Die Beitragsreihe zur Vorstellung des Buches „Omnia Sunt Communia“ von Massimo de Angelis ist nun abgeschlossen. Zum besseren Nacheinanderlesen stelle ich hier die Links zu allen Beiträgen zusammen:
- Alles Allen – 1: Was sind Commons? Zirkulation der Commons, „The Common“ als Utopie?
- Alles Allen – 2: Commons und Kapitalismus.
- Alles Allen – 3: Kämpfe und Commons, Bewegungen und Commons.
- Alles Allen – 4: Commons in Transformation/Revolution, Strategische Fragen,
- Alles Allen – Offene Fragen 1: Verhältnis Individuen – Commons
- Alles Allen – Offene Fragen 2: Besondere Qualität der Commons
- Alles Allen – Offene Fragen 3: Industrie-Commons?
- Alles Allen – Offene Fragen 4: Zweifel an der präfigurativen Politik.
- Alles Allen – Literatur
August 30, 2021 at 9:59 am
Spannend! Dazu 2 Anmerkungen:
(1) Gemeinschaftseigentum ist nichts neues insofern auch nicht revolutionär, sondern schlicht dem menschlichen Verhalten seit je adäquat. Der Begriff „das Land der Ahnen“ zeigt beispielsweise, dass Land als Ressource dem individuellen Zugriff einzelner Mitglieder der Gemeinschaft entzogen ist. Neu ist dagegen, dass der Begriff des Privateigentums das individuelle Eigentum an einer Zahnbürste mit dem Eigentum an Unternehmen gleichsetzt ohne dessen sozialen Implikationen zu respektieren.
(2) Die gängige ökonomische Theorie erklärt nur Geldwirtschaften mit individuellem Eigentum und behauptet, durch Produktion den Wohlstand vermehren zu können. Tatsächlich geht es jedoch um Tauschprozesse und darum, wie die Menschen darin integriert sind. Beispiel: Das Drama der Atbeitslosigkeit ist ja nicht, nicht zu arbeiten, sondern von arbeitsteiligen Tauschprozessen ausgeschlossen zu sein.
September 7, 2021 at 10:51 am
[…] to Postcapitalism“). Annette hat es relativ zeitgleich mit mir auch gelesen und bereits eine ausführliche Besprechung in mehreren Teilen auf ihrem Blog veröffentlicht. Es ist schade, dass es bisher noch nicht ins Deutsche übersetzt wurde, denn das Buch bietet eine […]
November 20, 2021 at 10:45 am
Sehr schön, vielen Dank Annette! Drei Anmerkungen/Fragen:
Wie du bei „besondere Qualität der commons“ fragst finde ich Massimos Bestimmung der Commons zu abstrakt. Zentral scheint die abstrakte Vorstellung von Demokratie „Freiheit bedeutet vor allem, zusammen mit anderen die Bedingungen des eigenen Tuns zu formen“ (ebd.: 204). Es gelten zu zeigen welche Praktiken diese Freiheit herstellen und damit Demokratie konkretisieren. Somit könnten Angelis Werte wie Konvivialität, gegenseitige Hilfe und Care (de Angelis 2017: 12) vl teilweise aus der Demokratiebestimmung begründet werden.
Das Auslassen der Industrie scheint mir wirklich gefährlich wie es du auch beschreibst („Hier wäre daran zu erinnern, dass „über Marx hinaus“ nicht an ihm vorbei gehen sollte“ – supi 🙂 ). Ein bisschen kann man da ja machen mit Automatisierung, Commoning in postfordistischen Industrien, etc. Aber schlussendlich ist dies ein grundsätzliche Schwierigkeit: Commons finden sich nicht v.a. in den am höchsten entwickelten Industrien. Wie meinst du kann man damit umgehen?
Kannst du nochmal etwas zu dem Unterschied von der Transformation aus dem Kapitalismus bzw. aus dem Feudalismus heraus sagen? Das klang sehr spannend: „Denn die frühere feudale Macht reproduzierte sich nicht primär als ökonomische/ökonomiedominierte Gesellschaftsordnung, so dass ihr die materiellen Bedingungen „unterm Hintern weggenommen“ werden und entsprechend der neuen Gesellschaftsformation umgestaltet werden konnten“. Meinst du dass der Feudalismus v.a. auf der commonsnahen Subsistenzproduktion und Tauschwirtschaft in den Städten politisch „aufsitzt“, aber eben nicht ökonomisch gestaltet?
November 20, 2021 at 3:47 pm
„Commons finden sich nicht v.a. in den am höchsten entwickelten Industrien. Wie meinst du kann man damit umgehen?“
Zu fragen „warum“. Was fehlt den Commonspraktiken noch, um auch in der Industrie zu funktionieren? Einerseits kann man sagen: „Wir hatten bloß noch nicht die Gelegenheit“ (weil wir aus dem industriellen Produktionsmitteleigentum augeschlossen sind) , aber ich denke, auch die Konzepte reichen dafür noch nicht aus. Diejenigen, die wir zurzeit in unserem Projekt simulieren (https://nach-dem-geld.de/), sind noch zu unterkomplex. Wir setzen da ja voraus, dass es einen funktionierenden Produktions-Netzwerk-Prozess gibt, bei dem grundlegend erst mal alles funktioniert. Ohne große Störungen, Neuanpassungen (z.B. bei solchen Lieferschwierigkeiten, wie es sie jetzt gibt) oder gar Innovationen. Unter diesen vereinfachenden Voraussetzungen würde m.M. nach auch der realsozialistische Planungsprozess wunderbar funktioniert haben…
November 20, 2021 at 3:54 pm
„Unterschied von der Transformation aus dem Kapitalismus bzw. aus dem Feudalismus“
Die ökonomische Entwicklung der „Keimformen“ des Kapitalismus war im Feudalismus möglich. Erstens weil das Privateigentum an Produktionsmitteln schon da war, nur 1. die Privateigentümer z.T. wechseln mussten bzw. erst entstehen mussten und 2. neue Produktionsmittel auf dieser Basis entwickelt werden konnten (Manufakturen, Maschinen, Fabriken…), die man den vorigen dominanten/wesentlichen Eigentümern (als Klasse) nicht erst wegnehmen musste. Deren Haupteigentum, der Grund und Boden,wurde dann sekundär im Verlauf der kapitalistischen Entwicklung mit umgewandelt (zu „Kapital“).
Beim Übergang zum Kapitlaismus zum Nachkapitalismus müssen wir das, was im Eigentum „des Kapitals“ (d.h. seiner menschlichen oder institutionellen Rechtssubjekte) ist, zuerst befreien/enteignen/aneignen, um die eigene Lebens- und Produktionsweise damit zu entwickeln.
Beim Übergang vom Feudalismus zum Kapitalismus konnte der ökonomische Wandel noch unter alten politischen Machtverhältnissen vonstatten gehen. Beim Übergang zum Nachkapitalismus müssen die privaten Eigentumsverhältnisse gleichzeitig und vorgängig außer Kraft gesetzt werden, um überhaupt was zu haben, womit man nachkapitalistisch produzieren kann…