Gestern fanden sich in Jena Aktivist*innen aus Jena und anderen thüringer Orten zusammen, um mit einer Aktion auf die dramatischen Gefahren aufmerksam zu machen, die unsere Lebens- und Wirtschaftsweise mit sich bringt.
Eine große Rolle spielt dabei der Verkehr. Ein Fünftel der Kohlendioxidemissionen in Deutschland entstehen im Verkehr. Ausgerechnet im Verkehrsbereich konnten bisher die Emissionen nicht gesenkt werden, seit 2013 steigen sie sogar noch an.
Auch für Jena verzeichnet der „Bericht zur Umsetzung des Leitbildes Energie und Klimaschutz und des Energiekonzepts der Stadt Jena“ eine Zunahme der CO2-Emissionen durch den Verkehr (von ca. 125 Tausend Tonnen auf über 165 Tausend Tonnen seit 2004/5). Der Anteil des Verkehrs an den O2-Emissionen der Stadt stieg von 17,2% im Jahr 2004/2005 auf 31,4 % im Jahr 2017. Der relative Anteil stieg vor allem dadurch, dass im Strombereich sich die Zusammensetzung geändert hat (und die Jenaer Stadwerke „grünen Strom“ einkaufen). Aber beim Verkehr stieg auch der absolute Anteil. Und obwohl hier die Kraftstoffverbräuche pro Stecke sinken, wird dieser Effekt durch wachsende Kfz-Zulassungen überkompensiert.
Einigen Kfz-Fahrer*innen zeigten die Aktivist*innen gestern auf, dass dieser Trend nicht mehr hingenommen werden kann. Auf einem der Banner stand z.B. „Autos fügen Ihnen und den Menschen ihrer Umgebung erheblichen Schaden zu“. Zwei Ampelübergänge wurden zweitweise mit Zebrastreifen belegt und während der Grünphase für die Autos blockiert. Für die genervten Autofahrer*innen gabs Kekse und, wenn gewünscht, auch Informationen.
Extinction Rebellion (XR) ist eine Klima-Bewegung, die parallel mit der Bewegung FridaysForFuture von Großbritannien ausgehend derzeit in vielen Ländern aktiv ist.
Sie setzt sich dafür ein, dass die ganze Wahrheit gesagt wird, dass so gehandelt wird, dass bis 2025 eine CO2-Neutralität erreicht wird und dass Bürger*innenversammlungen einberufen werden, um den Prozess des gesellschaftlichen Wandels zu realisieren.
XR greift die Tradition des Zivilen Ungehorsams auf, um den Forderungen Nachdruck zu verleihen. Die Aktionen finden grundsätzlich gewaltfrei statt.
August 22, 2019 at 3:43 am
„Der relative Anteil stieg vor allem dadurch, dass im Strombereich sich die Zusammensetzung geändert hat (und die Jenaer Stad[t]werke „grünen Strom“ einkaufen).“ ??
In Berlin und Umland steigt die absolute Menge des Strassenverkehrs vor allem durch Bauboom, Pendler und Lieferverkehr des Internet-Handels.
Angesichts dessen halte ich die Aktion gegenueber den Autofahrer:innen fuer kontraproduktiv. Denn die meisten Pendler wuerden oeffentliche Verkehrsmittel benutzen, wenn diese oft genug dort fahren wuerden, wo sie unterwegs sind (Wohnung, Kindergarten/Schule/Verein/…, Arbeit, Einkaufsmoeglichkeiten). Und die Fahrer des Lieferverkehrs leben davon.
Ansetzen muss man m. E. beim Eigentum an Grund und Boden sowie an Wohnflaechen. Die Stadt Basel hat vor einigen Jahren den Verkauf von Grund und Boden gestoppt, um nicht auch noch den letzten Rest staedtebaulicher Gestaltungsmoeglichkeiten zu verlieren.
August 22, 2019 at 6:40 am
„Man“ muss an vielen Stellen ansetzen. Dass derzeit vorwiegend SUVs gekauft werden, liegt an den Menschen selbst. Und wenn das Autofahren von uns selbst weniger gewünscht würde, würden wir alle an dem ansetzen, was es vermindern und verhindern würde und die Forderungen nach günstigem Nahverkehr würden so laut, dass sie nicht mehr zu überhören wären. Die Autofahrerinnen werden ja von uns nicht als Feinde gesehen, sondern als potentielle Mitkämpferinnen. Aber das müss(t)ten sie dann auch schon tun. Nicht wenige von ihnen öffneten auch nett das Fenster und nahmen die Flugblätter (und Kekse) gerne an und einige spornten uns auch an.
August 22, 2019 at 8:01 am
An den SUV liegt es lt. Originaltext nicht: „Und obwohl hier die Kraftstoffverbräuche pro Stecke sinken …“
August 22, 2019 at 8:23 am
Das bezieht sich auf Jena für einen bestimmten Zeitraum. Aber wir wissen doch, dass 2019 über 20% der Neuzulassungen SUVs sind… Für Jena werden wir das in den nächsten Monitoringberichten wohl auch wiederfinden…