Ich fuhr nicht nur nach Berlin, um am Samstag meinen Workshop im „We 4 Future“-Camp zu halten (21.9., 15 Uhr, Zelt 1), sondern gleich an meinem Anreisetag (19.09.) besuchte ich zwei Veranstaltungen.
Zuerst hörte ich ab 17 Uhr im großen Hörsaal der Technischen Uni die „Climate Lecture“ von Prof. O. Edenhofer zum Thema „Zwischen Klimademos und Klimakabinett – wie die CO2-Bepreisung gelingen kann.“ Nach dem Vortrag gab es noch eine Podiumsdiskussion, u.a. mit Luisa N. als Vertreterin von FridaysForFuture.
Wer meinen Blog mitliest, weiß, dass ich der CO2-Bepreisung kritisch gegenüberstehe. Aber ich höre mir ja auch gern mal die Argumente an. O. Edenhofer begründete die Bepreisung damit, dass aufgrund ausreichender fossiler Ressourcen (die einer Emission von 15 000 Gt CO2 entsprechen) deren Preise nicht von allein steigen werden. Schon lange vorher müssen wir ihren Abbau dieser Ressourcen vor ihrem Verbrauch stoppen. Wenn wir bei 2 Grad über dem früheren globalen Temperaturmittel bleiben wollen, dürfen wir nur noch die Menge an fossilen Brennstoffen abbauen, die 1 100 Gt CO2 entspricht und bei 1,5 Grad sind es sogar nur 400 Gt.
Um diese Begrenzung einzuhalten, muss (mindestens) die Energieeffizienz gesteigert werden (von mehr war heute nicht die Rede). Edenhofer ging, wie die anderen PodiumsteilnehmerInnen, davon aus, das dies rein technisch durchaus möglich ist. Bisher werden alle Effizienzsteigerungen jedoch durch den sog. Reboundeffekt aufgefressen: Effizientere Motoren lassen z.B. SUVs lohnenswert werden oder ermöglichen mehr Fahrten. Um dies zu verhindern, muss alles, was zu CO2-Emissionen führt, ausreichend verteuert werden, um die Emissionssenkungen zu erreichen. Dies ist logisch innerhalb einer Wirtschaft, deren Akteure nur aufgrund von Preissignalen handeln. Allerdings: Normalerweise regeln sich Angebot und Nachfrage „von allein“. Die jetzt knappen CO2-Deponien reichen ihre „Nachfrage“ aber nicht von allein ein – diese muss durch die Politik eingefordert werden. Deshalb braucht es – immer noch innerhalb dieses Rahmens – nun anscheinend politisch festgelegte Preise/Steuern o.ä. auf alle CO2-erzeugenden Faktoren. Der Gedanke ist also: Um die möglichen Effizienzsteigerungen zu erreichen, darf es sich nicht mehr lohnen, trotz oder gar wegen der Effizienzsteigerung den Verbrauch zu steigern.
Edenhofer fordert deshalb einen angemessenen Einstiegspreis und einen langfristigen Pfad dafür, wie die Emission von CO2 immer weiter verteuert wird. Dieser Pfad muss dann auch über mehrere Legislaturperioden und damit auch über Wahlen hinweg durchgehalten werden, sonst gibt er keine ausreichenden Investitionssignale für jene Entwicklungen, die Energieeffizienz ermöglichen können.
Auffallend war, dass dann auf dem Podium der Vertreter des Verbands der Maschinenbauer begeistert zustimmte und das deswegen, weil er das quasi als Schub für die Märkte der Maschinenbauunternehmen sieht: Sie als die Maschinenbauer meinen, die entsprechenden Energieeffizienz-Produkte dafür entwickeln und verkaufen zu können. Wir kennen das aus dem Boom des Ausrüstungsmaschinenbaus für die Photovoltaik, wo ich bis zu deren politisch veranlassten Niedergang auch ich einige Jahre arbeitete. Er meint, damit würde dem „technischen Fortschritt eine neue Richtung gegeben“. Nun ja, die Produkte sind zwar andere, aber an dem ganzen Abend sprach überhaupt niemand über verschwenderisch-überflüssige Produktion, über zu kurzlebige Produkte, über nicht reparierbare Produkte usw.. Diese Richtungsänderung wird nicht in Betracht gezogen.
Ich hatte erwähnt, dass die Nachfrage nach „nachhaltigen“ Umweltbedingungen, hier eines weiterhin stabilen Klimas, nicht von die Natur selbst kommt, sondern stellvertretend eben von der „Politik“, die sich bei WissenschaflterInnen berät, was „die Natur“ braucht. Demokratie wird dann bloß noch gebraucht, zwischen diesen oder jenen möglichen Varianten, wie Kosten aufgeteilt und wie soziale Härten ausgeglichen werden, zu entscheiden. Wie wäre es aber, wenn wir demokratisch entscheiden könnten, wie wir überhaupt leben wollen, ob wir uns überhaupt noch den oben genannten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen unterwerfen wollen? Diese Rahmenbedingungen tragen strukturell wesentlich dazu bei, dass es so schlecht läuft, wie es läuft (Wachstumszwang durch Konkurrenz; einziger Maßstab Profitabilität…). Diese Rahmenbedingungen verhindern, dass wir Menschen selbst kreativ daran mitwirken und aushandeln, welche unserer Bedürfnisse wir wie befriedigen wollen. Sie führen auch dazu, dass die wirklich Mächten außen vor bleiben und die sozial Schwachen gegeneinander und gegen den Zweck der Ökologie ausgespielt werden können. Welche neuen Mobilitätskonzepte wir möchten, wie wir die Arbeit sinnvoll verteilen könnten, wie wir Nahrungsmittel produzieren möchten… und vieles mehr. Alle Lebensformen müssen durch den Flaschenhals der Profitabilität, alles „muss sich rechnen“ und diesen Flaschenhals ein wenig durch Politik zu verformen, wird die Welt nicht retten.
Die Einnahmen der CO2-bepreisung sollen den Menschen entsprechend sozialen Richtlinien zurück gegeben werden (z.B. durch Verzicht auf andere Energiesteuern). Gleichzeitig sollen natürlich auch die Verbraucher den Preissignalen folgen. Gedämmte Häuser, entsprechende Heizungen, der Umstieg auf Elektromobilität soll schon auch dadurch „motiviert“ werden, dass andere Alternativen zu teuer werden. Am Tag vorher zog durch die Medien der Begriff der „Welle der Altersarmut“. Prima, wenn die dann alle noch mal investieren sollen. Wenn sie sich kein Elektroauto leisten können, haben sie eben Pech. Andere Verkehrskonzepte? Verbrauchssenkung durch Vermeidung auf Grundlage anderer gesellschaftliche Infrastrukturen und Lebensweisen? Spielten hier und heute keine Rolle und damit auch nicht in den Plänen derer, die meinen, der „Politik“ meilenweit voraus zu sein. Wie schon erwähnt, bringt in dem Konzept von Edenhofer „die Politik“ die „Nachfrage der Natur“ durch eine zusätzliche Bepreisung ein. Die Nachfrage wird letztlich bezahlt werden müssen. Andere als Menschen können diesen Preis nicht bezahlen. Und Firmen und „die Wirtschaft“, erst recht die Profiteure werden sich mit Sicherheit raushalten dabei und die Kosten letztlich auf die Endverbraucher überwälzen, die keine andere Alternative bekommen, mobil zu sein, sich zu ernähren und zu den Produkten zu kommen, die sie für ihr Leben brauchen. Ich bräuchte kostenlosen Nahverkehr, kein Elektroauto. Ich bräuchte langlebige Güter, statt ständigen Einkaufszwang. Ich bräuchte kommunale, von vornherein als Energie-Plus-Häuser konzipierte Gemeinschaftswohnprojekte statt wärmedämm-verpackte Individualwohnwürfel, ich bräuchte ein Existengeld statt sinnloser Arbeit und Bewerbungskursen. Aber all dies gerät aus dem Fokus, wenn alle sich auf ein vermeintlich recht einfaches Drehen am Preis stürzen (was unter jetztigen Bedingugnen schwer genug ist) und sich letztlich damit zufrieden geben, …bis wir dann in 10 Jahren wieder hören, dass es – wie mit dem Rebound – doch nicht ganz so funktioniert hat, wie man sich das dachte, weil letztlich doch Profit vor Menschen ging und wenn die Politik nun noch die Natur in die Gleichung hineinnimmt, dann „Profit bei der „Rettung“ der Natur“ noch hinzu kommt, die vor Menschen geht.
Ich habe also letztlich nichts gehört, was meine Kritik an der CO2-Bepreisung relativieren würde.
Im Gegenteil. Ich erlebte hier mit, wie etwas gleichzeitig zum Commons erklärt und dann gleich wieder kommerziell angeeignet wird. Bisher wurde, so Edenhofer, die Atmosphäre als wilder Deponieraum genutzt. Das darf so nicht weiter gehen, sondern: Die Menschheit muss in freier Vereinbarung und in Einsicht in die sachlichen Zusammenhänge aus dieser wilden Deponie ein globales Gemeingut machen (nicht ganz wörtliche Mitschrift). Das klingt erst mal gut. Gleichzeitig sieht ein Mainstreamökonom dann nur die Möglichkeit, den Umgang mit der Knappheit mit dieser „Ressource Umweltsenke“ durch eine Bepreisung zu regeln. Damit begeht er einen Kurzschluss, weil er andere Möglichkeiten ausschließt. Erstaunlich ist, dass er sich auch auf Elinor Ostrom bezieht, die auch eine „Climate Lecture“ hier gehalten hat. Elinor Ostrom hat ihren Nobelpreis dafür erhalten, dass sie eine Alternative zu marktwirtschaftlichen und staatlichen Regelungsmechanismen stark machte: die echten Commons, bei denen sich die Menschen direkt um ihre Angelegenheiten kümmern, indem sie kommunizieren und verantwortungsvoll reziprok handeln. Es würde mich wundern, wenn sie bei ihrer Climate Lecture plötzlich auf marktwirtschaftliche, durch den Staat gesteuerte Lösungen gesetzt hätte. Ja, die Art und Weise wie die Menschheit mit der Atmosphäre als Commons umgehen kann, ist noch nie wirklich gut durchdacht worden. Aber dieses völlig neuartige Problem mit einer Mischung alter Mittel (Markt + Staatlich langfristig vorgegebene Preispfade) anzugehen, statt dem neuartigen Problem neuartige Mittel zu verschaffen, wird wieder viel Zeit verschenken. Wie beim Rebound-Effekt, an den in den hoffnungsvollen „Nachhaltigkeits“- und „Zukunftsfähigkeits“-Träumen der 90er Jahre erst mal lange niemand glauben wollte, werden wir das Unzureichende dieser Bepreisung erst dann glauben, wenn alle Länder alle möglichen Varianten ausprobiert haben. Ich habe bisher keine Korrelation des Senkens von CO2-Emissionen und steigenden CO2-Preisen bei den Ländern gesehen, die solche Preise/Steuern schon länger haben (wobei eine saubere Unterscheidung von anderen Faktoren wie Kernenergienutzung etc. erfolgt wäre).
Meine Kritik daran ist, dass der Rahmen der Mainstreamökonomie unhinterfragt als der einzige „Stand der Wissenschaft“ unterstellt wird, dass eine „soziale End-of-pipe“-Struktur installiert wird ohne die wirtschaftliche Entscheidungsträgerschaft grundsätzlich in Frage zu stellen (die Alternative wäre die Demokratisierung der Wirtschaft) und dass das Gemeingut Atmosphäre in eine durch Preise (ver)kaufbare Ware verwandelt wird. Ich kritisierte dieses Konzept auch deswegen, weil es nur auf technokratische Lösungen setzt, was – wie wir gesehen haben – von den Teilen der Wirtschaft, die davon zu profitieren hoffen, begeistert aufgegriffen wird.
Was ich über die Haupttrends der Zukunft denke, werde ich morgen auf einem Workshop auf dem „We 4 Future“-Camp erzählen (15 Uhr, Zelt 1).
September 20, 2019 at 9:17 am
Das Problem, das die CO2-Emissionen schneller senken und damit auch die sicher geglaubte Altersversorgung des Herrn Prof. Edenhofer vernichten wird, ist:
1. der zunehmende Energieaufwand für die Energieproduktion selbst. Die Energiepreise sind schon heute, weltweit, für die meisten Energieproduzenten zu niedrig ( https://ourfiniteworld.com/2019/09/12/our-energy-and-debt-predicament-in-2019/ ).
2. Der Zusammenhang zwischen dem Energiepreis, der Energieverfügbarkeit und der Produktivität menschlicher Arbeit, der den Anstieg der Energiepreise verhindert. Menschen brauchen nämlich billige Energie um überhaupt etwas leisten zu können. Wenn Menschen wegen zu hoher Energiepreise nicht mehr produktiv sein können, können sie sich auch keine Energie und keine mit Energie hergestellten Güter mehr leisten.
Wenn die Energiepreise steigen, dann sinkt daher die Energienachfrage und damit sinkt auch wieder der Energiepreis. Weil die Energieproduktion immer aufwendiger wird kommt man so in einen Bereich, in dem die Energie für die Energieproduzenten zu billig und für die Energiekonsumenten zu teuer ist.
Man kann dann noch einige Zeit durch Zinssenkungen und billige Kredite die Energienachfrage und die Energieproduktion aufrecht erhalten, wie man das in den letzten Jahrzehnten getan hat.
Schließlich scheiden aber immer mehr Energieproduzenten und auch immer mehr Energiekonsumenten wegen Geldmangel aus. Die Einkommensunterschiede in der Gesellschaft werden immer größer und schließlich kommt es zu zunehmend blutigen innerstaatlichen und zwischenstaatlichen Verteilungskämpfen.
Die CO2-Emissionen sinken dabei sehr.
Das sogenannte ETP-Modell der Hill’s Group, einer Gruppe amerikanischer Erdölingenieure, hat diesen Mechanismus an einer intelligenten Kombination aus Ölpreis, Brennwert und historischen Daten erstaunlich gut nachmodelliert und damit gezeigt, dass die Ölförderung bereits zwischen 2025 und 2030 im globalen Mittel den Punkt überschreiten wird, von dem an für die Ölförderung mehr Energie aufgewendet werden muss als damit verfügbar gemacht wird. Energetisch wird damit die nach der Kohle wichtigste Energiequelle unserer Zivilisation wahrscheinlich in nur 5 bis 10 Jahren aufgehört haben eine Energiequelle zu sein ( https://www.freizahn.de/2016/10/erschoepfung-das-schicksal-des-oelzeitalters/ ).
September 20, 2019 at 8:46 pm
Die Preise von Gütern, die unter Bedingungen freier Konkurrenz privateigentümlicher Plusmachereien produziert werden, werden zwar – im Idealfall – durch Angebot und Nachfrage ermittelt, aber keineswegs bestimmt. Höhere Steuern durch niedrigerer Preise ausgleichen funktioniert nicht.
September 20, 2019 at 8:38 pm
Diese Frage zeigt meines Erachtens das grundlegende Problem deines Ansatzes so wie ich ihn wahrnehme. Die Frage ist idealistisch. Sie sieht von den materiellen Existenz- bzw. Interaktionsbedingungen in kapitalistischen Gesellschaften ab. Auf deren Grundlage bilden sich aber die Vorstellungen über richtige und falsche Politik, Philosophie, Zukunftsperspektiven, Produktionsbedingungen usw. also auch das Wahl- udn Abstimmungsverhalten heraus. Unter den augenblicklichen Existenzbedingungen, Machtkonstellationen usw. würde bei einer Volksabstimmung über die Einführung kommunistisch bestimmter Interaktionsbedingungen nicht viel herauskommen. Genau deshalb war Sozialismus für Marx nicht die ganz andere Idealgesellschaft, sondern eine längere Perionde des – allerdings zunehmend organisierten – Übergangs von der kapitalistischen in eine kommunistische Formation des gesellschaftlichen Zusammenwirkens – und Kommunismus bekanntlich kein Ideal sondern die tatsächlichen Entwicklungsmomente, die die alten Interaktionsbedingungen (und mit ihnen das Wissen und der Wille, die Bedürfnisse der wirklichen, wirklich zusammenwirkenden Menschen und Instritutionen) aufheben – und zwar keineswegs mit einem Schlag sondern entsprechend der tatsächlichen Kräfteverhältnisse.
Wenn auf der Veranstaltung am Donnerstag nicht über die Notwendigkeit größerer Langlebigkeit und Reparatur-, Auf- und Umrüstfähigkeit von Produkten und wie diese zu erreichen ist, gesprochen wurde, heißt das nicht, dass deren Ntwendigkeit in den Kreisen nicht erkannt wird. Es ist aber halt so, dass die Klippe der CO2 Bebreisung ersteinmal genommen werden muss. Wenn nicht einmal das geschafft werden kann, kann man den ganzen anderen Rest auch vergessen.
Es wäre übrigens interessant zu erfahren, ob es Untersuchungen darüber gibt, was mit besserer Reparatur,- Um- und Aufrüstfähigkeit zu gewinnen ist und welche Maßnahmen dem unter den gegebenen (also kapitalistischen) Bedingungen förderlich sein können. Klimawissenschaftlier sind da natürlich erst einmal überfordert. Aber was gibt es dazu in der Sozial- und kritischen Wirtschaftswissenschaft? Vielleicht in den Magazinen des Ökomverlages? Wäre schon wichtig, hier den Stand der wissenschaftlichen Debatte zu erfassen. (Man muss viel wenn die Freiheit ruft)
Davon unabhängig ist es aber eben doch wchtig, sich selbst Gedanken darüber zu machen bzw. diese unter Sozialist*innen auszutauschen, was ein öko-kommunistsch bestimmtes, planetarisches Nachhaltigkeitsmanagement als Grundlage des Weltwirtschaftens (und damit des anthropogenen Stoffaustausches mit der Natur) notwendig, und was es in hinreichender Tiefe und Breite gewollt und machbar machen könnte – dabei bedenkend, dass dies nicht auf der Grundlage von Belehrungen sondern nur aus der tatsächlich möglichen gesellschaftlichen Praxis heraus geschehen kann.
Das umreist die Herausforderung.
September 22, 2019 at 4:48 pm
Du verstehst die Bedeutung dieser Frage wirklich nicht. Denn mit diesr Frage telle ich genau in Frage, dass es weiter kapitalistisch läuft.
September 22, 2019 at 4:50 pm
„heißt das nicht, dass deren Ntwendigkeit in den Kreisen nicht erkannt wird. Es ist aber halt so, dass die Klippe der CO2 Bebreisung ersteinmal genommen werden muss. “
Das sehe ich nicht so. Warum die CO2-Bepreisung als „Klippe“ oder „Flaschenhals“ ansehen, durch den erst mal alles durch muss, ehe weiteres überhaupt diskutiert werden kann. Nein: Mit grundsätzlich anderen Produktionszielen (Nutzen, Gebrauch, Bedürfnisbefriedigung…) würden nicht nur Dinge zu anderen Preisen, sondern ganz andere Dinge (und Dienstleistungen) in ganz anderer Weise produziert.
September 26, 2019 at 8:22 pm
„Man“ kann alles Mögliche diskutieren. Nur wird die Masse der Menschen nicht diskutieren, wie sie den Kapitalismus Geschichte werden lassen, nur weil sie ihre Zeit nicht mit Forderungen nach einer vernünftigen CO2 Bepreisung verschwendet. Vielmehr werden die meisten Menschen denken: Wenn nicht einmal die durchgesetzt werden kann, wie dann Weitergehenes? Da bleibe ich lieber passiv. Die Schlaumeierei der „anti-kapitalistschen“ Bekenntnislinken kommt deshalb den mit der Brown Economy kooperierenden Kräften zugute, die selbst kleinste Erfolge der Klimabewegung und ihrer Verbündeten in der Wissenschaft verhindern möchten damit diese wie gewohnt entmutigt werden und resigniert aufgeben.
Wie soll sich denn der Gedanke einer (welt-) gesellschaftlichen Bestimmung dessen, was wachsen und was lieber schrumpfen soll, auf breiter gesellschaftlicher Ebene entwickeln und verbreiten?
Hier mal eine Überblick über dieStudien zur CO2 Bepreisung
https://www.riffreporter.de/klimasocial/schrader-co2-preis-gutachten/
September 27, 2019 at 6:20 am
„Wie soll sich denn der Gedanke einer (welt-) gesellschaftlichen Bestimmung dessen, was wachsen und was lieber schrumpfen soll, auf breiter gesellschaftlicher Ebene entwickeln und verbreiten?“ Ich bin gerade hier in Jena auf der Postwachstumskonferenz.
Mit der CO2-Bepreisung hat das so gut wie gar nichts zu tun, die würde nur ablenken, weil sie suggeriert, dass es so weiter gehen kann wie jetzt (d.h. mit den üblichen kapitalistischen Innovationen, diesmal eben mit CO2-sparenden). Dies wurde bei der Veranstaltung mit Edenhofer ja gaaaanz deutlich. Da war nix mit Schrumpfen. Weder ob, noch wo, noch wie.
September 23, 2019 at 10:15 am
Könnte aber auch sein, dass du in Wirklichkeit meine Kritik an den idealistischen Charakter deines Herangehens nicht verstehst.
September 23, 2019 at 11:27 am
Es hilft nichts sich endlos darüber zu beklagen, dass zwangsläufig auf Grundlage kapitalistischer Existenzbedingungen agierende Klimawissenschaftler, Politiker, Initiativen der Zivilgesellschaft usw. die emanzipationsproduktive Fortschritte nun einmal nur innerhalb kapitalistischer Interaktionsbedingungen, (die sich niemand einfach „aus dem Kopfe schlagen kann“, wie Marx/Engels in ihrer Kritik der Deutschen Ideologie bemerken) organisieren können, nicht auf eine sofortige Beseitigung des Kapitalismus drängen von der nieand sagt, wie das denn gehen könnte. Das ist auf Basis der derzeitigen realen d.h. sozialen Machtverhältnisse (nicht des Standes eines Meinungsstreits um die besten Ideale) unmöglich. Es kann derzeit nur darum gehen, wie die (Welt-) Gesellschaft sich in de Lage vesetzt, einen Emanzipationsprozess zu organisiieren, der auf eine (welt-) gemeinschaftliche Kontrolle der anthropogenen Produktionsmittel zielt.
Statt besserwisserische Ratschäge zu geben, was ANSTELLE der (zwischen-) statlich verordneten CO2 Bepreisung zu tun wäre, (und sich in der Angelegenheit auf Seiten der Koch-Industrien, Exxon Mobil und den CDU und FDP Nörglern gegen das aktuelle Reförmchen wiederzufinden) sollte die anti-kapitilaistische Linke deshalb besser über Strategien debattieren, wie wenigstens die CO2 Bebepreisung zum Erfolg verholfen werden und die nächsten und übernächsten realen (d.h. praktischen, praktisch erfolgversprechenden) Fortschritte ausehen und von der GesellscHaft tatsächlich geleistet werden können. (Es wäre etwa darauf zu achten, welche der potenziell Wirkmächtigen das am meisten Progressive vertreten (Unterschiede etwa zwischen Edenhofer und Stefan Rahmtorf). Das heißtt nicht, dass nicht GLEICHZEITIG, schonungslos verdeutllich weden muss, in welcher Zeit welche Ziele erreicht werden müssen, um nicht Zusammenbrüche des planetarischen Stoffwechsels zu riskieren, die keine wirklich wollen kann.
September 23, 2019 at 12:00 pm
„idealistischer Charakter“… Wollen wir hier wirklich in eine philosophische Grundsatzdiskussion gehen? Ich erinnere mich leider nur zu gut daran, dass im Marxismus-Leninismus der Idealismus-Vorwurf immer ein Toschlags-Argument der Herrschenden war.
Wenn ich sachlich darauf eingehen will, dann verweise ich darauf, dass Materie nicht nur das Tatsächliche ist, sondern als Wirkliches auch das Mögliche. Und was möglich ist und was nicht, sollte Gegenstand von sachlichen Diskussionen sein. …
September 23, 2019 at 1:02 pm
Ja, damals. Das ist richtig und eine Schande. Aber heute ist dieser Satz das Todschlagargument. Ich werfe dir nichts vor, bemühe mich lediglich um Klärung beispielsweise, was die Möglichkeitsbedingungen sind der Entwicklung hinreichend breit und tief angelegter Bedürfnisse nach der Etablierung von Verhältnissen, die eine (welt-) kommunistisch bestimmte Regulierung des anthropogenen Stoffaustausches erlaubten. .
September 23, 2019 at 12:07 pm
Ich finde es nicht sachlich, wenn Du meine Ausführungen aburteilst als „endlos darüber beklagen“ und „besserwisserische Ratschläge geben“.
Was ich mache, ist das, was Du ganz unten dann auch noch gnädig zugestehst, dass man „schonungslos verdeutlichen muss“ usw… Genau das mache ich. Ich fordere den Horizont des Möglichen so weit heraus, dass diese Ziele erreicht werden, auch wenn das Tatsächliche dabei weit überschritten werden muss.
Ich denke, es wäre gar nicht unsinnig, wenn Leute, die einen unterschiedlichen Möglichkeitshorizont sehen, dann auch jeweils an ihrem kämpfen und sie sich letztlich aneinandner anschieben, aber wenigstens in eine Richtung.
Wenn Du auf der CO2-Bepreisungslinie kämpfen willst, dann tu das, ich wünsch Dir viel Glück. Lass mich aber immer wieder an die Grenzen dieses Vorgehens erinnern und das Ganze weiter treiben.
September 23, 2019 at 1:13 pm
Ja, mein Protest gegen den idealistischen Anti-Kapitalismus ist hier vielleicht ein wenig zu allgemein und noch zu wenig präzise auf deine Aussagen bezogen. Jedenfalls finde ich es gut, dass du bei der Veranstaltung warst und dich mit den Positionen inhaltlich auseinandersetzt statt einfach nur zu wiederholen, dass sich der Kapitalismus nicht grün ansttreichen lässt und ähnliches.
Was ich tue, ist allerdings nicht wichtig. Ich sehe den Flaschenhals, und grusele mich von Ausblicken auf die Schönheiten von zerbrochenem Glas.
September 23, 2019 at 12:51 pm
Die Atmosphäre ist aber keineswegs ein Allgemeingut im Sinne eines Commons, Ein Allgemeingut setzte die Wirklichkeit einer (welt-) gemeinschaftlich bestimmte Verantwortung für deren Behandlung oder Verwendung voraus und nicht nur den Anspruch oder Wunsch danach.
Wie Frage ist, wie wir dahin kommen, dass tatsächlich die Völker selber darüber reden, wie sie den anthropogenen Treibbauseffekt zurückfahren, Da weder Wunsch noch Wirklichkeit einer solchen Fähigkeit in der erforderlichen Tiefe und Breite vorausgesetzt werden können, müssen die Bedingungen der Entfaltung ihrer Dialektik verstanden werden. Die Wirklichkeit drängt nicht einfach zum Wunsch, es ist eben auch das Umgekehrte vonnöten, und das geht halt nur in Entwicklungsstufen, die von den jeweils augenblcklich vorherrschenden Widersprüchen ausgehen.
September 27, 2019 at 6:18 am
Du hast Recht, dass die Atmosphäre ein Commons ist, muss erkämpft werden. Und die Bepreisung ist das Gegenteil davon. Insofern steht das einander doch mehr gegenüber, als ich kompromisslisch annehme, wenn ich denke, man könnte es ja mal probieren, sich aber kritisch-antizipierend darauf vorbereiten, dass wir viel weiter in den Veränderungen und deshalb auch den Forderungen gehen müssen…
September 27, 2019 at 10:19 am
Wobei natürlich nicht wirklich erkämpft werden kann, dass die Atmosphäre ein Commons IST. Erreicht werden kann nur, dass sie ein Bereich gemeinsamer Verantwortung und in dem Sinne ein Common WIRD. Das geschieht aber nicht als Folge von Belehrungen über den teuflischen Charakter von Geld. Besteuert werden soll ja nicht die Atmosphäre sondern das, was deren lebensrettende Funktion unterminiert.
Leider ist der idealistische und von einem negativen Geldfetisch bessenene Anti-Kapitalismus diesbezüglich auf dem Holzweg und polemisiert – im Verein mit den Trllwerkstätten der Brown Economy – gegen genau die Dinge, die tatsächlich geeignet wären, auf breiter gesellschaftlicher Ebene Debatten zu provozieren, die ein bewusstes Werden tatsächlicher Mitverantwortlichkeit stützen, nämlich Debatten darüber, welche Produktionsergebnisse in einem gemeinschaftlich bestimmten Akt weiterhin belohnt werden sollen und welchen entgegengewirkt werden muss. https://scilogs.spektrum.de/klimalounge/warum-ein-co2-preis-gerecht-und-notwendig-ist/
September 28, 2019 at 4:56 am
„Debatten darüber, welche Produktionsergebnisse in einem gemeinschaftlich bestimmten Akt weiterhin belohnt werden sollen und welchen entgegengewirkt werden muss“ – Diese Debatten werden durch die Bepreisung – von was auch immer, ob nun des „Verschmutzungsrechts der Atmosphäre“ oder der Energieträger – gerade ersetzt. Oder kennst Du nur Debatten über Preise (wie auf den „normalen“ Warenmärkten)? Wenn das Reagieren auf und das Setzen von Preissignalen eine gesellschaftliche Debatte ist, dann hast Du von dieser eine sehr reduzierte Vorstellung. Meiner Meinung nach verhindert die Bepreisung genau diese Debatte. Wir hier z.B. streiten uns die ganze Zeit nur darum, anstatt in eine Debatte darüber einzutreten, ob wir z.B. nicht viel eher grundsätzlich die Entscheidungsmacht über Investitionen und Produktionsvorhaben erringen sollten.
September 28, 2019 at 6:02 pm
„
Ich kann mich nur wiederholen. Das sieht von den materiellen Existenz- bzw. Interaktionsbedingungen in kapitalistischen Gesellschaften ab. Auf deren Grundlage bilden sich aber die Vorstellungen über richtige und falsche Politik, Philosophie, Zukunftsperspektiven, Produktionsbedingungen usw.
Was in Anarchokreisen als Alternativen zur CO2 Bepreisung debattiert oder nicht debattiert wird, ist für die gesellschaftliche Bewusstseinsbildung ganz und gar unerheblich. Die (Welt-) Gesellschaft ist leider noch keine Assoziationen freier Individuen. Kapitalistisch vergesellschaftete Menschen betrachten Märkte bzw. die Preise von Waren in der Regel als Gottesurteile, steigende oder fallende Preise als ein Mehr oder Weniger von Gerechtigkeit, die ihnen gegenüber entsprechend ihrer Verdienste für die Gesellshaft gewährt oder vorenthalten wird. Die Wirkung von Raubbau auf die Preisbildung wird deshalb als ein Mehr an Gerechtigkeit empfunden. Kollektiv, das heißt, tatsächlich als Menscheit darüber entscheiden zu können, die Produktion welcher Güter, vermehrt und welcher zurückgefahren werden soll, ist ein Gedanke, der auf Grundlage der derzeitigen Produktions- und dait Existenzbedinngungen keine Chance hat, zur Mehrheitsmeinung zu werden.
Der Wille, die ganzen Produktionsketten in den Blick zu nehmen und für deren sozial-ökologische Vernunft Verantwortung zu übernehmen, entsteht nicht durch das Ausmalen von Utopien und nicht auf einen Schlag, sondern nur als Ergebnis gesellschaftlicher Auseinandersetzung um die nächsten gangbaren Schritte.
Marx/Engels: Die deutsche Ideologie. MEW Bd. 3, S. 35
Ich würde mich auch lieber darüber unterhalten, wie wir möglichst schnell dahin kommen, das Weltwirtschaften und damit den athropogenen Stoffaustausch mit der Natur auf Basis eines weltgemeinschaftlich bestimmten Nachhaltigkeitsmanagements zu gestalten als mich daran abzuarbeiten, dass sich „Anti-Kapitalisten“ in praktischen Fragen auf Seiten der Bown Economy wiederfinden.
September 29, 2019 at 9:53 am
Du widersprichst Dir selbst. Einerseits willst Du stark auf dem Boden der Tatsachen bleiben und kritisiert mich ständig dafür, dass ich deiner Meinung nach darüber hinaus gehe. (“ Das sieht von den materiellen Existenz- bzw. Interaktionsbedingungen in kapitalistischen Gesellschaften ab. Auf deren Grundlage bilden sich aber die Vorstellungen über richtige und falsche Politik, Philosophie, Zukunftsperspektiven, Produktionsbedingungen usw“).
Andererseits möchtest Du Dich „lieber darüber unterhalten, wie wir möglichst schnell dahin kommen, das Weltwirtschaften und damit den athropogenen Stoffaustausch mit der Natur auf Basis eines weltgemeinschaftlich bestimmten Nachhaltigkeitsmanagements zu gestalten“.
Kennst Du die schöne Unterscheidung von Existenz und Wirklichkeit? Das Existierende ist das Gegebene, ohne das darin andere Mögliche zu sehen. Dieses zeigt uns erst der Blick auf das Wirkliche.
Also: die objektiven und subjektiven „Wirklichkeits- bzw. Interaktionsbedingungen in kapitalistischen Gesellschaften“ enthalten beides: Einerseits das Reale, das die Probleme aufgrund struktureller Grenzen nicht lösen kann und andererseits das wirklich-Mögliche, d.h. jene Trends, die in die richtige Richtung weisen.
Wir kommen zu dem „weltgemeinschaftlich bestimmten Nachhaltigkeitsmanagement“ aber nicht durch Stärkung der nicht dafür funktionierenden Strukturen wie Bepreisung, sondern diese hindert uns eher daran, in die gewünschte Richtung zu blicken und dort die Möglichkeiten zu finden und zu schaffen, die wir brauchen. Du weißt ja, dass ich mich für diese Fragen in Richtung „Commoning“ orientiere als Alternative…
Wenn Du bessere Formen und Wege zu einem „weltgemeinschaftlich bestimmten Nachhaltigkeitsmanagement“ kennst, dann arbeite sie aus. Dann wirst Du vielleicht merken, dass die Bepreisung bei Beibehaltung der jetzt realen strukturen Grundlagen (sprich: Kapitalismus) da nicht reinpasst. Und auch nichts nützt:
Oder siehst Du in einem der Länder, die sie schon haben, irgend einen glaubhaften Ansatz dafür, dass er in die richtige Richtung führt? Schau Dir einfach mal die CO2-Emissionsdiagramme an. Da ist Schweden nun wirklich nicht viel besser als die BRD vorher, die entscheidenden Einsparungen kamen in der BRD durch den Wegfall der DDR-Industrie und schon vorher in Schweden durch den Einsatz von Kernkraft. Beides sind für mich keine Lösungen – wir müssen stattdessen z.B. fordern, nicht nur auf Preissignale reagieren zu müssen, sondern die Investitionsentscheidungen zu demokratisieren (was z.B. auch auf der Tagung „Great Transformation“ in Jena mehrmals gefordert wurde) und im demokratischen Disput gemeinsam neue Lebens- und Produktionsweisen entwickeln (in der Industrie wurde das ja teilweise für die Rüstungskonversion schon mal erprobt, mittlerweile scheint das für den ökologischen Bereich auch zu beginnen).
September 29, 2019 at 1:34 pm
Ich bin nicht derjenige der sich widerspricht, der die Wirklichkeit nicht in ihnen Entwicklungspotenzialen wahrnimmt und nicht überlegt, wie entsprechend auf deren Entwicklung einzuwirken ist, also keinen Unterschied zwischen politischen Zielen und der Frage nach einem Wechsel der ökonomischen Grundlage kennt.
Deine dahingehende Fehlwahrnehmung kann ich mir nur so erklären, dass du nicht zwischen den diversen wirs unterscheidest, wie einem Wir, das sich selbst die Aufgabe stellt, Kapitalismus Geschichte werden zu lassen und dem gesellschaftlichen Wir, dass sich als Weltgesellschaft diese Aufgabe stellen müsste, diese Fähigkeit aber nur stufenweise erwerben kann, bei denen politische Erfolge eine wichtige Rolle spielen, die auf Basis der augenblicklichen Existenzbedingungen Risse in das Gottblauben an die ewige Weisheit privater Produktion und freier Konkurrenz ermöglichen.
Und weil im ersten Wir nuneinmal die Vorstellung umherschwirrt, dass Geld, Warenproduktion und das andere Teufelszeugs der kapitalistischen Ära entweder mit einem Schlag abschaffbar oder einfach mit Wirtschaftsdemokratie (Volksabstimmungen als Grundlage von Investitutionsentscheidungen?) überwindbar ist, kann man das aus dem eigenen „Bewusstsein“ abgeleitete, der Masse der um ihre Existenzgrundlagen als Lohnabhängige fürchtetenden Menschen einfach beipulen.
Irritiert es dich nicht, dass die anti-kapitaistische Gegnerschaft zu den von der Klimawissenschaft gestützen politischen Forderungen nach einer CO2 Bepreisung identisch mit denen der Brown Economy ist, und politisch in die gleiche Kerbe haut, wie es deren Trollwerkstätten und rechtsradikalen Polithansel tun?
Eine vernünftige Diskussion um Voraussetzungen einer Anpassung des ökonomischen Systems an den gegenwärtigen Stand der Produktivkraftentwicklung (mit all deren Destruktivpotenzial) braucht einerseits einen Meinungsstreit unter denen, die das bereits so sehen, um die Ziele des „Systemwandels“ (was ja nicht zuletzt die Frage zu beantworten hat, was verhindern könnte, dass das erneut in einem „linken“ Totalitarismus endet) und davon ausgehend andererseits, was in den verschiedenen Zusammenhängen die am meisten in diese Richtung gehenden Vorstellungen, Initiativen usw. sind – wissend, dass das Wissen und Wollen und Wissenwollen der Mehrheit eben von deren kapitalistisch bestimmten Existenzbedingungen abhängt und nur schrittweise, nicht zuletzt über politische Erfolge, dahin gelangen kann, die darin verborgene „Entfremdung“ (um den Philosophen verständlich zu bleiben) als eine unerträgliche Macht zu sehen und abschütteln zu wollen.
https://mehr-oeko-kommunismus.blog/damit-die-entfremdung-eine-unertragliche-macht-wird/
Wenn also eine auf die Gesamtgesellschaft bezogene ökologische Avantgarde seit Jahrzehnten verzweifelt (und mit vielen Rückschägen gesegnet) dafür kämpft, dass mit der CO2 Bepreisung überhaupt der Externalisierung von gesellschaftlichen Kosten (letztlich notwendigen Arbeitsaufwand) der Verbrennung fossiler Kraftstoffe aus den privateigentümlichen Wertschöpfungsketten etwas entgegensetzen (und wenigstens den Anflug des Gedankens, dass die Weltökonomie gesteuert werden sollte) und damit nicht nur die geballte Macht der Brown Economy gegen sich haben sondern auch noch mit den reaktionären Verharrungskräften im Volke zurecht kommen müssen, dann ist doch wirklich irre, wenn die Kräfte, die sich für (kommunistische, anarchistische usw.) Revolutionäre halten, den Kräften der Reakktion beispringen.
Auf einer Postwachstumskonferenz, die die Möglichkeitsbedingungen mehr im Blick haben sollte, ist die Frage, wer hier die am meisten fortschrittlichen und die eher reaktionären Kräfte, Ideen, Konzepte sind, wieder eine ganz andere. Ich habe das länder nicht verfolgt. Grundsätzliches dazu hier: https://mehr-oeko-kommunismus.blog/2014/05/07/wachstum-oder-post-wachstum-ist-nicht-die-frage/
September 29, 2019 at 2:27 pm
Dass man mit einer CO2-Bepreisung auf die Entwicklungspotentiale könne, müsste noch nachgewiesen werden. Auf meine Verweise auf die fehlenden Erfolge in anderen Ländern hast Du nicht reagiert. Wie das all das von Dir Gewünschte voranbringen soll, sehe ich überhaupt nicht.
Dass Du auch hier wieder nicht ohne eine zweimal genannte Unterstellung der Unterstützung meinerseits für die „Braune Industrie“ auskommst, führt dazu, dass ich beim nächsten Mal solche Kommentare ablehne.
September 29, 2019 at 3:09 pm
Huch? Wo ist mein Kommentar geblieben? Bin ich etwa einmal wieder mit Einreisverbot beehrt worden?
September 29, 2019 at 3:39 pm
Solche Bemerkungen „einmal wieder mit Einreiseverbot beehrt worden“ möchte ich hier wirklich nicht lesen.
September 29, 2019 at 3:53 pm
Glücklicherweise beruhte sie auf einen Irrtum, Sorry for that. Kannste also gerne löschen 😉
September 29, 2019 at 4:57 pm
Weil sich Fehler eingeschlich haben, Sätzeblieben unvollständingt blieben usw. und ich einiges auch weniger missverständlich ausdrücken möchte, den letzten Abschnitt noch einmal in etwas anderen Worten:
Wenn also eine – auf die Gesamtgesellschaft bezogen – Avantgarde des wissenschaftlch-politischen Ökologismus seit Jahrzehnten verzweifelt (und mit vielen Rückschägen gesegnet) dafür kämpft, dass mit der CO2 Bepreisung überhaupt etwas der Externalisierung von gesellschaftlichen Kosten (letztlich notwendigen Arbeitsaufwand) der Verbrennung fossiler Kraftstoffe aus den privateigentümlichen Wertschöpfungsketten etwas entgegensetzen wird (und gesamtgesellschaftlich betrachtet den Boden bereitet, der WENIGSTEN DEN ANFLUG des Gedankens ermöglicht, dass die Weltökonomie, d.h. die Frage, was in welchen Mengen bzw. Grenzen wie produziert werden darf, durch kollektive Entscheidungenn gesteuert werden sollte) und bereits damit nicht nur die geballte Macht der Brown Economy gegen sich hat sondern auch noch mit den reaktionären Verharrungskräften im Volke zurecht kommen muss, dann ist doch wirklich irre, wenn die Kräfte, die sich für (kommunistische, anarchistische usw.) Revolutionäre halten, politisch mit Polemiken gegen die CO2 Bepreisung in Erscheinung treten, die objektiv dem Kampf der Reaktion gegen diesen minimalen Fortschritt auch noch nützen. Da das natürlich nicht als Absicht unterstellt werden kann. Was steckt dahinter? Etwa eine Verelendungstheorie nach der jeder Fortschritt im kapitalistischen Rahmen deren Kraft, Herrlichkeit und Unbesiegbarkeit „suggeriert“?
September 29, 2019 at 3:06 pm
Ich habe gar nichts unterstellt, sondern eine Frage gestellt. Die „anti-kapitalistische“ Polemik gegen die CO2 Steuer haut nun einmal in die gleiche Kerbe wie die Agenturen der Brown Economy. Das ist eine Tatsache, obwohl der Einfluss dieser Tatsache auf die gesellschaftlichen Kräfteverhältnisse sicher überschaubar ist. Dass dich das keineswegs irritiert, hätte ich mir vielleicht denken können. Schade.
September 29, 2019 at 3:11 pm
Ne, da ist er ja. Mein Vertrauen in die Menschheit ist wiederhergestellt 😉