So langsam komme ich in Weihnachtsstimmung und möchte alles ausblenden, was mich aufregt und verunsichert. Aber der schöne Weihnachtswunsch „Frieden in aller Welt!“ geht mir dieses Jahr schwer von der Hand beim Karten-Schreiben…

Es ist mir bisher selten bewusst geworden, dass diese vielen Jahre in Frieden während meiner Lebenszeit für fast ganz Europa ungewöhnlich sind. Durch die Drohung der Kernwaffen schienen „normale“ Kriege zumindest hier auch ausgeschlossen zu sein… Aber seit dem Februar 2022 sind wir doch aufgerüttelt worden. Auch wenn ich mich dagegen wehre, die ukrainischen Ermordeten wichtiger zu finden als die toten Kinder im Jemen und anderswo in der Welt… In der Zeit zwischen 1945 und 1990 starben ca. 200 Millionen Tote durch Kriege, aber nur 200 000 davon im „Globalen Norden“ (Dülffer 2019: 333).

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Der Krieg in der Ukraine zeigt unübersehbar die Zerstörungen und Verluste, die sonst „irgendwo auf der Welt“ vor unseren Augen – aber doch meist übersehen – stattfinden.

Mit dem Krieg in der Ukraine verfestigt sich auch wieder ein kultureller Ungeist, der keine Alternative mehr zu militärischen Eingriffen in laufende Kriege sieht. Wer Rüstungslieferungen in Frage stellt, wird als Feind der Verteidiger in der Ukraine dargestellt. Was bei dieser scheinbaren Alternative: Entweder Russland oder die Ukraine zu unterstützen, völlig aus dem Blick gerät, sind Alternativen der friedlichen Konfliktbearbeitung. Dabei müssten allerdings echte Interessen in den Blick genommen werden, statt eine Seite zu verteufeln. Auch beim Hitlerfaschismus ging es nie nur um Hitler, sondern um die Interessen der Kapitalseite, die Hitler überhaupt erst zu seiner Macht verholfen hatten.

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Ich schaffe es diesmal (im Unterschied zum Jugoslawien-Krieg) nicht, ausführlich Stellung zum Krieg in der Ukraine zu beziehen. Zwar kann ich auch diesmal nicht einfach weiter vor mich hin philosophieren und kann oft nicht schlafen deswegen. Aber es gibt inzwischen vielerlei umfassende Dokumentationen zu vielen Aspekten im Internet, deshalb beschränke ich mich auf Notizen und Kürzeres.

Heute las ich einen Zeitungsbericht von Erhard Crome, der das Buch „Nation, Nationalismus und der Krieg in der Ukraine. Texte zu einem alten Thema“ geschrieben hat. Der Titel des Beitrags im „neuen deutschland“ (16./17.4.22) ist: „Ein neuer Imperialismus„.

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Ein guter Freund schickte mir heute einen Text, in dem er meinte, „dass wer über einen dauerhaften Frieden reden will, über den Kapitalismus nicht schweigen darf“.

Richtig! Er geht nach 30 Jahren heute wieder zum Ostermarsch und ich erinnere mich an ein Flugblättchen (heute „Flyer“) genannt, in dem wir dieses Bildchen verwendeten:

Die Freundin, die dies zeichnete, lebt leider schon lange nicht mehr. Ich möchte Euch unbedingt noch eine Zeichnung von ihr mitgeben:

Mit einer einfachen Bastelei wird das nicht zu schaffen sein, auch wenn mir lieber wäre, dieses Symbol mehr und mehr und überall zu sehen:

(von Melanie)

Der Bund für Soziale Verteidigung, den ich in meinem letzten Post schon erwähnte, hat zusammen getragen, was man mit den für die Aufrüstung bereit gestellten 100 Milliarden machen könnte:

  • 100 Milliarden (Dollar) wurden den Ländern des globalen Südens für die Bekämpfung der Klimawandelfolgen versprochen, was längst nicht eingehalten wurde.
  • Mit 100 Milliarden Euro könnten 5 Milliarden Imfdosen gegen Covid-19 gekauft werden.
  • Dem UN Welternährungsprogramm fehlen zur Bekämpfung des Hungers von 690 Millionen Menschen auf der Erde in diesem Jahr 8 Milliarden. (Aktualisierung: Derzeit hungern bereits 821 Millionen Menschen!)
  • Mit 100 Milliarden Euro könnten 200 Projekte der Zivilen Konfliktbearbeitung mit jeweils 500 Zivilen Peacekeeper:innen für zehn Jahre finanziert werden.

Neben den auch im vorigen Post erwähnten Möglichkeiten der Stärkung der Sozialen Verteidigung anstatt der militärischen wird hier auch noch erwähnt, dass Litauen im Rahmen seiner Landesverteidigung auch „Formen und Grundsätze des zivilen Widerstands“ integriert. Dies wäre eine weitere Forderung, die wir auf unsere Ostermärsche mitnehmen können!

Aufgerufen wird auch zum Kampf für eine „Initiative für eine neue Friedensordnung“. Und wie auch schon mehrfach von mir angesprochen: Alle Menschen sind gleich, auch Geflüchtete! Kriegs- und Klimaflüchtende aus aller Welt brauchen gleichermaßen unsere Solidarität.

Ich will nicht, dass das Klima-Thema ins Hintertreffen gerät – aber dem gegenwärtigen Krieg kann man sich nicht entziehen. Weder emotional, noch denkend. Er ist auch ein großer Schlag gegen die Friedensbewegung, denn angesichts der Gleichsetzung von Hitler mit Putin kann man wohl kaum noch pazifistisch argumentieren. Oder doch?

Im Neuen Deutschland vom 25.3. 2022 vertritt Christine Schweitzer im Interview mit Ines Walldrodt (*) durchaus diese Meinung. Sie setzt sich für soziale statt militärische Verteidigung ein.

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