Speziell auf einem Workshop der Konferenz „Great Transformation: Die Zukunft moderner Gesellschaften“ ging es um Naturbegriffe, die mit dem praktischen gesellschaftlichen Naturverhältnis zusammen hängen. Solveig Selzner verglich z.B. die Naturbegriffe von Hans Jonas, Hartmut Rosa und Bruno Latour. Während Jonas der Natur einen Eigenwert und einen Eigenzweck zuschrieb, spricht sich Rosa für eine Eigenständigkeit der Natur aus und Latour für einen Eigensinn. Das „Eigen-“ in den Bestimmungen wurde dann als Bestimmung der Natur als Subjekt genommen. Die Vorstellung einer auf die Menschen beschränkte Subjektivität wurde ganz allgemein, so auch mein Eindruck aus der Diskussion, als unzulässige Heraushebung des Menschlichen, als Anthropozentrismus verworfen. Es wurde auf Andreas Weber verwiesen, bei dem Subjektivität, die auch im Biotischen vorhanden sein soll, an Kommunikation gebunden ist, wodurch der „Anthropozentrismus durchbrochen“ sei. Hm, wenn ich die Subjektivität von vornherein auf das reduziere, was auch im Tier- oder gar Pflanzenreich schon vorkommt, dann ist das so. Aber dann entmenschliche ich die Menschen, weil ich sie um die Fähigkeiten verkürze, die nur sie haben (Stichwort „Spezifische Möglichkeitsbeziehung“). Aber davon haben die Soziolog_innen hier nicht gesprochen (das wäre z.B. in Bezug auf die Unterscheidung ihres Fachs von den Naturwissenschaften wichtig).
Über die rechtliche Debatte zu Rechten der Natur sprach Stefan Knauß. Er berichtete über die Rechte in der Verfassung von Ecuador. Die Natur, zweimal auch „Patcha Mama“ genannt, hat dort das Recht auf „Aufrechterhaltung ihrer natürlichen Kreisläufe, Strukturen, Funktionen und evolutionären Prozesse.“ Dieses Recht kann – und dies zeigt schon den Unterschied gegenüber Menschen – nur durch Menschen eingeklagt werden. Letztlich wird das Recht von Menschen durch Menschen gesetzt.
War mir bei der Debatte noch auffiel: Mensch und Natur wurden i.a. als Gegensatz betrachtet, es ging vor allem um den Schutz der Natur vor den menschlichen Eingriffen. Einmal wurde der Mensch selbst als Natur thematisiert, hier aber nur seine Leiblichkeit. Bei aller Betonung der Besonderheit der Menschlichkeit sind aber Menschen auch nicht „widernatürlich“; sie sind selbst eine hoch entwickelte Form der Natur, in der die Natur „ihre Augen aufschlägt“ (Schelling), in der Menschen in die Natur „neue Verwirklichungen und Wirklichkeiten entbindend“ eingreifen (Bloch) und letztlich setzen wir uns auch als natürliche Wesen gegen die Zerstörung der Natur, der uns äußeren wie auch der inneren, ein:
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