? Ich schreibe so eine Jahresbilanz nicht jedes Jahr, aber diesmal gibt es tatsächlich einige Lebens-Wenden, wegen denen ich mich öfter an dieses Jahr 2012 erinnern werde.
Also, beginnen wir mit dem Offensichtlichsten: Wir sind zu Hauseigentümern geworden. Kaufvertrag am Anfang des Jahres, Baugenehmigung jetzt am Ende. Ein altes Haus in Milda hatte 6 Jahre lang auf uns gewartet, zuletzt genutzt als Gaststätte. Gleich im Frühjahr veranstalteten wir einen letzten Ausschank in der alten Gaststube, die einmal meine Bibliothek werden wird. Hermann hat schon viel Zeit in das Haus gesteckt, die alte Garage wurde zur Werkstatt, alte Überdachungen werden erneuert, neue Fenster sind drin und im Haus wird grad Elektrik und Heizung gebaut.
An die andere große Veränderung erinnert mich gerade das Wetter. Vor einem Jahr musste ich zweimal in der Woche morgens los, sinnloserweise zu einem Bewerbungstraining. Ich war mal wieder erwerbslos. Das „Training“ war reine Schikane, und letztlich hatte es keinen Anteil daran, dass ich seit Mitte des Jahres einen neuen Job habe.
|
Eine kleine Firma stellt neuartige Scan-Kameras für mikroskopische Aufnahmen in 3D her. Ich bin da so was wie eine „Mess-Magd“ für alles Mögliche. Meistens ist die Arbeit sogar recht interessant. Da ich so was bisher weder vom Thema noch von den Arbeitsaufgaben her schon mal gemacht habe, muss ich mich auch ganz schön anstrengen und vieles lernen. |
Wie lang so ein Jahr ist, merke ich auch daran, dass die Erlebnisse vom Januar in meiner Erinnerung schon sehr weit zurück liegen. Ich muss tatsächlich in meine Foto- und Blog-Tagebücher schauen.
Den Frühling jedenfalls begrüßten wir wieder einmal beim Berliner Halbmarathon (mit Inlineskates). Damit war mein wohl letztes richtiges sportliches Jahr eingeläutet. Im Sommer nutzte ich meinen Urlaub, um wieder bei meinen Verwandten in Lüttchenseyda an frühere Ferienaufenthalte anzuknüpfen und öfter im Fläming-Skate-Gebiet zu trainieren. Einmal schaffte ich (wenn auch nur mit Müh und Not) 100 km an einem Tag … Das war eine gute Vorbereitung auf unseren nun schon 10. Berlin-Marathon im Herbst. Da ich inzwischen recht viel trainieren muss, um die über 42 km im Zeitlimit zu schaffen, wird das wohl leider mein letzter Berlinmarathon gewesen sein.
Angesichts der vielen Aktivitäten blieb irgendwie kaum Zeit, an unsere Silberhochzeit zu denken.
Ein Höhepunkt in diesem Jahr war mein Besuch in Wien im Mai. Zuerst das „Pfingsttreffen“ im Hotel von Franz und auch das „Symbiosium. Tage der außerordentlichen Psychologien“ mit meinem Vortrag „Das Einüben der Ent-Unterwerfung in der Kritischen Psychologie“ boten Möglichkeiten, wieder nette und interessante Menschen kennenzulernen. Ich brachte viele neue Informationen mit, aber vieles davon konnte ich leider noch nicht weiter verfolgen. Über den Besuch bei Mathias mit einem Freien-Hardware-Projekt konnte ich auch erst in den letzten Tagen berichten.
Nach längerer Pause fand in Jena im Juli auch wieder eine „AlternativUni“ statt. Ich war in der Vorbereitung, bei der Begleitung einiger Veranstaltung und einem eigenen Vortrag beteiligt. Unter anderem in diesem Zusammenhang habe ich mich dann auch mit dem Thema des „Alterns“ beschäftigt. Gleichzeitig konnten meine Schwiegereltern, beide in den 90ern, nicht mehr ohne Pflege leben, mein Schwiegervater starb im Sommer, meine Schwiegermutter lebt inzwischen in Jena in einem Seniorenheim. Ich besuche sie einmal in der Woche, leider ist sie nicht sehr glücklich in ihrer Situation, weil sie bisher immer agil herumgewuselt ist und nun in ihrem Rollstuhl und allein und trotz ihrer Demenz geistig unterfordert dahinlebt.
Bei meinen Vortragsreisen gab es dieses Jahr eine deutliche Konzentration auf das Thema „Ent-Unterwerfung“ aus der Perspektive der Kritischen Psychologie. Dazu war ich im Juli auch nach Osnabrück eingeladen, zum Symposium „Das Subjekt im Spannungsfeld zwischen Fremd- und Selbstbestimmung“. Auch hier erlebte ich wieder Menschen, die ähnlich „ticken“ wie ich; es ist sehr schade, dass wir uns nach so einem intensiven Wochenende meist doch aus den Augen verlieren. Der Höhepunkt zu diesem Thema war die diesjährige „Ferienuni Kritische Psychologie“, die mir wieder mehr Impulse gab, als ich verarbeiten konnte. In Bonn ging es im Herbst dann noch einmal um das Thema „Herrschaftsfrei Wirtschaften“.
In Jena treffe ich mich weiterhin regelmäßig mit meinem Freundeskreis „Zukunftswerkstatt“. Im Frühjahr hatten wir unser traditionelles Wochenendtreffen in der Jugendherberge in Bad Sulza (im Herbst fiel es aus). Wir haben auch mit unserem Kapitalseminar durchgehalten und konnten in der vorigen Woche mit dem 3. Band des „Kapital“ beginnen. Meine Teilnahme am „Klimanetz Jena“ hab ich nach Beginn des Jobs stark reduziert, für den „Bürgernahverkehr“ nehme ich mir keine Zeit mehr, im Umsonstladen schaue ich noch ab und an vorbei.
Thematisch habe ich vor genau einem Jahr, am 24.12.2011, das Thema „Komplexität“ eröffnet. Ich bin mitten in der Lektüre dazu stecken geblieben, habe es nicht geschafft, wenigstens eine Zwischenbilanz dazu zu schreiben. Nur begonnen habe ich auch das Thema „Mensch-Gesellschaftsformation-Biosphäre“. Leider viel zu wenig konnte ich meine philosophischen Studien weiter verfolgen. „Den Verstand zur Vernunft bringen“, Berichte von der Vortragsreihe „Hegel in Transformation“, den Rest gibt’s bisher nur als Notizen im Computer und fliegenden Blättern.
Als gegenständliches Ergebnis meiner Freizeitarbeiten erschienen dieses Jahr wieder zwei Broschüren aus der Reihe „fragend voran“ (zu „Herrschaftsfrei wirtschaften“ und „Technik“). Mit Christian S. zusammen gaben wir ein Email-Interview für die Zeitschrift „Widersprüche“, das vor allem im Blog „Keimform.de“ zu einer intensiven Diskussion führte. Außerdem halte ich nun endlich einen dicken Wälzer in den Händen, der für Bloch-Freunde sicher ein wichtiges Nachschlagewerk werden wird. Im Jahr 2010 hatte ich fast meine gesamte Zeit in drei Beiträge zum „Bloch-Wörterbuch“ gesteckt, das nun endlich erschien. Ein Text zu einem anderen Vortrag in Berlin aus dem vorigen Jahr wird wohl im nächsten Jahr veröffentlicht.
Einen Anlass, die vergangenen Zeiten zu überschauen, bot auch ein Klassentreffen im Herbst. 35 Jahre nach dem Ende der 10. Klasse… sah ich viele zum allerersten Mal wieder. Nur mit einer Freundin hatte ich die ganze Zeit hindurch Kontakt. Die „Fahrt ins Blaue“ führte ausgerechnet nach Thüringen, direkt an Jena vorbei.
So vergeht also die Zeit. Vor unserem Haus haben wir mittlerweile sogar einen Weihnachtsbaum:
Ich danke allen für ihre Liebe, Freundschaft und Unterstützung und
wünsche
ein gutes Vorankommen in den Vorhaben,
viel Kraft, Gesundheit und immer
ein freundliches Umfeld,
Freunde
und was und sonst noch freut und hilft
für 2013
Kommentar verfassen