Dieser Beitrag gehört zum Thema: „Mentalitäten und sozial-ökologische Transformation“


Die drei Grundformen der im vorigen Beitrag gezeigten Umweltmentalität sind folgende (ebd.: 89f., Abb. von S. 105):

  • ökosozial: mit transformationsfreundlichen Einstellungen und hoher Veränderungsbereitschaft im linken sozialen Raum (30%).
  • liberal-steigerungsorientiert: Träger:innen des flexibel-kapitalistischen Wirtschaftsmodells (mehr als ein Drittel) sowie
  • regressiv-autoritär: stark defensiv gegen ökosozial motivierten gesellschaftlich-politischen Veränderungen (ca. 25%).

Dass diese Einstellungsmuster relativ stabil sind, zeigt, dass es sich „nicht um bloß zufällige Übereinstimmungen individueller Einstellungen handelt, sondern um Formationen, die auch aus kollektiven Meinungsbildungsprozessen innerhalb gemeinsamer alltäglicher Interaktionszusammenhänge hervorgehen“ (ebd.: 94).

Dass Einstellungen soziale und ökologische Ziele verbinden können, zeigen auch andere Untersuchungen, die wie Eversberg zu dem Ergebnis kommen, dass dazu vor allem Personen mit einem vergleichsweise hohem Einkommen, jungem Alter und mehr Frauen neigen (Fritz 2021: 95). Veränderungen sind vor allem in den Schnittmengenbereichen möglich. So können Orientierungen zwischen dem ökosozialen und dem liberal-steigerungsorientierten Lager (12-13%) sich durchaus weiter in den ökosozialen Bereich hineinbewegen, wenn das andere Lager Bindungskräfte verliert (ebd.: 94-95). Eine besondere Rolle spielt das prekär-veränderungsoffenen Einstellungsmuster: „bei Menschen, die ihre Lage zwar als prekär erleben, sich aber nicht ganz unten und völlig entmächtigt sehen, verbleiben Anknüpfungspunkte“ (ebd.: 95). Im Vergleich zu früheren Studien zeigt sich leider auch eine Veränderung in der neoliberalen Fraktion, von denen sich viele immer mehr an der Sicherung ihrer Privilegien orientiert und keine Zugeständnisse an ökologische Ansprüche zulassen (ebd.: 99). In der jungen Generation gibt es zwar starke ökosoziale Überzeugungen, denen aber jene massiv entgegenstehen mit einer „ostentativen Desinteresse an sozialen und ökologischen Fragen“ und einer „primären Orientierung am eigenen Vorteil“ (ebd.: 99). In allen Altersgruppen muss bei 8% der Menschen mit explizit antiökologischen Einstellungen gerechnet werden: „nicht-nachhaltige Praxismuster werden bewusst als Status und Männlichkeit symbolisierende Lebensstilelemente gewählt und unter bewusster Billigung ihrer schädlichen sozialen und ökologischen Konsequenzen aggressiv als eigenes Recht verteidigt“ (ebd.: 103). Wir müssen erwarten, dass diese sich als lautstarke Minderheit zeigen, wie wir es jetzt auch schon beim Covid-Thema erleben.

Als Barriere für progressive sozial-ökologische Veränderungen erweisen vor allem jene Einstellungen, die auf der Externalisierung von negativen Sozial- und Umweltfolgen beruhen und die Befriedigung der eigenen Bedürfnisse auf dieser Grundlage „als ein unverrückbares Recht“ (ebd.: 96) einfordern. Obwohl gerade hier „die Gegnerschaft zu Diskriminierung entlang von Geschlecht, Herkunft, Sexualität und anderen Merkmalen“ besonders verbreitet ist (ebd.), ist diese Antidiskriminierungshaltung nicht mit Solidarisierung und der „Stiftung eines sozialen Zusammenhalts“ verbunden, sondern mit der Durchsetzung je individueller Selbstverwirklichungsansprüche.

Ich bin sehr gespannt auf weitere Forschungen, die zeigen werden, wie sich diese Mentalitätsgruppen nach dem Entstehen der neuen Klimabewegungen, die ja nun bis in bisher recht umwelt-unpolitische Gruppen wie die Parents (for future) hineinreichen, verändert haben.


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