fürs CI-Treffen 05.12.2020
Version 2.0.: Punkt 2.3 ergänzt
Morgen findet beim Commons-Instituts-Herbsttreffen ein Workshop zur den Fragen statt, die wir in einer Diskussionsgruppe des CI ein halbes Jahr lang gesammelt haben. Die Fragen wurden bisher im einem Pad[1] gesammelt, aber sie sind dort echt schwer zu erfassen. Von Jojo wurde bereits eine Zusammenfassung erstellt. Auch ich schreibe jetzt – ziemlich auf die Schnelle – noch einen Text, der das zusammenfasst, was morgen vielleicht diskutiert werden könnte.
1. Welche Bedingungen sind für die nächsten Jahrzehnte antizipierbar
Manchmal wurde geäußert, dass Probleme, die wir für die von Commonern vertretene Commoning-Utopien sehen, ja „bloß“ die Transformationsphase betreffen würden, während das Resultat, die verwirklichte Utopie diese Probleme dann nicht mehr hätte. Dies sahen wir in der Diskussionsgruppe mehrheitlich nicht so. Vielleicht, so dachten wir, erweist sich eine Unterscheidung a) der Transformationsphase, b) einer für die nächsten Jahrzehnte geltenden Nah-Utopie und c) einer eventuell dann beschränkende Bedingungen nicht mehr berücksichtigende Fern-Utopie sinnvoll. Ich ordne die folgenden Probleme nicht mehr diesen Phasen zu, es ergibt sich eher von alleine, dass die meisten genannten einschränkenden Bedingungen noch über Jahrhunderte hinweg wirksam sein werden.
Zusammenfassend kann darauf verweisen werden, dass das Neue an diese Überlegungen eine Anpassung an die sich seit 20 Jahren deutlich zeigenden Bedingungsänderungen zu Ungunsten bestimmter utopischer Vorstellungen ist. Das Neue besteht darin, dass die Weichen nun schon ziemlich irreversibel verrückt sind, so dass wir davon ausgehen müssen, dass die gewünschten und angezielten Zustände für eine nachkapitalistische, bessere Zukunft (genannt „Utopie“) sich unter wesentlich schlechteren Bedingungen durchsetzen und realisieren müssen, als wir bisher dachten. Es wird in keinem Fall von Überfluss auszugehen sein, sondern von objektivem materiellem und energetischem Mangel aufgrund der Begrenztheit der verbliebenen Naturpotentiale und der Folgen der schon zerstörten biosphärischen und klimatischen Lebensgrundlagen. Für alle Utopien gilt jetzt, was Ende der 70er ein SF-Autor für eine in der Stadt Torsby verwirklichte Utopie schrieb: „Das Torsbykonzept wird von Jahr zu Jahr utopischer, gemessen an dem, was in der Welt geschieht.“
Das Folgende steht unter der Annahme, dass es unrealistisch ist, anzunehmen, dass in den nächsten beiden Jahrzehnten eine ausreichende Drosslung der Treibhausgasemissionen auf kapitalistischer Grundlage erfolgen wird (an einen Green New Deal wird also nicht vertraut) und viele der Probleme wären auch zu lösen, wenn die Revolution schon in den nächsten Jahren erfolgen würde, so dass die nachrevolutionäre Umgestaltung der Wirtschaft und Gesellschaft noch rechtzeitig käme, um diese Drosselung einzuleiten, bevor das „Business-as-usual“-Szenarium eintritt. Als Hinweis auf die Brisanz der Lage sei daran erinnert, dass jetzt schon klar ist, dass das 1,5-Grad-Ziel nicht mehr wirklich zu erreichen ist, sondern dass sich die Hoffnungen jetzt darauf richten, dass ab 2050 Techniken für die Rückführung von CO2 aus der Atmosphäre in ausreichender Funktion und ausreichendem Ausmaß zur Verfügung stehen (siehe dazu hier[2]), um eventuell von oben her zurück auf 1,5 Grad zu kommen. Dass die zusätzlich notwendigen massiven Emissionsreduktionen in den nächsten zwei Jahrzehnten stattfinden, kann nun wirklich kaum noch gehofft werden, denn nichts deutet darauf hin, dass die entsprechenden Anstrengungen ernsthaft geplant oder in Angriff genommen werden (außer man glaubt, die geringfügigen Änderungen, die diskutiert werden, würden ausreichen).
Wir schauen im Folgenden auf Bedingungen, die deshalb in den nächsten Jahrzehnten höchstwahrscheinlich vorliegen werden. Man wird zwar annehmen können, dass viele Arbeiten und Aufwände nach dem Kapitalismus als unnötig wegfallen (verschwenderische Produktion nicht langlebiger, nicht reparierfähiger Güter, Marketing hierzu, Finanzwesen…), aber das sichert nicht ab, dass der „Rest“ weiterhin Überflussbedingungen ermöglicht. Ich unterscheide zur besseren Übersicht naturbezogene und gesellschaftliche Bedingungen.
1.2. Naturbezogen
Mehrere Planetare Belastungsgrenzen sind bereits überschritten, der Klima-Umbruch ist im Gange und lokale sowie regionale natürlicher Lebensbedingungen sind in vielen Gebieten stark zerstört. Dadurch verringert sich u.a. die Produktivität, die die Natur als Lebensgrundlage zum Reichtum der Menschheit beiträgt.
- Verringerte Bodenfruchtbarkeit, Verringerung von Fischbeständen, Insekten fehlen als Bestäuber…;
- Vor allem der Klima-Umbruch führt zu sich verstärkenden Zerstörungen von Äckern, Infrastrukturen, Ernten etc. (durch Extremwetter), zusätzlich zu den direkten Hitzeeinwirkungen (Verlust vieler Zonen für menschliches Leben);
- bis 2100 ist beim Business-as-usual-Pfad eine global-durchschnittliche Temperaturerhöhung von plus 4 Grad sehr wahrscheinlich;
- Die Gefahr der Überschreitung der Klima-Kipppunkte besteht ab + 1.6 Grad (und nicht wie früher angenommen 3,5 Grad[3]); es entsteht die Gefahr eines „Lock-ins“ (Verweilen der Erdtemperatur auf den hohen Werten über die nächsten Erdzeitalter) bei deutlich höheren Temperaturen, die gegen 2100 erreicht sein könnten.
- Der Temperaturanstieg verläuft 1. im Vergleich zu früheren Klimawandeln auf der Erde extrem schnell und 2. steigt die Temperatur nicht einfach „nur“ kontinuierlich an, sondern es wird ständige Instabilitäten über Jahre/Jahrzehnte/Jahrhunderte hinweg geben, an die sich die Ökosysteme nur schwer „anpassen“ können.
1.3. Gesellschaftliche Folgen
- Der Verlust von bewohnbarer Erdoberfläche (Direkte Hitzeeinwirkung plus zerstörte Ernährungsgrundlagen durch Verlust von Böden, Zerstörung von Küstenorten…) führt zur Verschärfung der globalen Ungerechtigkeit.
- Kinder, die ab 2020 geboren werden, erleben eine Welt, die global-durchschnittlich 1,2 bis 4 Grad wärmer ist. Wenn sie 60 sind, wird wahrscheinlich die 3-Grad-Marke überschritten.
- Global-durchschnittlich 4 Grad mehr bedeuten: auf 47% der gesamten Landfläche können keine Menschen mehr leben, das betrifft 74% der jetzigen Bevölkerung.[4]
- Bei + 2 Grad sind 330-396 Mio Menschen mehr von niedrigen Ernteerträgen betroffen als 2018.
- Dauernde Klima-Instabilitäten erschweren die Anpassung der Nahrungsmittelproduktion.
- Konfliktkonstellationen werden verschärft: Nahrung, Süßwasser, Sturm und Flut, Migration führen höchstwahrscheinlich zur Destabilisierung von Gesellschaften und Instabilität und Unsicherheit im internationalen System[5], dies aber nicht im Sinne der schöpferischen Zerstörung (die Platz mach für das Neue, von uns Gewünschte), sondern des Desasters.
- Kinder, die ab 2020 geboren werden, erleben eine Welt, die global-durchschnittlich 1,2 bis 4 Grad wärmer ist. Wenn sie 60 sind, wird wahrscheinlich die 3-Grad-Marke überschritten.
1.4. Weitere gesellschaftliche Bedingungen
- Seit 2000 entstanden verschärfte gesellschaftliche Brüche innerhalb der kapitalistischen Kernländer (bis hin zu Trump-USA).
- Es entstand eine globale neue Feindkonstellationen (Kampf gegen Terror…).
- Abschottung gegen Flüchtende, meist mit viel Zustimmung in der Bevölkerung. Verbunden mit Verlust an Solidarität, Humanität, Vernunftsansprüchen, Demokratie…
- Die Mentalität vieler Menschen veränderte sich eher in Richtung Postdemokratie, Fake, etc. als in Richtung Frieden, Emanzipation…
- Soziale, ökologische, globale Ungerechtigkeitsbewegungen sind zwar ständig aktiv, aber der vorher erwartbarer Aufschwung der Weltsozialforenbewegungen oder anderer Bewegungen wie Occupy zerfallen ständig wieder und sind zu fragil, um verhängnisvolle globale Entwicklungstendenzen umzukehren.
- Ökobewegungen und soziale Bewegungen argumentieren und agieren noch viel zu wenig miteinander statt aneinander vorbei oder gar gegeneinander.
2. Was ist zu tun? Was müssen die Commons schaffen?
2.1. Erforderlicher Umbau der Gesellschaft
Die Gesellschaft muss nicht nur ihre gesellschaftlichen Strukturen verändern (Abschaffung des Kapitalismus und anderer exkludierender Systeme und Praxen und Konstitution neuer gesellschaftlicher Beziehungen), sondern den ganzen Apparat der gesellschaftlichen Reproduktionstätigkeit auch in sachlich-technischer Sicht umwälzen.
- Auch hier nicht zu vergessen, sondern an den Anfang zu stellen: Care-Arbeit, d.h. das Kümmern um alle persönlichen Bedürfnisse von Menschen muss an die erste Stelle (wichtig für Bereitstellung entsprechender Mittel, vor allem genug Zeit!)
- Ersatz aller Anlagen des fossilen Energiesystems (was dem Aufwand von rund einem Fünftel des weltweiten BIP entspricht)
- Um- und Rückbau fast aller Industrieanlagen sowie Infrastrukturen für Mobilität, Transport etc.; Neubau entsprechend regional-ökologischen Möglichkeiten und Erfordernissen, die regionale und globale Verteilung dieser Standorte muss optimiert werden. D.h. die Produktion darf nicht nur „bedürfnisgetrieben“ organisiert werden, sondern „globale Bedürfnisse aller“ müssen umgesetzt werden. Entsprechende Akkumulationsfonds etc. werden gebraucht.
- Z.B. müssen die stark energiebedürftiger Produktionsbranchen an Standorte mit viel möglicher sich erneuernder Energie umverteilt werden; auch die sich erneuernde Energie kann nur unter Beachtung der jeweiligen ökologischen Umstände für menschliche Zwecke nutzbar gemacht werden.
- Umgestaltung der Landwirtschaft entsprechend absehbaren regionalen Gegebenheiten, unter Berücksichtigung zunehmender Unwetter, Missernten, verlorener Bodenfruchtbarkeit, verlorenen Grundwasserreservoirs, Dürren, Hitze…
- all dies erfordert komplexe und schnell entstehende und umsetzbare Planungen in großen territorialen und zeitlichen Räumen.
2.2. Zusätzlich zu leistende Aufwände
In früheren sozialistischen und kommunistischen Konzepten wurde angenommen, dass die wachsende Produktivkraftentwicklung einen hohen Stand von Arbeitsproduktivität ermöglicht und dadurch menschliche Lebenszeit freigesetzt wird von sog. „notwendiger Arbeit“. Dies kehrt sich leider um – wenn ökologisch gelebt und gewirtschaftet wird, wird mehr lebendige Arbeit eingesetzt werden müssen, ev. über das Maß der auf Basis der „produktiven Bedürfnisse“ „freiwillig“ bzw. „motiviert“ bereitgestellten Arbeit hinaus.
- Es sind weniger „Energiesklaven“ einsetzbar (d.h. weniger lebendige Arbeit kann durch den Einsatz von Energie ersetzt werden)
- Es sind zusätzliche Biosystemregenerationsarbeit (Aufforsten…) notwendig, die übrigens die nicht direkt „bedürfnisgetrieben“ ist…
- Aufgrund der enormen wachsenden Zerstörungskraft von Wetterunbilden und Verlust der ökologischen Stabilität müssen viel mehr Reserven vorgehalten werden…; Verluste müssen ausgeglichen werden… auch dies erfordert ein großes Maß an Ressourcen und Arbeit.
2.3. Gesellschaftliche Hürden
- Schutz der „Keime“ des gewünschten Neuen gegenüber Angriffen, von Ein-und Auswirkungen der allgegenwärtigen Verteilungskämpfe… (… „im Handgemenge“)
- Suche nach Durchsetzungskraft (Gestaltungsmacht) (und sich in diesem Sinne selbst bestärkenden Dynamiken) gegenüber auch möglichen Alternativen, die eher in Richtung gesellschaftlichen Rückschritts gehen…
3. Besonderheiten des notwendigen globalen Maßstabs der Problemlösungen
In der o.G. Diskussionsgruppe wurde vor allem sehr lange darüber diskutiert, welche Folgen die Globalität der ökologischen und klimatischen Probleme für ein Commoning der Zukunft haben. (Leere Stichworte wie „Polyzentrizität“ oder so reichen da nicht). Dazu wurde u.a. folgendes diskutiert
- Zur Globalität der dezentralen Planung:
- Die jeweilige globale Ressourcen- und Verschmutzungsbilanz muss global und regional bekannt sein. Diese gibt Obergrenzen vor („Entwicklungsraum innerhalb der planetaren Grenzen“). Wer und welche Region/Gruppe davon wieviel nutzen und aneignen kann, ergibt sich aus der Obergrenze nicht, sondern muss geregelt werden. Dazu müssen sich auf allen Ebenen (lokal, … regional, global) die jeweiligen Verfügenden untereinander abstimmen. Diese Abstimmung muss logisch VOR dem Losarbeiten „von unten her“ geschehen. Vom Commoning-Muster „Poolen, deckeln und Aufteilen“ sind die ersten beiden Aspekte einfach erfüllbar, das Dritte bildet den Knackpunkt. Es geht hier sicher nicht um Festlegungen ein für allemal, sondern auch um die Erkundung möglicher Methoden und Prozesse… (Ein Text zu „Governance-Formen… die sich kohärent an die biogeophysikalischen Maßstäbe der jeweiligen Ressourcen anpassen“ siehe Mwangi und Markelowa in „Commons. Für eine neue Politik jenseits von Markt und Staat“ (2012), bitte mehr dazu suchen!)
- z.B. Landwirtschaft z.B. für Europa: muss ökologisch „angepasst“ und gleichzeitig produktiv genug sein. D.h. großräumig und langfristig geplant. Und: Eigentumsverhältnisse: Wer kann über die Flächen und Arbeitsleistungen „verfügen“? Wie werden die Stadtmenschen versorgt?
- Wieviele Menschen sind auf welchem Niveau innerhalb der Planetaren Grenzen auf ökologische Weise versorgbar? (Abschätzungen Ökolandbau, Permakultur für wieviel ha und Arbeitsstunden pro Person?)
- z.B. Landwirtschaft z.B. für Europa: muss ökologisch „angepasst“ und gleichzeitig produktiv genug sein. D.h. großräumig und langfristig geplant. Und: Eigentumsverhältnisse: Wer kann über die Flächen und Arbeitsleistungen „verfügen“? Wie werden die Stadtmenschen versorgt?
- Die jeweilige globale Ressourcen- und Verschmutzungsbilanz muss global und regional bekannt sein. Diese gibt Obergrenzen vor („Entwicklungsraum innerhalb der planetaren Grenzen“). Wer und welche Region/Gruppe davon wieviel nutzen und aneignen kann, ergibt sich aus der Obergrenze nicht, sondern muss geregelt werden. Dazu müssen sich auf allen Ebenen (lokal, … regional, global) die jeweiligen Verfügenden untereinander abstimmen. Diese Abstimmung muss logisch VOR dem Losarbeiten „von unten her“ geschehen. Vom Commoning-Muster „Poolen, deckeln und Aufteilen“ sind die ersten beiden Aspekte einfach erfüllbar, das Dritte bildet den Knackpunkt. Es geht hier sicher nicht um Festlegungen ein für allemal, sondern auch um die Erkundung möglicher Methoden und Prozesse… (Ein Text zu „Governance-Formen… die sich kohärent an die biogeophysikalischen Maßstäbe der jeweiligen Ressourcen anpassen“ siehe Mwangi und Markelowa in „Commons. Für eine neue Politik jenseits von Markt und Staat“ (2012), bitte mehr dazu suchen!)
4. Probleme, die durch Mangelbedingungen entstehen
4.1. Ungleiche territoriale und zeitliche Verteilung der Ressourcen – unterschiedliche Interessen
Wenn wir mit dem Konzept von Simon und Stefan vor allem auf eine Inklusionslogik in den gesellschaftlichen und gesellschaftlichen Beziehungen setzen, so ergeben sich aus den genannten Mangel-Bedingungen folgende Probleme:
- In der Utopie von Simon und Stefan wird angenommen, dass die Inklusionslogik sich dadurch durchsetzt, dass jede und jeder von der Kooperation durch andere abhängen und es ihnen dadurch real besser geht, wenn sie auch kooperieren. Das gilt aber nicht, wenn:
- a) es Territorien/Regionen gibt, die genug eigene Ressourcen haben, um ziemlich autark leben zu können und dabei Umweltraum anderer verbrauchen und
- b), wenn es Regionen gibt, die auf „Flaschenhals“-Ressourcen sitzen (von denen alle viel brauchen, wie z.B. bestimmte Rohstoffe zur Herstellung der Technik für die Umwandlung sich erneuernder Energien).
- Diese sind dann weniger auf den „Wettbewerb um Kooperation“ angewiesen
- Dasselbe gilt in verstärkter Form übrigens auch für unsere Nachkommen. Auf deren Kooperation sind wir gar nicht angewiesen!, die können die Kooperation nicht verweigern
4.2. Problem: psychologische Mechanismen der Inklusionslogik zu schwach
Auch für die psychischen Mechanismen, auf die die Inklusionslogik setzt (dies ist bei Simon und Stefan auführlich beschrieben), machen die zu erwartenden Mangel-Bedingungen Probleme:
4.2.1. Menschen sollen nicht mehr gezwungen werden zu arbeiten, sondern „motiviert beitragen“
- Das setzt auf ein gewisses Maß an „produktiven Bedürfnissen“ (wenn sie nicht gezwungen werden, machen Menschen vieles von sich aus gern, was gebraucht wird)
- Unter Mangelbedingungen kann der irgendwie von allen zu leistende Beitrag (siehe 2.) (statistisch) aber viel größer sein als die Verfügbarkeit von freiwilligen/motivierten Beiträgen ausgehend von den produktiven Bedürfnissen.
- Der verwendete Begriff der „Motivation“ aus der Kritischen Psychologie erfordert das Vorhandensein von 3 Voraussetzungen. Anders ausgedrückt: Jemand ist motiviert, wenn es
- 1. einen „Zusammenhang zwischen dem zu leistenden Beitrag zur kooperativ-gesellschaftlichen Lebensgewinnung (bzw. deren Verbesserung) und der vorsorgenden Sicherung der eigenen Existenz unter den je gegebenen Verhältnissen“ gibt,
- 2. dieser Zusammenhang muss in den gesellschaftlichen Denkformen adäquat abgebildet sein, und
- 3. muss das Individuum fähig sein, „das Vorhandensein bzw. das Fehlen des Zusammenhangs adäquat zu erfassen“ (Holzkamp 1983[7]: 299-300)
- Im globalen Maßstab gilt 3. nicht. Ich kann nie wissen, ob ich nicht mehr Zeit und Aufwand investiere zugunsten von „Trittbrettfahrern“. Höchstens in der Fern-Utopie können wir davon ausgehen, dass alle Menschen genug Vertrauen ineinander aufgebaut haben, dass dieser Zweifel nicht wirksam wird.
4.2.2. Problem: Konkretisierung der „kollektiven Verfügung“:
- Als zweite Bedingung für das Funktionieren der Inklusionslogik neben dem „motivierten Beitragen“ gilt die „kollektive Verfügung“.
- Unter Mangelverhältnissen muss klar entschieden werden, wer z.B. über nur territorial begrenzt vorkommende Ressourcen verfügt (Menschen, die dort wohnen, oder doch die gesamte Menschheit?). Wer ist jeweils das „Kollektiv“???
4.2.3. Konfliktlösung
- bei Simon und Stefan nur interpersonal, keine Aushandlung lokal-gemeinsamer, regionaler etc. Interessenkonflikte. Dies folgt daraus, dass die Konflikte jeweils durch das Einbeziehen der Bedürfnisse der anderen gelöst werden sollen (Inklusionslogik)
- Konfliktlösung erfordert Zeit, die im Zeitbudget anderen Arbeiten und Bedürfnissen verloren geht. Außerdem erfordert manches schnelle Entscheidungen (z.B. wie wir die Weltwirtschaft sachlich-technisch umbauen müsste jetzt entschieden werden, um sofort damit anfangen zu können).
[1] https://pad.riseup.net/p/%C3%96koprobleme_f%C3%BCr_Commons-keep
[2] https://philosophenstuebchen.wordpress.com/2020/07/12/netto-emissionen/
[3] IPCC 2014
[4] Mora et al. 2017: 501
[5] WGBU 2007: 172
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