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Annette Schlemm zum zweiten Mal zur Vorbereitung eines Seminars
des Gesprächskreises Dialektik & Materialismus mit Fritz Reusswig

Am 12.11.2021 findet online ein Seminar mit Dr. Fritz Reusswig vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung (PIK) statt. Dieses Seminar wird vom Gesprächskreis Dialektik & Materialismus gestaltet. Ich habe bereits einen Text von F. Reusswig referiert und eigene Ergänzungen angefügt (Schlemm 2021a). Zu diesem Thema, das zwei meiner Hauptinteressengebiete vereint, fühlte ich mich nun herausgefordert, selbst nachzudenken. Dies ist der Inhalt meines zweiten Textes zur Vorbereitung des Seminars.


Natürlich liegt es nahe, zuerst darzulegen, was eigentlich Klima- Umbruch und was Dialektik ist, wenn man sie in Beziehung bringen will. Zum Klima-Umbruch gibt’s sehr viel von mir (Schlemm 2009ff.). Zur Dialektik auch. Aber zusammengedacht hatte ich das noch nie so explizit. Was Klima-Umbruch ist, thematisiere ich hier nicht, aber auf den Begriff der Dialektik kommt es schon an.

Dialektik wurde häufig als Denken in Widersprüchen verstanden, wobei eine Position in die andere umkippen kann. Ein Beispiel dafür ist Homer Simpson: Angesichts der Schneemassen vor seiner Haustür sagt er höhnisch: „Es sieht ganz so aus, als ob ich morgen drei Meter globale Erwärmung wegschaufeln muss!“. Seine Tochter erklärt ihm den realen Umschlag ins Gegenteil im Klimageschehen: Globale Erwärmung verursacht extreme Wetterlagen, auch in Richtung von zeitweiser extremer Kälte.[1] Homer ist nun ganz verwirrt: „Du sagst also, die Erwärmung macht es kälter. Du bist die Königin vom Irrenland: Alles ist das Gegenteil von dem, was es ist!“

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Dies ist die erweiterte Form meines Beitrags aus den Marxistischen Blättern 05_2019:


Langform der Veröffentlichung in Marxistische Blätter 05_2019:

Dialektik als Logik welcher Entwicklung?

Richard Sorg hat in der Nummer 4_2018 der „Marxistischen Blätter“ die Frage gestellt, ob es einen „Unterschied zwischen einer ‚idealistischen’ (Hegel) und einer ‚materialistischen’ Dialektik (Marx und Engels)“ gibt. Seine Ausführungen zeigen, dass der Unterschied nicht so groß ist, wie er häufig angenommen wurde und wird. Er verweist auf den „impliziten Materialismus“[1] (Sorg 2018: 107) bei Hegel. Trotzdem gibt es natürlich Unterschiede in der Art und Weise, wie Hegel in verschiedenen Themenkomplexen vorging und wie Marx und Engels daran herangingen. Richard Sorg skizzierte das unterschiedliche Vorgehen. Ich möchte diese Themenstellung noch ein wenig weiter führen, indem ich problematisiere, dass die Dialektik als Entwicklung sich insbesondere bei Hegel i.a. nicht auf zeitliche Veränderungen bezieht, sondern ) logisch-strukturell (bzw. logisch-systematisch) auf den „Gesamtzusammenhang“ (MEW 20, DN: 307 bezogen ist und sich von einer logisch-zeitlich (bzw. logisch-historisch) verstandenen Dialektik unterscheidet[2]. Diese Unterscheidung darf nicht verloren gehen, weil sonst viele Stellen bei Hegel und Marx falsch verstanden werden und das eigene dialektische Denken fehlgeleitet werden könnte. (mehr …)

Um jetzt sozial zu sein, muss man sich isolieren…

Auf diese Seite kommt im September die lange Version meines Artikels für die Marxistischen Blätter…

Die Folien zu meinem Workshop auf der Ferienuni Kritische Psychologie sind jetzt auf  Slideshare online:

In der online gestellten Version sind deutlich mehr Folien enthalten, als ich im Workshop verwendet habe, es ist also eine Erweiterung und Vertiefung.

Viel Spaß und interessante Erkenntnisse damit…

Wer zu den Fragen auf S. 37, 39, 48 und 50 was sagen möchte, kann das auch in den Kommentaren hier tun.

Grenzen der Dialektik

Dialektik hat bei jenen, die unverdrossen nach einer Alternative zum globalen Kapitalismus suchen, immer noch einen guten Klang. Es rettet uns kein höhres Wesen, kein Gott, kein Kaiser, noch Tribun – aber vielleicht die Dialektik? Im traditionellen Marxismus wurde die Dialektik als allgemeine Methode der Philosophie der Siegesgewissheit überhöht. Kann sie heute wenigstens eine Philosophie der Hoffnung tragen? Alles fließt, alles entwickelt sich – also wird auch das heute Schlechte überwunden werden, wir müssen nur den dialektischen Gang der Geschichte verstehen und dementsprechend handeln. So einfach war das einmal – ist es aber wohl doch nicht mehr.
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Holzkamp als Vertreter der „logisch-historischen“ Interpretationslinie

Holzkamp

Gleich zu Beginn der systematischen Entwicklung der Kritischen Psychologie beteiligte sich Klaus Holzkamp an der streitbaren Debatte über die logisch-historische versus logisch-systematische Lesart des „Kapitals“. Er nahm Stellung gegenüber Joachim Bischoff, der 1973 ein Buch zugunsten der logisch-systematischen Lesart veröffentlicht hatte (Bischoff 1973). Holzkamp argumentierte gegen Bischoffs Ansicht, das Historische habe keine konstitutive Funktion im Begründungszusammenhang der Kritik der Politischen Ökonomie. (Holzkamp 1974: 7)

Er folgt dabei der von Engels vorgezeichneten logisch-historischen Interpretationslinie. Die Herleitung der Geldform gilt für ihn als „Rekonstruktion der Stufen ihrer historischen Ge-wordenheit“ (Holzkamp 1974: 31). „Entwicklung“ bedeute hier „keine logische Gedankenentwicklung, sondern die wirkliche Entwicklung des materiellen gesellschaftlichen Lebensprozesses“ (ebd.)
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Versteht Engels Marx richtig?

Parallelität von Logischem und Historischem

Engels

Am deutlichsten wird diese Ansicht der Parallelität von Logischem und Historischem von Friedrich Engels vertreten. So schreibt er:

„Da in der Geschichte, wie in ihrer literarischen Abspiegelung, die Entwicklung im ganzen und großen auch von den einfachsten zu den komplizierteren Verhältnissen fortgeht, so gab die literargeschichtliche Entwicklung der politischen Ökonomie einen natürlichen Leitfaden, an den die Kritik anknüpfen konnte, und im ganzen und großen würden die ökonomischen Kategorien dabei in derselben Reihenfolge erscheinen wie in der logischen Entwicklung.

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II Streitfall Dialektik

Das Verhältnis von Logischem und Historischem

Wie ausführlich erläutert wurde, vollzieht die Entwicklung bei Hegel eine Bewegung, bei der das zu Entwickelnde vorausgesetzt wird; es ist implizit, der Möglichkeit nach, d.h. „an sich“ bereits im Anfang vorhanden und expliziert sich bis zur Übereinstimmung mit dem Begriff. Obwohl aus diesem Begriff neue Kreisläufe hervorgehen, kann man das Ganze gut als „Kreis von Kreisen“ (HW 6: 571; HW 8: 60) vorstellen. Historische Prozesse jedoch zeigen Verzweigungen: Neues entsteht und geht in Verästelungen ein, wobei die Vielfalt sich nicht in geschlossenen Kreisen einfangen lässt.

Logisch-Historisch_1

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Das Problem der „materialistischen Umstülpung“

Marx schrieb im Nachwort zur zweiten Auflage des „Kapitals“, dass seine dialektische Methode das „direkte Gegenteil“ (MEW 23: 27) der Hegelschen wäre. Das, was er als das „Rationelle“ von Hegel übernehmen will, sind die „allgemeinen Bewegungsformen“:

„Die Mystfikation, welche die Dialektik in Hegels Händen erleidet, verhindert in keiner Weise, daß er ihre allgemeinen Bewegungsformen zuerst in umfassender und bewußter Weise dargestellt hat. Sie steht bei ihm auf dem Kopf. Man muß sie umstülpen, um den rationellen Kern in der mystischen Hülle zu entdecken.“ (MEW 23: 27)

Was wissen wir über diese allgemeinen Bewegungsformen und ihre Umstülpung?
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