Der junge Marx sah in der „freien bewussten Tätigkeit“ den „Gattungscharakter des Menschen“ (Marx 1844: 516). Im Unterschied zum Tier macht der Mensch „ seine Lebenstätigkeit selbst zum Gegenstand seines Wollens und seines Bewußtseins.“ (ebd.). Unter bestimmten gesellschaftlichen Verhältnissen, speziell kapitalistischen, führt die „entfremdete Arbeit“ dazu, dass „seine Lebenstätigkeit, sein Wesen nur zum Mittel für seine Existenz“ wird (ebd.). Die Aufgabe der Emanzipation besteht demnach darin, diese Verkehrung wieder aufzuheben, das Gattungswesen wieder herzustellen. „Die Geschichte wird damit zum Prozeß der Selbstentfremdung und Selbstverwirklichung des menschlichen Gattungswesens im Prozeß der Arbeit.“ (Wagenknecht 1997: 160)

Ernst Bloch führt den Gedanken weiter, dass nach der Aufhebung dieser Verkehrung menschliches Leben in einer Form aufblühen kann, wie wir es noch gar nicht kennen: „Das, was nicht entfremdet wäre, ist noch nicht bekannt, denn „denn der Mensch ist etwas, was erst noch gefunden werden muß“ (Sp: 2). Das Menschliche, das Humanum ist „das utopisch Unvorhandene und Geahnte, nicht das ahistorisch Zugrundeliegende und Erzgewisse“ (NR: 219). Für Bloch ist der Mensch „wesenhaft von der Zukunft her bestimmt“ (PH: 3).

Hans Jonas kritisiert diese Ansicht:

„Der Irrtum der Utopie ist also ein Irrtum der vorausgesetzten Anthropologie, der Auffassung vom Wesen des Menschen. Seine Gegenwart, anders als die der Larve, die erst zum Schmetterling werden soll, ist jeweils vollgültig als die fragwürdige, die sie ist.“ (Jonas 1979/2003: 383)

Menschen und menschliche Gesellschaften werden sich auch in Zukunft verändern. Menschen und menschliche Kulturen und Gesellschaften sind nie endgültig „fertig“, sondern sie bleiben „werdende“. Trotzdem ist jede dabei durchlaufende Werdensform „jeweils vollgültig“ (Jonas) und keine verliert bei aller Unterdrückung und Einschränkung die wesentliche Fähigkeit, die eigenen Lebensbedingungen aktiv und bewusst zu verändern, sich gnostisch vom Gegebenen zu distanzieren und sich in einer spezifischen Möglichkeitsbeziehung zur Welt zu befinden.

Was als jeweils Einschränkung erlebt, erlitten und bekämpft wird, kann nicht aus einem abstrakten Begriff des Menschen oder einem „Menschenbild“ abgeleitet werden, sondern zeigt sich in der wirklichen Geschichte und Gegenwart.