Politische Verhältnisse dominieren
Dieser Text gehört zum Projekt „Anregungen von Maurice Godelier“
Version 1.01 vom 13.01.2021
Maurice Godelier, der sich „schon immer leidenschaftlich für die griechische Antike, für die griechische Sprache, ihre Kultur und Geschichte interessiert“ (Godelier 1990: 259) hatte, fand im antiken Griechenland „das Beispiel einer Gesellschaft […], in der das Politische von innen her als Produktionsverhältnis zu fungieren scheint“ (ebd.: 212). Eine Organisationsstruktur entlang verwandtschaftlicher oder religiöser Strukturen war hier nicht möglich, weil das Siedlungsgebiet seit dem 2. Jt. v.u.Z. mehrfach von unterschiedlichen einwandernden Stämmen bevölkert wurde, die auf diesen Gebieten keine Gemeinsamkeiten hatten (Bergmann, Kleinert 1986: 43). Die noch aus den früheren Gentilordnungen herrührenden Organisationseinheiten Phyle stellten „schon keine blutsverwandtschaftlichen Siedlungsgruppen mehr“ (ebd.: 43) dar. Auch in religiöser Hinsicht waren die einzelnen Stadtstaaten wenig einheitlich und in ihnen waren auch „die althergebrachten Sitten lockerer“ und „die Gebräuche [wurden] nicht so streng eingehalten“ (Seidel 1982: 56)[1]. Für Attika wurde die Einheit auf politischem Weg vermutlich durch Theseus gestiftet, der Ratsversammlungen und Obrigkeiten in anderen Städten als Athen aufhob und auch die Abgaben nach Athen einbeorderte (vgl. auch die Schilderung dieser und der weiteren Veränderungen in Marx eE: 300ff.) Solon schließlich unterteilte die Gesellschaft nicht mehr nach dem Beruf, sondern nach Einkommensklassen (ebd.: 304).