Am 15.6.2019 konnte ich während der Langen Nacht der Wissenschaften das PIK (Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung) besuchen. Am Eingang empfing uns ein stolzes Foto mit der Bundeskanzlerin und der Bemerkung, dass diese erst am Donnerstag zu Besuch gewesen wäre, aber „Heute sind SIE es“. Na prima. Ich hoffe, wir haben mehr gelernt als sie…
Klima-Simulationen
Da ich gerade beruflich mit Simulationen arbeite (und auch an einer Philosophie der simulierenden Wissenschaften interessiert bin), schaute ich mir zwei Präsentationen zur Modellierung und Simulation unter dem Motto „Meet a Model“ an. Zuerst über die Simulation des Abschmelzen des Ross-Schelfeises in der Antarktis (hier eine andere Veröffentlichung dazu), danach über die Modellierung der Rolle der Biosphäre in den Klimaprozessen. Die Tochter des Referenten führte uns „praktisch“ vor, wie man „Bäume in Computer“ bekommt, indem sie einen Lego-Baum „diskretisierte“ und in den „Computer“ steckte… 😉
Zu den folgenden Themen werde ich noch kurze Berichte bloggen:
- Jetstream und Wetterextreme
- Folgen des Klimawandels: Häufung von Extremwettern
- Folgen des Klimawandels: Abschwächung des Golfstroms
Außerdem zum
- CO2-Budget und zur
- Klima-bildung
Zum Abschluss möchte ich noch einen Film aus der „Climate Media Factory“ empfehlen, die während der Langen Nacht der Wissenschaften ihre Filme zeigte. Leider gibt es sie alle nur auf Englisch… Hier also nun: „The Earthbook“:
Juni 30, 2019 at 1:42 pm
Am Eingang empfing uns ein stolzes Foto mit der Bundeskanzlerin und der Bemerkung, dass diese erst am Donnerstag zu Besuch gewesen wäre, aber „Heute sind SIE es“. Na prima. Ich hoffe, wir haben mehr gelernt als sie…
a) Es zeigt die tatsächliche Unfreiheit großer Teile der Wissenschaft.
b) Es ist keine Frage des Lernens, sondern des politischen Wollens bzw. Könnens.
Juli 2, 2019 at 8:25 am
a) verstehe ich nicht. Inwiefern sind die WissenschafterlInnen „unfrei“, weil sie die Bundeskanzlerin empfangen?
Juli 2, 2019 at 9:49 am
Wenn sie frei wären, stelle ich mir vor, würden sie mit einem Nicht-Empfang (nebst offenem Brief) gegen ihre Klimapolitik protestieren.
Juli 2, 2019 at 10:17 am
Nun ja, das steht ihnen halt „frei“… 😉
Juni 30, 2019 at 2:09 pm
Worin besteht für Dich der Unterschied zwischen „Modell“ (womit Du Dich vermutlich schon häufiger bechäftigst hast) und „Simulation“ (womit Du Dich zukünftig stärker bechäftigen möchtest)?
Juli 2, 2019 at 8:27 am
Das Modell ist nur ein Teil der Simulation. Das siehst Du auch oben auf dem Foto: Erst wird ein Modell erstellt, dann simuliert und damit dann u.a. das Modell evaluiert…
Juli 2, 2019 at 10:11 am
Ich habe es vermutet, wollte aber nicht vorgreifen. – Das Anwenden eines wissenschaftlichen Modells war und ist fast immer auch Teil des Modellierens. Dank immer leistungsfähiger Computer sinkt tendenziell die Zeit für einen Versuch, können mehr Versuche durchgeführt werden. Dadurch entsteht der Eindruck, diese nähmen an Bedeutung zu. Wahrscheinlich meint hier das denglische Wort Simulation dasselbe wie das Lehnwort Modellierung.
Juli 2, 2019 at 10:19 am
Ich denke, es geht nicht nur eim „schnelleres Berechnen“, sondern der Typ Wissenschaft ist ein ganz anderer als der, der auf das analytische Ausrechnen von Gleichungen setzt. Die Modelle sind in den simulierenden Wissenschaften auch anders als in den „klassischen“ Wissenschaften. Sie müssen letztlich ein numerisches Ausrechnen ermöglichen. Dadurch können Themen bearbeitet werden, die analytisch gar nicht wirklich erschließbar sind (Strömungsmechanik, Meteorologie… und schließlich auch Klima).
Juli 2, 2019 at 9:36 pm
„der Typ Wissenschaft ist ein ganz anderer als der, der auf das analytische Ausrechnen von Gleichungen setzt“
Meine Erfahrungen in Quantenchemie, Transmission Line Matrix Modelling (TLM) und Modellierung aka Simulierung von Halbleiterlasern sehen das nicht so drastisch. Es gibt freilich methodologische Unterschiede zu den theoretischen und Experimentalwissenschaften im 19. Jh. TLM (Peter B. Johns etwa 1974) is ein Modell, das zur numerischen Lösung der Maxwell-Gleichungen ersonnen wurde, etwas derartiges ist mir aus dem 19. Jh. nicht bekannt.
Juli 3, 2019 at 8:30 am
Ja, „ganz anders“ war vielleicht übertrieben. Aber es geht eben nicht nur um die numerische Lösung analytischer Gleichungen, sondern darum, dass bei der Modellierung schon Idealisierungen wegfallen (können), die bei analytischen Gleichungen von vornherein drin sind. Dadurch können Themen bearbeitet werden, die analytisch gar nicht angegangen werden können. Und dadurch, dass Differenzialgleichungen zu Differenzengleichungen werden (Diskretisierung) geschieht auch etwas, was nicht rein deterministisch-analytisch ist, sondern selbst immer noch mal ein Einflussfaktor ist. Und noch einiges mehr, was man sich genau anschauen muss…