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Der neue Bericht an den Club of Rome als „Survivalguide für unseren Planeten“

(Mit meinem Einverständnis stark gekürzt und verändert
veröffentlicht in „unsere zeit“ vom 4.11.2022)

Warnungen seit einem halben Jahrhundert

Viele Erzählungen über den Beginn der Umweltkrisen und globalen Probleme beginnen mit dem berühmten Bericht an den Club of Rome mit dem vielsagenden Titel: „Die Grenzen des Wachstums“ (Meadows u.a. 1973). Dieser Bericht erschien 1972, also vor genau 50 Jahren. Nach 20 Jahren wurde überprüft, inwieweit die im ersten Bericht ermittelten Entwicklungstrends eingetreten sind. Bereits damals wurde festgestellt, „daß die Nutzung zahlreicher Ressourcen und die Akkumulation von Umweltgiften bereits die Grenzen des langfristig Zuträglichen überschritten haben“ (Meadows u.a. 1992: 11). Damals zeigten sich die Umweltprobleme vor allem in vereinzelter Weise, der Ozonabbau hatte nichts direkt mit dem Waldsterben im Erzgebirge zu tun. Und die Gesellschaftsform schien auch keinen Unterschied zu machen, im Westen wie im Osten hatte die rasante Industrialisierung, bevor die besonders „dreckigen“ Industrien aus dem Westen in andere Weltregionen exportiert wurden, schlimme lokale Auswirkungen. Die Erkenntnisse von Karl Marx und Friedrich Engels zur Einbettung der wirtschaftlichen Aktivitäten der Menschen in ökologische Zusammenhänge wurden leider weitgehend (nicht vollständig, siehe Schlemm 2015) ignoriert und das Konzept der „Grenzen des Wachstums“ lediglich als Erscheinung des untergehenden, keine Auswege mehr sehenden Kapitalismus abgewertet. Die Natur kümmert solche ideologischen Debatten nicht, sie zeigt uns, „daß wir keineswegs die Natur beherrschen, wie ein Eroberer ein fremdes Volk beherrscht“ (Engels MEW 20: 453).

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Ich arbeite derzeit an umfangreicheren Themen, für die längere Zeit keine Blogbeiträge anfallen. Dafür bin ich „in echt“ zu erleben bei folgenden Vorträgen in der nächsten Zeit:


09.-11.09.2022 – Wiss. Tagung des Instituts für Design Science in Wittenberg

  • 09.09.2022, 15:30 – 16:30 Uhr: „Aus kosmischer Sicht… Astro- und thermodynamische Physik des Anthropozäns“

16.09.2022 Parking-Day Jena

Redebeitrag für das Klimanotstandszentrum Jena zum Thema: Klima-Umbruch – Hitze -Gesundheit

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21.09.2022 – MASCH Wedel, AWO-Tagesstätte, Rudolf-Breitscheid- Str. 40 in 228880 Wedel


30.09.-02.10.2022: Öffentliche Tagung der Ernst-Bloch-Assozation zum Thema „Naturallianz und Allianztechnik. Zur Aktualität des Leipziger Philosophen Ernst Bloch“ in Leipzig


07.10.-16.10. 2022 – Alternative Orientierungstage (ALOTA) an der Uni Jena


24.-25.10. 2022 – Change School Summit 2022 in Bonn

  • 24.10.2022: „Utopien in erschreckenden Zeiten – Ziele für Weltverbesserer“, Workshop (Teilnahme nur bei gesamter Veranstaltung möglich, für einen solchen Workshop kann ich – wie für die Vorträge – auch anderswohin eingeladen werden)

28.10.-30.10. 2022 SDS-Kongress „System Change“ in Leipzig

  • Freitag, 28.10.2022, 15:00-16:30 Uhr: Klima-Umbruch: Das ändert (fast) alles.


xx.11.-xx.11. 2022 – Public Climate School (Uni Jena)

  • wird  aus Mangel an Aktiven in Jena nicht stattfinden.


Dann möchte ich endlich mal noch 1…3 Bücher schreiben – gleichzeitig werd ich leider wieder erwerbslos…

Im Mai und Juni 2022 habe ich noch einmal mehrere Termine mit Vorträgen von mir. Ich möchte, soweit es örtlich passt, herzlich einladen zu folgenden Veranstaltungen:


18.05.2022, 20 Uhr; Jena SR 314, Carl-Zeiss-Straße 3

Public Climate School Jena

Was ist denn so dramatisch am neuen IPCC-Bericht?

Es wird langsam Ernst. Die IPCC-Berichte wurden von Mal zu Mal dringlicher und die Zeit ist reif, um nicht mehr nur zu hoffen, sondern auch Panik zu schieben, wie Greta Thunberg mal forderte. Was ist denn nun dran an diesen Warnungen? Wie könnte sich die Welt verändern in den nächsten Jahrzehnten, also innerhalb unserer Lebenszeit? Und: Worauf können wir noch hoffen? Was können wir noch oder nun erst recht tun?

  • Hier sind einige Folien daraus verlinkt, in denen es um die globale Ungerechtigkeit und die Notwendigkeit grundlegender Veränderungen in der Produktion geht.

Achtung: Vorher (ab 18 Uhr)  trägt Reiner im selben Raum über das Thema des Climate-Engineering vor.


20.-22.05.2022

Klimakongress Oldenburg

21.05.2022, 14:00 bis 16:00; Panel 8: utopie und dystopie:

  • Annette Schlemm: „Utopien in dystopischen Zuständen?“

Die meisten Utopien flüchten auf Inseln oder ferne Planeten, sie sind „Schönwetterutopien“. Außer ein paar Milliardären und Schauspielern sind wir jedoch auf diese ökologisch verwüsteten Erde verwiesen. Bedeutet das ein Ende utopischen Strebens? Oder welche Art Utopie muss verwirklicht werden, um die Zerstörung von Mensch und Mit-Natur zu beenden, bevor menschliches Leben endet?

  • 22.05.2022, 14:30-16:30; Abschlusspodium „konkrete utopien – widersprüche zwischen klimaschutz und systemimmanenz“ u.a. mit Annette Schlemm


10.-11.06.2022

Tagung am Forum für Marx-Forschung Oldenburg: Der Widerspruch zwischen Kapital und Natur

  • Annette Schlemm: „Die Bedeutung der Durchschnittsprofitrate für die Zerstörung der Erde.“

Wenn wir nach der Ursache der Misere der Naturzerstörung im Kapitalismus fragen und wissen, dass es die Wachstumslogik des Kapitalismus ist, dann haben wir nur die halbe Wahrheit in der Tasche. Warum muss der Kapitalismus wachsen? Würde es nicht ausreichen, dass  die  Kapitalseite  sich  mit  ihrem  abgepressten  Mehrwert  aus  der  Ausbeutung  der arbeitenden Menschen zufrieden gibt, solange die sich einigermaßen davon reproduzieren können? Oberflächlich gesehen könnten die Konkurrenz und die dadurch notwendigen Kreditnahmen mit ihren Zinsforderungen, die über die Ausbeutungsergebnisse hinausgehen, „schuld“ sein. Viel tiefer im Maschinenraum des Kapitalismus bleibt etwas Wesentliches meist in der „black box“ versteckt: die Notwendigkeit, sich an der Durchschnittsprofitrate messen zu müssen. Diesen Aspekt möchte ich in meinem Beitrag für die Tagung „Der Widerspruch zwischen dem Kapital und der Natur“ näher beleuchten.


15.06.2022,  wird verschoben auf den 21. 09.2022, 19:30, MASCH Wedel

  • Annette Schlemm: Klima-Umbruch: Das ändert alles.

Die Folgen des Klima-Umbruchs sind unübersehbar: Heiße Sommer, verheerende Waldbrände, Wetterextreme; diese Aufzählung bleibt unvollständig. Haben wir die „globalen Grenzen“ der Naturzerstörung bereits überschritten? Die Lage ist ernst. Wir sind als Menschheit gerade dabei, eine sichere Zone von Umweltbedingungen zu verlassen, die uns 11000 Jahre in unserer Entwicklung getragen und unterstützt hat.

Erdgeschichtlich wird dieses temperaturstabile Zeitalter Holozän genannt. Die internationale Wissenschaft konstatiert das Ende dieser erdgeschichtlichen Epoche, es findet der Übergang in eine Anthropozän zu nennende statt. Das Neue daran ist, dass die Wirtschaftsweise der Menschheit verantwortlich ist für Tempo und Tiefe der Veränderungen und Zerstörungen der natürlichen Lebensgrundlagen der Gattung.


Neben diesen Blogbeiträgen veröffentliche ich auch gedruckte Sachen, im letzten Jahr war dies mehr als zuvor. Manches darf ich dann leider nicht parallel im Blog veröffentlichen, anderes schon. Hier ist jedenfalls eine Übersicht:

Bücher und Broschüren

  • Schlemm, Annette (2021): Update zum Klima-Umbruch. Über den neuen IPCC-Bericht (einschließlich der geleakten Teile). Osnabrück: Packpapier-Verlag.
  • Schlemm, Annette (2021): „We don´t need no education“ – Unterstützung statt Erziehung. Osnabrück: Packpapier-Verlag.

Zeitschriften- und Buchbeiträge

  • Schlemm, Annette (2021): Utopien in dystopischen Zeiten. In: Streifzüge, Nr. 83, Herbst 2021, S. 10-13.
  • Schlemm, Annette (2021): Pest und Potential. In: junge Welt, 12. Oktober 2021, Nr. 237, S. 12-13.
  • Schlemm, Annette (2021): Plattformen aneignen?! In: Marxistische Blätter. Beilage zu Heft 5_2021.
  • Euler, Johannes; Helfrich, Silke; Schlemm, Annette: Frei, fair und lebendig. Commoning als Resilienzstrategie. In: Resiliente Zukünfte. politische ökologie 166. Mut zum Wandel. oekom Verlag. S. 82-88.
  • Schlemm, Annette (2021): Im Kosmos wie auf Erden… Oder: Das Anthropozän aus kosmischer Sicht. In: ASSOZIATION. Reiner E.Zimmermann zum Siebzigsten. Berlin: Wissenschaftlicher Verlag. S. 227-236.
  • Schlemm, Annette (2021): Wenn Utopie und Überlebensnotwendigkeit zusammenfallen. Die Philosophie von Ernst Bloch und Hans Jonas im Licht aktueller Probleme. In: VorSchein 37. Jahrbuch 2019 der Ernst-Bloch-Assoziation. Nürnberg: ANTOGO Verlag 2021. S. 145-158.
  • Schlemm, Annette (2021): Die „Gesellschaft nach dem Geld“ – erst mal im Computer. BLICKPUNKT ZUKUNFT (Viewpoint Future), Ausgabe 71, Aug. 2021, 41. Jg.. S. 18-20.
  • Schlemm, Annette (2021): Wieviel Zeit haben wir noch? Ich habe die Wahl. In: Schulen handeln in der Klimakrise (Hrsg. von Petra Eickhoff u.a.). Köln: Zukunftswerkstatt Akademie Verlag. S. 74-75.

Rezensionen

  • Schlemm, Annette (2021): Wesen und Sinn der Hoffnung bei Helmut Fahrenbach. In: bloch-akademie-newsletter. Elektronischer Informationsrundbrief zur Aktualität des Wirkens von Ernst und Karola Bloch. Herausgeber: Welf Schröter – Ausgabe vom 12. Dezember 2021 S. 3-5.
  • Schlemm, Annette (2021): Über das Neue im Distributiv-Kapitalismus. In: Marxistische Blätter 5_2021. S. 137-138.
  • Schlemm, Annette (2021): Daum, Timo; Nuss, Sabine (2021, Hrsg.): Die unsichtbare Hand des Plans. Koordination und Kalkül im digitalen Kapitalismus. Marxistische Blätter 4_2021, S. 132-133.
  • Schlemm, Annette (2022): Soziale Reproduktion im Plattformkapitalismus. In: Jahrbuch für marxistische Gesellschaftstheorie. Gesellschaftstheorie #1: Staatskritik. Marxistisches Denken. Wien, Berlin: mandelbaum. S. 278-284.

Version 2. 1, 13.06.2021

Ich hatte seit längerer Zeit einen neuen Text zum Klima-Umbruch vorbereitet, aus dem ich hier einen Teil veröffentliche. Es geht um die Kipp-Elemente, bei denen auch befürchtet wird, dass sich diese Kipp-Elemente nacheinander gegenseitig anstoßen könnten. Seit einiger Zeit werden Schätzungen, ab wann das geschehen könnte, ernster gesehen als vorher. Hier also meine Übersicht dazu. Ich habe übrigens bei der Auswertung von eher zusammenfassenden Artikeln versucht, so viel wie möglich Originalpaper einzuarbeiten. Zuerst eine kleine Unterscheidung: Nicht alles, was sich beschleunigt, sind auch Kipp-Elemente des Klimas:

Beschleunigung der Erderwärmung

Leider deutet sich an, dass auch die bisher schlimmsten Temperaturerhöhungs-Szenarien übertroffen werden. Die Emissionen steigen schneller, als angenommen, die (kühlenden) Aerosolbelastungen (aus Luftverschmutzungen) sinken auch schneller und außerdem rutscht die Erde sowieso in eine leichte Warmperiode (wegen der Interdecadal Pacific Oscillation) (Xu et al. 2018: 31). Weil die Ozeane in der Arktis weniger von Eis bedeckt sind, absorbiert das dunklere Meerwasser auch mehr Energie von der Sonneneinstrahlung, die sich in Wärme umwandelt (Xu et al. 2017: 10317). Eine global durchschnittliche Temperaturerhöhung um 1,5 Grad könnte deshalb schon 2030 erreicht sein, anstatt wie bisher angenommen, erst 2040 (vgl. CONSTRAIN 2019: 02). Bei 2 Grad sind wir dann schon 2045. Mit immerhin 50%iger Wahrscheinlichkeit könnte die global durchschnittliche Temperatur im Jahr 2050 schon um 2,4…2,6 Grad gestiegen sein und 2100 um 4,1…5 Grad. (ebd.) Mit 5% Wahrscheinlichkeit wird 2100 der Bereich der existentiellen Risiken erreicht (ebd.: 10318) Die folgende Abbildung zeigt diese sich gegenüber den bisherigen Erwartungen beschleunigende Erwärmung bis 2050 (Xu et al. 2018: 31):

Sich selbst verstärkende Prozesse

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Am Himmelfahrts-Wochenende findet traditionellerweise ein Treffen von Menschen statt, die sich mit Kritischer Psychologie beschäftigen und nach Wegen für eine gesellschaftliche Transformation suchen. Diesmal wird es nicht in unserem üblichen idyllischen Ort stattfinden können, sondern nur online. Wir sammeln in einem Mattermost-Projekt alle möglichen Inputs und koordinieren uns dort. Für Leute, die nicht dort drin sind, möchte ich hier die bisher zusammengestellten Inputs auflisten:

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Blogbeiträge lassen sich trotz der Schlagwortsuche oft schlecht wieder finden. Weil das Thema Klima derzeit so aktuell ist, möchte ich die Beiträge zu diesem Thema hier verlinken. (Diese Seite ist schnell zu erreichen über: tiny.cc/Klima-Umbruch)

Schon vor 10 Jahren:

Fakten und Zusammenhänge

Gesellschaftliche Zusammenhänge

Klimapolitik

FridaysForFuture und XR und so weiter…

Hintergründe

Ent-Täuschung und  Trauer… und wie weiter?

Und so weiter…

Und jetzt noch: Ein Link zur „Symphony of  Science“ zum  Klima-Umbruch:

Version 1.3 seit 26.11.2018


Bini Adamczak entwickelt in ihrem neuen Buch „Beziehungsweise Revolution. 1917, 1968 und kommende“ eine „relationale Revolutionstheorie“. Wie ich im letzten Beitrag schon beschrieb, setzt sie gegen die bisherigen  Orientierungen Totalität und Singularität die Orientierung der Relationalität, der Beziehungen.

Ich hatte schon darauf aufmerksam gemacht, dass eine abstrakte Sichtweise auf Beziehungen nicht ausreichend ist:
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Vom 20.-22. Oktober 2017 nahm ich an der Tagung „Der Zukunft auf der Spur“ – Transformation aus der Perspektive Ernst Blochs in Berlin teil und hielt dort folgenden Vortrag (hier schriftliche Version 1.2).


… der Zukunft auf der Spur…

„Zukunft“ klingt immer noch wie etwas Gutes. Aber so wie das Erdbeben von Lissabon einst die Theodizee in Frage stellte und nach Auschwitz auch Gedichte nicht mehr unschuldig sind – so wird der Klima-Umbruch der nächsten Jahrzehnte alles alte Denken über die Zukunft erschüttern und neue Fragen aufwerfen…
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Wir waren gestern abend bei einer Veranstaltung zum Thema

Bioökonomie: Ökologische Modernisierung der imperialen Lebensweise?

Diese Veranstaltung wurde ausgerichtet von der BMBF-Nachwuchsgruppe „Bioökonomie und Soziale Ungleichheiten“ an der Universität Jena.

Bioökonomie

„Bioökonomie“ ist ein neuer Hype, für den es seit 2009 von der OECD und seit 2012 auch von der EU ein Strategiepapier gibt. Mit ihm soll nun endlich die Wirtschaft gleichzeitig ökologisch werden und die ökologischen Probleme wirtschaftlich profitabel gelöst werden. Bioökonomie soll Antwort auf die drängendsten Fragen der Zeit „wie sie sich etwa im Klimawandel, dem Biodiversitätsverlust, der Nahrungsmittel-verknappung und der Ressourcenübernutzung (von Öl bis zu Agrarflächen) zeigen“ (Working Paper 1: 21.) geben. Dabei soll eine Win-Win-Situation geschaffen werden. In den OECD- und den EU-Papieren unterscheiden sich der Inhalt und die Orientierung: (mehr …)