Meine Projektgruppe „Gesellschaft nach dem Geld“ beteiligte sich mit einer ganzen Session an der Konferenz  „Great Transformation: Die Zukunft moderner Gesellschaften“  vom 23.-27. September 2019 in Jena. Schon deshalb konnte ich nicht zu allen Veranstaltungen gehen, aber auch sonst war das Angebot an spannenden Themen überwältigend. Da die Konferenz gleichzeitig auch die Abschlusskonferenz der DFG-Kollegforscher_innegruppe „Postwachstumsgesellschaften“ war, ging es natürlich ganz zentral um die Problematik der Transformation hin zu einer Gesellschaft, in der zumindest jene Bereiche nicht mehr wachsen, die natürliche und menschliche Potentiale zerstören. Ich werde im Folgenden einige inhaltliche Bemerkungen teilen.

Welches Wachstum woher?

In einem Workshop zum Ökosozialismus betonte Frieder Otto Wolf, dass es nicht um „Wachstum an sich“ und dessen Ablehnung gehen könne, sondern dass zu unterscheiden ist zwischen notwendiger selektiver Schrumpfung in den gefährlichen Bereichen, der Aufrechterhaltung anderer, für unser Leben notwendiger Bereiche und sogar dem Ausbau in anderen Bereichen (z.B. der ökologischen Landwirtschaft).

Die Treiber des gefährlichen Wachstums wurden – in unterschiedlicher Stärke – ausgemacht in der Kapitalakkumulation, der industriellen bzw. der technologischen Dynamik und auch der Demokratie, sowie in sowie anderen kulturellen, politischen und ökonomischen Faktoren. Warum in der Demokratie? Weil sie die Anspruchslogik der Menschen vertreten muss, um ihre Legitimation nicht zu verlieren. Insgesamt wird ein „plurales Konzept gesellschaftlicher Steigerungsdynamik“ (Lorenz) ausgemacht.

Was leider bis auf den einen Hinweise beim Stichwort Demokratie (in den von mir besuchten Veranstaltungen, zum Thema der „Subjektivitäten“ komme ich später noch) nicht weiter diskutiert wurde, war das Problem, dass Klima-Bewegungen eben tatsächlich nicht nur gegen „die Politik“ und gegen die hinter dieser stehende „Wirtschaft“ agieren müssen, sondern gegen durchaus reale Lebensinteressen von vielen Menschen, die sie in der gegenwärtige Wirtschaftsordnung haben, und die dazu an deren gutes Funktionieren auch bei der Ausbeutung von Natur und anderer Menschen („imperiale Ordnung“) gebunden sind. Wenn die Politik nur so ein lasches Klimapaket auflegt, dann, weil sie auch große Teile der Bevölkerung vertritt, die sich bei zu hoher Belastung „Gelbwesten“ anziehen könnten. Und dies ja nicht zu Unrecht! Es ist immer leicht, einen äußeren Gegner auszumachen („die Politik“, „die Wirtschaft“) und die eigene strukturelle Einbezogenheit in das Ganze nicht sehen zu wollen, die ja auch kulturelle und ideelle Wirkungen zeitigt.

Aber auch nur individualistische Verhaltensänderungen sind – wie auch auf der Konferenz mehrmals erwähnt wurde- keine wirkliche Alternative. Wenn diese angesprochen werden, dann nicht zufällig vor allem im Konsumbereich. Wie wäre es denn aber, wenn wir grundsätzlich in Frage stellen, wer über die Produktion entscheidet? In Bezug auf das Einfordern an der Beteiligung an Investitionsentscheidungen wurde dies auf der Konferenz durchaus diskutiert.