Heute habe ich jemandem in einer Mail folgendes geschrieben, das mir gestern bei einem Klimagruppen-Treffen eingefallen ist:

zweierlei Arten der  Klima-Angst-Psychologie

Mir ist gestern eingefallen, dass es zwei Reichweiten für die psychologische Betrachtung von Klima-Angst gibt:

1. die „einfache“ Klimaangst, der man damit begegnen kann, die Menschen dazu zu bringen, aktiv zu werden. Damit versucht man ihnen, Erfahrungen der Selbstwirksamkeit zu vermittelt, um damit die Angst zu nehmen, wie z.B. hier: https://climatemind.de/.

Wer aber über längere Zeit merkt, dass er nicht wirklich wirkam ist mit allem, was gutwillig getan wird, fällt 2. in ein zweites Loch der Verzweiflung… Und hier müssen wir uns mehr einfallen lassen.

Natürlich wünsche ich allen Menschen, nicht ganz so tief fallen zu müssen, aber die Lage wird es mit sich bringen, dass das passiert. Besser, wir sind vorbereitet darauf, als nicht…

Wer alle, die sich schon in der zweiten Stufe sind bzw. sich darauf vorbereiten möchten, gibt es nun auf deutsch ein passendes Buch:

„Wie alles zusammenbrechen kann. Handbuch der Kollapsologie“ von Pablo Servigne und Raphaël Stevens

Ich habe dazu eine kurze Rezension für die Zeitschrift CONTRASTE geschrieben, die ich in geringfügig ergänzter Version auf der Website des Klimanotstandszentrums Jena veröffentlicht habe. Sie ist zu finden unter:

https://kurzelinks.de/KollapsVorsorge

Am 31.01.23 habe ich online einen Vortrag für „DB for Future“-Menschen gehalten.

In diesem Vortrag geht um den tieferen Grund, warum es bei der Bahn wie auch dem Klimaschutz immer wieder klemmt und sich soziale und ökologische Krisen so verknäueln. Im Vortrag wird erläutert, wieso der Kapitalismus ausbeuterisch und umwelt-/klimaschädlich ist.

Hier gibts nun den Text zum Vortrag (tlw. ergänzt am 1.2.23):

Nach Angaben der Deutschen Bundesbahn werden fast 70% der Treibhausgasemission eingespart, wenn mit der Regionalbahn gefahren wird statt mit dem Auto. Da der Verkehr eine der wichtigsten Quellen für CO2-Emissionen ist (und in Europa ein Fünftel ausmacht), wäre ein Umstieg auf eine 100%ig mit Ökostrom fahrende Bahn wesentlich für eine Transformation zu einer klimaneutralen Welt. Zwar haben die 9-Eurotickes von 2022 noch kein Umsteigen vom Auto in die Bahnen bewirkt, aber sie waren so etwas wie ein Stresstest, ob das überhaupt möglich wäre. Leider ging das weitgehend auf Kosten der Bahnbeschäftigten und es zeigte, dass die Bahn eine solche Belastung nicht aushält (FAZ 2023).

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Über die neuen Berichte des Weltklimarats und an den Club of Rome habe ich einen Beitrag für die Zeitschrift „Blickpunkt Zukunft“, die von Werner Mittelstaedt herausgegeben wird, geschrieben.

Diese Zeitschrift kann online heruntergeladen werden und mein Beitrag findet sich auf den Seiten 14-16.

… die Klimakatastrophe ist längst da. Ahrtal? Naja, das liegt uns wohl näher als das ersaufende Bangladesh oder Somalia, wo die schlimmste Dürre seit 40 Jahren 20 Millionen Menschen bedroht! Vier Jahre lang fiel dort kein Regen und diese Leute sind existenziell abhängig von ihrer Land- und Viehwirtschaft. Verhungerte Menschen fotografiert man nicht, nur verhungernde…, deshalb gibts aus Somalia vorwiegend Fotos von gerippeartigen Kindern und verreckten Tieren.

All das zeigt, dass „wir“ mitten drin stecken und „wir“ regen uns auf über ein paar junge Leute, die sich an Straßen festkleben, um jene von uns, dies noch nicht mitgekriegt haben, aufzuwecken!

Wo und wann leben wir denn?

Ich weiß, dass Spenden nur einen Tropfen auf dem heißen Stein sind, aber

Jedes Mal, wenn die Not eines Unglücklichen gemildert wird, ist Weihnachten.

Ich empfehle fürs Spenden Medico international…

Auch die kapitalistisch orientierten Wirtschaftswissenschaften müssen sich wohl oder übel mit dem Klimawandel als „ultimative[r] Herausforderung für die Wirtschaft“ beschäftigen. Der Nobelpreisträger William D. Nordhaus verwendete diese Formulierung in seinem Preisvortrag von 2018, von dem ich im Folgenden berichten möchte.

Mögliche Regulierung der Nutzung „öffentlicher Güter“?

Nordhaus sieht das Problem des Klimawandels darin, dass das Klima ein öffentliches Gut ist und damit eine Externalität in Bezug auf die Wirtschaft. Das heißt, dass seine Kosten „außerhalb des Marktes anfallen“ und sie „nicht durch Marktpreise erfasst“ werden. Die „Klimawandelökonomie“ will sich diesem Problem widmen. Dabei zeigt es sich, dass aus dieser ökonomischen Perspektive heraus solche „harten“ Ziele wie unter einer global durchschnittlichen Temperaturerhöhung von 1,5 oder 2 Grad zu bleiben, nicht zielführend seien, weil sie die Kosten der dazu nötigen Maßnahmen außer Acht lassen. Eine Alternative dazu zeigt Nordhaus am Ende des Beitrags auf.

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Es war ein ziemliches Mistwetter in Jena, aber es fanden sich Menschen zur heutigen Demo, zu der Friday for Future aufgerufen hatte, ein. Ich habe für unsere Gruppe „Klimanotstands-Zentrum“ einen kleinen Redebeitrag gehalten.

Auch Jena TV berichtete über die Demo.

Der kleinste Teilnehmer auf der Demo in Jena.

Hier gehts zum Redetext. Die Einladung, über dieses Thema zu sprechen, gilt auch über den Kontakt über dieses Blog und andere Kanäle zu mir.

Zu den Fakten: jeder Stau ist gefährlich, jedes Rasen ist gefährlich, der Autoverkehr selbst ist gefährlich. Einerseits im direkten Sinne, wenn Autos und LKWs andere Menschen umfahren und andererseits indirekt als Mitverursacher des menschengemachten Klima-Umbruchs. Und ja, auch die aktuellen Klimaproteste derer, die sich auf der Straße festkleben, verursachen Staus. In einem solchen Stau wurden Rettungskräfte aufgehalten, die einer Frau helfen wollten, die mit dem Fahrrad unter einen Betonmischer geraten war. Es gibt inzwischen eine Debatte darum, ob der Rettungswagen, der den Betonmischer anheben sollte um die Frau zu befreien, überhaupt eingesetzt werden sollte (die Ärztin sagt nein), oder ob es ohne den Stau mehr (nur recht vage benannte) Möglichkeiten zur Rettung gegeben hätte (das sagt die Feuerwehr). Ich kann mich noch erinnern, dass die Bewegung „Extinction Rebellion“ einst (vor ca. 2 Jahren) sog. „Schwarmings“ durchführte, bei dem Straßenübergänge mit den eigenen Körpern blockiert wurden, es aber kein Festkleben gab[1] und die Straße nach wenigen Minuten wieder freigegeben wurde. Aber das hat, wie alle anderen weniger störenden Aktionen nichts und wieder nichts verändert. Deshalb kann ich verstehen, dass die Aktionen an Radikalität zunehmen. Es ist sonst einfach nicht mehr auszuhalten. Ob die Bedachtsamkeit mit der Verzweiflung mitwächst, dürfte jedoch zu bezweifeln sein.

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Es ist überfällig, bei den Treibhausemissionen, vor allem den CO2-Emissionen, „in den Knick“ zu kommen: von dauerndem Ansteigen der Emissionen zu radikalen Senkungen der Emissionen bis auf Null in wenigen Jahren. Man braucht eigentlich keine Wissenschaftler*innen von Scientist Rebellion, die auf die Offenbarung des Versagens bei der Rettung der Welt vor der Klimakatastrophe drängen. Man kann es an alltäglichen Meldungen selber sehen, dass wir in die fundamental falsche Richtung rennen – wir im Sinne auch aller „normalen“ Menschen, die jeden Tag in ihre Jobs gehen und das Spiel mitspielen, in den Jobs wie auch in den Shopping-Malls.

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Ich habe in den letzten Monaten in Jena das „Klimanotstands-Zentrum“ mitgegründet. Wir haben noch keinen festen Raum, aber wir treffen uns regelmäßig, beteiligen uns an der Klimabewegung in Jena, halten Vorträge usw.. Oft werden wir dann gefragt, warum wir uns KlimaNOTSTANDS-Zentrum nennen.

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Ich habe heute einen Offenen Brief unterzeichnet, in dem Wissenschaftler*innen aus aller Welt verkünden:

„Die Behauptung, 1,5 °C seien noch zu schaffen, ist nicht mehr vertretbar…“

Schon, um unter 2 Grad zu bleiben, sind äußerste Anstrengungen notwendig. Zu dem, was zu tun ist gehört im Sinne der KlimaGERECHTIGKEIT auch, dass die reichen Länder ihre Zusage, die ärmeren Länder bei der Bewältigung des Klimawandels mit 100 Milliarden Dollar pro Jahr zu unterstützen, einhalten müssen.

In dem Brief wird eine Studie von vor einem Jahr unter IPCC-Autor*innen erwähnt, die zeigt, dass viele von ihnen befürchten, dass wir im Jahr 2100 eine Erwärmung von 3 Grad erleben werden. Die folgende Abbildung zeigt, wie viele der Antworten sich auf die jeweiligen Temperaturerhöhungswerte verteilten. Die Frage war: Wieviel Erwärmung (über dem vorindustriellen Wert) werden 2100 wahrscheinlich erreicht?

88% der Antwortenden meinen, die Welt ist bereits in einer „Klima-Krise“ und fast ebenso viele (82%) meinten, dass sie noch in ihrer Lebenszeit „katastrophale Folgen des Klimawandels“ erleben werden. Über 60% berichten von Angst, Trauer und Stress deswegen.

In zwei meiner Workshops zum Thema: „Klima-Umbruch: Das ändert (fast) alles“, in denen ich danach gefragt habe, sahen es ebenfalls alle Teilnehmenden als sehr wahrscheinlich an, dass sich in ihrer Lebenszeit noch etwas größeres Katastrophales, Kollapsartiges ereignen wird.

Diese Hälfte der Menschen wird völlig allein gelassen, wenn weiterhin euphorisch-hoffnungsvoll getönt wird, dass alles noch gut und gar besser werden könne. Die Zeit dafür ist vorbei, das „Pfeifen im Walde“ hilft nicht mehr, nun müssen wir auch die Augen vor der harten Wahrheit öffnen, dass wir um große Verwerfungen und dauerhaft verschlechterte natürliche Lebensbedingungen nicht herum kommen und TROTZ und WEGEN diesen Aussichten vernünftige und solidarische Auswege für uns alle finden müssen.


P.S. Wer meine Vorträge aus den letzten Jahren kennt, weiß, dass ich schon lange ziemlich desillusioniert war und auch (hoffentlich vorsichtig genug) zu überhöhte Hoffnungen enttäuschen musste. Eine Broschüre, die auf die Folgen dieser Situation für zu optimistische Utopien hinweisen soll, stammt aus dem Jahr 2013: „Schönwetter-Utopien im Crashtest“.