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Die Grenzen der ökologischen Belastbarkeit scheinen die Möglichkeiten, den arbeitenden Menschen genügend große Anteile eines wachsenden Wohlstandskuchens zu überlassen, zu beschneiden. Dieser Effekt, dass trotz wachsender Ausbeutung der Menschen und immer mehr Naturvernutzung die ausgebeuteten Menschen sich befrieden ließen durch die Aussicht auf immer mehr Wohlstand, hat in einigen privilegierten Ländern einige Jahrzehnte lang für ein Stilllegen der sozialen Konflikte geführt. Aber nun ist Schluss damit.

Aber ist wirklich das endlich angestrebte Ende der übermäßigen Naturzerstörung der Grund dafür?

Da nun endlich der massiven Überdüngung der Kampf angesagt wird, die zum Überschreiten einer der neun planetaren Belastungsgrenzen geführt hat, bedrängt die niederländischen Bauern. Auch der Vorsitzende des Vereins „Land schafft Verbindung“ behauptet, ohne konventionellen Düngereinsatz könne „kein Brotgetreide“ mehr produziert werden. Das geht nun nicht mal mehr an die Frage des Anteils an einem Wohlstandswachstum, sondern bedroht das Grundlegende.

Auch Versuche, dem aus ökologischen und Klimaschutzgründen nicht akzeptierbaren individuellen Verkehr durch ein 9-Euro-Ticket zu begegnen, verschiebt das Problem gerade nur auf die soziale Frage, indem die im Bereich des Öffentlichen Nahverkehrs arbeitenden Menschen unsägliche Mehrarbeit und Stress auferlegt werden, ohne dass grundlegende Probleme (fehlende Investitionen und Infrastrukturausbau) gelöst würden.

Der Gegensatz zwischen Ökologischem und Sozialem klafft auf niedagewesene Weise auseinander. Was sich schon vor ein paar Jahrzehnten andeutete (siehe auch in einem frühen Text von mir dazu), zeigt sich nun auch auf der Straße und im Alltag. Einen Auswegs gibts nur, wenn die grundlegenden – immer naturvermittelten – gesellschaftlichen Re-Produktionsstrukturen vom Profit, d.h. Kapitalakkumulations-prinzip darauf umgestellt werden, dass die „der vergesellschaftete Mensch, die assoziierten Produzenten, diesen ihren Stoffwechsel mit der Natur rationell regeln, unter ihre gemeinschaftliche Kontrolle zu bringen“ (MEW 25: 828). (Zur Stellung von Marx zu ökologischen Fragen siehe auch hier und hier).

Nur oberflächlich ist es „die Natur“, die unseren Anspruch auf ein Gutes Leben beschneiden könnte. In Wirklichkeit ist es der kapitalistische Umgang mit allen Ressourcen, d.h. die Art und Weise, wie die Wirtschaft darauf orientiert ist, den Profit zu mehren und dies auf Kosten ausgebeuteter Menschen und zerstörter Naturverhältnisse.

Alle Bemühungen, Menschen eine gute soziale Absicherung und damit auch uns allen ein Gutes Leben in einer ökologisch intakten Umwelt zu ermöglichen, müssen letztlich in einem Revolutionsaufruf und das entsprechende Tun münden! Wem „Revolution“ zu radikal erscheint, mag auch „Transformation“ dazu sagen…, aber gemacht werden muss sie!

Aber auch hier gilt wieder: Obwohl die Zeit drängt wie nie zuvor, sind wir damit längst noch nicht weit genug. Aber erste Schritte des Aufeinander-Zugehens wenigstens von ökologisch und klimaschutz-orientierten Menschen und Menschen aus gewerkschaftlichen Bewegungen gibt es. Hier gibts zwei Berichte zu einem interessanten Treffen in Erfurt: