Am 31.01.23 habe ich online einen Vortrag für „DB for Future“-Menschen gehalten.
In diesem Vortrag geht um den tieferen Grund, warum es bei der Bahn wie auch dem Klimaschutz immer wieder klemmt und sich soziale und ökologische Krisen so verknäueln. Im Vortrag wird erläutert, wieso der Kapitalismus ausbeuterisch und umwelt-/klimaschädlich ist.
Hier gibts nun den Text zum Vortrag (tlw. ergänzt am 1.2.23):
Nach Angaben der Deutschen Bundesbahn werden fast 70% der Treibhausgasemission eingespart, wenn mit der Regionalbahn gefahren wird statt mit dem Auto. Da der Verkehr eine der wichtigsten Quellen für CO2-Emissionen ist (und in Europa ein Fünftel ausmacht), wäre ein Umstieg auf eine 100%ig mit Ökostrom fahrende Bahn wesentlich für eine Transformation zu einer klimaneutralen Welt. Zwar haben die 9-Eurotickes von 2022 noch kein Umsteigen vom Auto in die Bahnen bewirkt, aber sie waren so etwas wie ein Stresstest, ob das überhaupt möglich wäre. Leider ging das weitgehend auf Kosten der Bahnbeschäftigten und es zeigte, dass die Bahn eine solche Belastung nicht aushält (FAZ 2023).
Der Begriff der „Arbeiterklasse“ wurde, nachdem er im traditionellen Marxismus überstrapaziert worden war, inzwischen weitgehend entsorgt (kritisch dazu Schlemm 2016, 2017 und 2018). Damit verblasste auch der Begriff der „Ausbeutung“. Meist wurde er zu einem Wort, das eine gewisse Empörung trägt, aber begrifflich nicht mehr bestimmt ist. Oder die Ausbeutung wird bloß als „Moment der Exklusion“ bestimmt (Sutterlütti, Meretz 2018: 37). Die Soziologin Tine Haubner aus Jena versucht seit längerer Zeit, den Ausbeutungsbegrff vor allem in Bezug auf Arbeitende in der Pflege wieder nutzbar zu machen – ich werde etwas später im Text vor allem ihre Lösung hier referieren.
Ich befinde mich, gemeinsam mit jeweils ca. 15-25 Menschen gerade virtuell bei einem Wochenend-Treffen „in Hiddinghausen“. Ein Teil dieser Runde trifft sich regelmäßig dort und beschäftigt sich mit Fragestellungen aus der Kritischen Psychologie in Verbindung mit der angestrebten gesellschaftlichen Transformation. Dieses Jahr ist das Thema fokussiert auf die Klima-Krise als Herausforderungen für unsere Vorstellungen vom eigenen Leben und der Transformation. Ich hatte dafür diesen Text mit meinen Gedanken und Infos dazu geschrieben (welcher dann auch bei einem Workshop besprochen wurde).
Es ging bei den Gesprächen häufig darum, dass es vielen schon jetzt schwer fällt, noch Hoffnung zu haben. Und wir waren im allgemeinen erstaunt, dass es uns trotz der digitalen Schnittstellen zwischen uns (wir benutzen „Big Blue Button“ und Mattermost) recht gut gelingt, miteinander in Verbindung zu kommen und zu bleiben. Heute läuft noch die Auswertung und das Verabreden von weiteren Vorhaben…
Ich kann natürlich nicht alles berichten, was wir erlebt haben bei diesem Seminar. Das Thema war ja eigentlich ein trauriges, wir haben viel über den Verlust von Hoffnungen gesprochen und wie wir damit umgehen. Das war für viele sehr, sehr hilfreich. Alleine, dass man mal drüber reden kann…!
Einige Sprüche sind sicher auch mitteilenswert:
The only way out is the way through.
„Flatten the curve“ des Absturzes der Menschheit
Konkurrenz auskoopierieren!
Move slow and repair things!
Teil der Landschaft zu sein ist besser als Teil des Problems zu sein (und noch besser, Teil der Lösung zu sein)
Für die Auswertung nutzen wir flinga.fi und das funktionierte ganz hervorragend. Einen kleinen Eindruck mit Augenzwinkern gibts hier:
Gestern abend gabs eine Online-Party. Im „Vorprogramm“ wurden im Party-Channel von Mattermost z.B. solche Lieder geteilt:
Im Channel eines Workshops über Flugscham wurde folgendes Video empfohlen:
Auch dies hier:
[https://www.youtube.com/watch?v=aNXG0wPzLh0] (Im Moment funktioniert hier das Verlinken nicht, kopiert die URL am besten)
Ich habs schon im Kino gesehen und finde es wirklich prima.
Hier gibts noch ein Bildchen aus meinem realen Philosophenstübchen zur Partyzeit:
Aufgrund von Covid-19 fand das halbjährig stattfindende Wochenend-Treffen des Commons-Instituts (CI) über Videokonferenzen statt, so dass ich teilweise daran teilnehmen konnte. Wer möchte, kann bei solchen Treffen Workshops einbringen und hosten. Mir fiel dabei ein, womit ich mich gerne weiter mit anderen beschäftigen möchte und brachte das dann als Workshop-Vorschlag für die jetzt folgende „Open-Space-Woche“ mit ein. Dafür eröffnete ich auch Mattermost-Kanäle im MM-Bereich des CI. Die Themen sind:
Klima und Commons
Wissenschaftstheorie zu den Commons-Konzepten/Theorien
Kämpfe um Commons
Zu letzterem hab ich heute in „keimform.de“ einen Beitrag veröffentlicht:
Seit Monaten wurde am „Klimaplan von unten“ gearbeitet. Es gab die Möglichkeit, sich in einem Wiki zu beteiligen oder bei regionalen oder zentralen Schreib-Treffen, so z.B. auch bei den Klima-Camps im vorigen Jahr. Die erste Auflage des „Klimaplans von unten“ ist nun fertig:
Für jedes Themengebiet wird zuerst dargestellt, worin das zu lösende Problem besteht, was die vorgeschlagene Maßnahme beinhaltet, wie die Umsetzung aussehen kann und wie damit dem Klimawandel entgegengewirt wird. (mehr …)
200 Jahre nach seiner Geburt wurde auf einer Tagung vom 19.-21. Februar auch in seiner Heimatstadt gefragt, wie aktuell Friedrich Engels heute noch ist. Ich war für die Marx-Engels-Stiftung mit dort. Nachdem wir von unserer nahe gelegenen Pension zur „Burg“ der (wirklich!) Bergischen Universität Wuppertal gestiegen waren, begrüßte uns erst einmal gähnende Leere im Gelände. Vor dem Hörsaal trafen wir erste Menschengrüppchen und bei der Eröffnung des Kongresses waren dann auch viele der 150 angemeldeten TeilnehmerInnen versammelt. Auf den ersten Blick fiel auf, dass die Veranstaltung wahrhaft international war (lediglich chinesische Teilnehmer waren wegen dem Corona-Virus nicht persönlich anwesend).
Wer verstanden hat, dass die (Um-)Weltzerstörung nicht ewig weiter gehen kann, ohne dass die Grundlagen allen Lebens und damit auch von uns gefährdet werden, versteht meist, dass sich etwas grundlegend ändern muss. Bei der Frage, was sich wie ändern muss, werden die Überlegungen aktiviert, die man sowieso schon darüber hat, was anders werden sollte. Linke Konzepte verweisen darauf, dass die Ursache für Ausbeutung und Unterdrückung in aller Welt und die Ausgrenzung jeweils Schwächerer oder „Anderer“ und für die Zerstörung der Lebensgrundlagen die gleichen sind: die Kapitalistische Wirtschafts- und die damit verbundene konsumistische Lebensweise und dazugehörige kulturelle Entsprechungen. Der Aufbau einer nicht-kapitalistischen Gesellschaft, ob sozialistisch, kommunistisch oder commonistisch sollte diese Wurzel ausreißen und auch ein neues Naturverhältnis ermöglichen. Rechte sehen eher ihre „Heimat“ gefährdet und verweisen auf den angeblich schädlichen Einfluss von allem „Fremden“ und sehen als Lösung z.B. die Verwirklichung von völkischen Siedlungsplänen (vgl. Röpke, Speit 2019). Oder sie sehen gleich alle Menschen als „Schädlinge“ an, oder als „Krebsgeschwür“.
Hoppla, letzteres wird ja häufig auch scheinbar ganz harmlos geäußert. Ganz harmlos? Unwissenheit schützt vor den Folgen nicht.
Darüber, wohin solche Konzepte wie die Tiefenökologie vor allem bei der radikalen Umweltbewegung Earth First! zu wahrlich menschenverachtenden Ideologie werden, hatte ich bereits berichtet (Schlemm 2019). Hier berichte ich über neuere Auseinandersetzungen mit rechten Tendenzen im Umwelt- und Klimaschutz.[1] Ich stütze mich dabei stark auf die Arbeiten der Fachstelle Radikalisierungsprävention und Engagement im Naturschutz (FARN). Es geht darum zu erkennen, welche Denkmuster und Argumentationen ins rechte Repertoire gehören, denn: „[v]iele Forderungen der braunen Grünen decken sich mit denen von Umweltverbänden oder Bündnisgrünen. Doch wer genauer auf die Begründungen achtet, hört fast immer die rechtsextreme Gesinnung heraus: Umwelt- oder Tierschutz ist […] eingebettet in ein rechtsextremes Weltbild.“ (Staudt 2012: 14).
Ein Panel auf der Konferenz „Great Transformation: Die Zukunft moderner Gesellschaften“ beschäftigte sich mit dem Ökosozialismus. Später las ich nach, dass es ein „Netzwerk Ökosozialismus“ gibt. In Bezug auf die Einschätzung der Lage waren alle Beteiligten hier sehr drastisch. Frieder Otto Wolf etwa sagte: „Wir müssen die Katastrophen jetzt einbauen in die Realität.“ Das entspricht etwa dem, was mir klar wurde, als ich „Crashtest für Utopien“ schrieb.
Diese Lage führt auch dazu, dass man sich den Sozialismus nicht mehr als möglichst reiche Gesellschaft ohne Mangel vorstellen kann, sondern es geht, so Bruno Kern, um eine „absolute Verbrauchsreduktion“. Dies relativierte Frieder Otto Wolf, indem er von selektiver Schrumpfung, Aufrechterhaltung wichtiger Bereiche und gar Wachstum anderer (wie ökologischer Landwirtschaft) sprach. Und dies alles geht nicht mit und im Kapitalismus, sondern erfordert eine neue Gesellschaftsform, den Sozialismus. Sozialismus wird in unterschiedlichem Maße verbunden mit Staatlichkeit. Nicht alle teilen die Meinung von Bruno Kern, der von der Notwendigkeit einer verstärkten Staatlichkeit zu Beginn der Umgestaltung (aufgrund ihrer Durchsetzungsmacht angesichts widerstrebender Interessen) ausgeht. Alle verweisen auf die entscheidende Rolle von „Aktivität und Selbsttätigkeit der Menschen“ (Wolf). In der Diskussion verwies ich darauf, dass die Erfahrung gezeigt hat, dass gerade ein stark agierender Staat diese Selbsttätigkeit der Menschen radikal einschränkt. Das ist nicht nur eine Folge von Unterdrückung, sondern auch von Bequemlichkeit: Immer wenn jemand anders sich den Hut aufsetzt, kann ich mich zurück lehnen.
Meine Projektgruppe „Gesellschaft nach dem Geld“ beteiligte sich mit einer ganzen Session an der Konferenz „Great Transformation: Die Zukunft moderner Gesellschaften“ vom 23.-27. September 2019 in Jena. Schon deshalb konnte ich nicht zu allen Veranstaltungen gehen, aber auch sonst war das Angebot an spannenden Themen überwältigend. Da die Konferenz gleichzeitig auch die Abschlusskonferenz der DFG-Kollegforscher_innegruppe „Postwachstumsgesellschaften“ war, ging es natürlich ganz zentral um die Problematik der Transformation hin zu einer Gesellschaft, in der zumindest jene Bereiche nicht mehr wachsen, die natürliche und menschliche Potentiale zerstören. Ich werde im Folgenden einige inhaltliche Bemerkungen teilen.
Welches Wachstum woher?
In einem Workshop zum Ökosozialismus betonte Frieder Otto Wolf, dass es nicht um „Wachstum an sich“ und dessen Ablehnung gehen könne, sondern dass zu unterscheiden ist zwischen notwendiger selektiver Schrumpfung in den gefährlichen Bereichen, der Aufrechterhaltung anderer, für unser Leben notwendiger Bereiche und sogar dem Ausbau in anderen Bereichen (z.B. der ökologischen Landwirtschaft). (mehr …)
Ich habs geahnt: Schon vor 10 Jahren schrieb ich Texte „Für eine Revolution der Rettung“ (Teil I, Teil II, Teil III). Mittlerweile hat sich – natürlich ganz unabhängig von mir – in mindestens 50 Ländern eine Bewegung mit dem Namen „Rebellion für das Leben“ entwickelt, auf Englisch: „ExtinctionRebellion“.
Ich war am Donnerstag bei einer Einführungsveranstaltung in Jena, in deren Ergebnis üblicherweise Ortsgruppen gebildet werden. Hanna aus Frankfurt erinnerte zuerst an die Dramatik der Situation und dass sich das Klima nicht nur „wandelt“, sondern auf eine Katastophe hin entwickelt, eine Katastrophie, die in vielen Gebieten der Erde schon stattfindet. (mehr …)
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