Auch die kapitalistisch orientierten Wirtschaftswissenschaften müssen sich wohl oder übel mit dem Klimawandel als „ultimative[r] Herausforderung für die Wirtschaft“ beschäftigen. Der Nobelpreisträger William D. Nordhaus verwendete diese Formulierung in seinem Preisvortrag von 2018, von dem ich im Folgenden berichten möchte.

Mögliche Regulierung der Nutzung „öffentlicher Güter“?

Nordhaus sieht das Problem des Klimawandels darin, dass das Klima ein öffentliches Gut ist und damit eine Externalität in Bezug auf die Wirtschaft. Das heißt, dass seine Kosten „außerhalb des Marktes anfallen“ und sie „nicht durch Marktpreise erfasst“ werden. Die „Klimawandelökonomie“ will sich diesem Problem widmen. Dabei zeigt es sich, dass aus dieser ökonomischen Perspektive heraus solche „harten“ Ziele wie unter einer global durchschnittlichen Temperaturerhöhung von 1,5 oder 2 Grad zu bleiben, nicht zielführend seien, weil sie die Kosten der dazu nötigen Maßnahmen außer Acht lassen. Eine Alternative dazu zeigt Nordhaus am Ende des Beitrags auf.

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Zu den Fakten: jeder Stau ist gefährlich, jedes Rasen ist gefährlich, der Autoverkehr selbst ist gefährlich. Einerseits im direkten Sinne, wenn Autos und LKWs andere Menschen umfahren und andererseits indirekt als Mitverursacher des menschengemachten Klima-Umbruchs. Und ja, auch die aktuellen Klimaproteste derer, die sich auf der Straße festkleben, verursachen Staus. In einem solchen Stau wurden Rettungskräfte aufgehalten, die einer Frau helfen wollten, die mit dem Fahrrad unter einen Betonmischer geraten war. Es gibt inzwischen eine Debatte darum, ob der Rettungswagen, der den Betonmischer anheben sollte um die Frau zu befreien, überhaupt eingesetzt werden sollte (die Ärztin sagt nein), oder ob es ohne den Stau mehr (nur recht vage benannte) Möglichkeiten zur Rettung gegeben hätte (das sagt die Feuerwehr). Ich kann mich noch erinnern, dass die Bewegung „Extinction Rebellion“ einst (vor ca. 2 Jahren) sog. „Schwarmings“ durchführte, bei dem Straßenübergänge mit den eigenen Körpern blockiert wurden, es aber kein Festkleben gab[1] und die Straße nach wenigen Minuten wieder freigegeben wurde. Aber das hat, wie alle anderen weniger störenden Aktionen nichts und wieder nichts verändert. Deshalb kann ich verstehen, dass die Aktionen an Radikalität zunehmen. Es ist sonst einfach nicht mehr auszuhalten. Ob die Bedachtsamkeit mit der Verzweiflung mitwächst, dürfte jedoch zu bezweifeln sein.

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Ich habe heute einen Offenen Brief unterzeichnet, in dem Wissenschaftler*innen aus aller Welt verkünden:

„Die Behauptung, 1,5 °C seien noch zu schaffen, ist nicht mehr vertretbar…“

Schon, um unter 2 Grad zu bleiben, sind äußerste Anstrengungen notwendig. Zu dem, was zu tun ist gehört im Sinne der KlimaGERECHTIGKEIT auch, dass die reichen Länder ihre Zusage, die ärmeren Länder bei der Bewältigung des Klimawandels mit 100 Milliarden Dollar pro Jahr zu unterstützen, einhalten müssen.

In dem Brief wird eine Studie von vor einem Jahr unter IPCC-Autor*innen erwähnt, die zeigt, dass viele von ihnen befürchten, dass wir im Jahr 2100 eine Erwärmung von 3 Grad erleben werden. Die folgende Abbildung zeigt, wie viele der Antworten sich auf die jeweiligen Temperaturerhöhungswerte verteilten. Die Frage war: Wieviel Erwärmung (über dem vorindustriellen Wert) werden 2100 wahrscheinlich erreicht?

88% der Antwortenden meinen, die Welt ist bereits in einer „Klima-Krise“ und fast ebenso viele (82%) meinten, dass sie noch in ihrer Lebenszeit „katastrophale Folgen des Klimawandels“ erleben werden. Über 60% berichten von Angst, Trauer und Stress deswegen.

In zwei meiner Workshops zum Thema: „Klima-Umbruch: Das ändert (fast) alles“, in denen ich danach gefragt habe, sahen es ebenfalls alle Teilnehmenden als sehr wahrscheinlich an, dass sich in ihrer Lebenszeit noch etwas größeres Katastrophales, Kollapsartiges ereignen wird.

Diese Hälfte der Menschen wird völlig allein gelassen, wenn weiterhin euphorisch-hoffnungsvoll getönt wird, dass alles noch gut und gar besser werden könne. Die Zeit dafür ist vorbei, das „Pfeifen im Walde“ hilft nicht mehr, nun müssen wir auch die Augen vor der harten Wahrheit öffnen, dass wir um große Verwerfungen und dauerhaft verschlechterte natürliche Lebensbedingungen nicht herum kommen und TROTZ und WEGEN diesen Aussichten vernünftige und solidarische Auswege für uns alle finden müssen.


P.S. Wer meine Vorträge aus den letzten Jahren kennt, weiß, dass ich schon lange ziemlich desillusioniert war und auch (hoffentlich vorsichtig genug) zu überhöhte Hoffnungen enttäuschen musste. Eine Broschüre, die auf die Folgen dieser Situation für zu optimistische Utopien hinweisen soll, stammt aus dem Jahr 2013: „Schönwetter-Utopien im Crashtest“.


 

Bei uns ist gerade unsere Enkelin auf Besuch. Wie kann ich ihr erklären, was wir mit ihrer Zukunft anstellen? Weltweit gesehen lebt „die Menschheit“ ab heute „auf Pump“: wir haben all jene Ressourcen für dieses Jahr verbraucht, die in einem Jahr auf der Erde regenieriert werden können und deshalb nutzbar sind. Aber „wir“ verbrauchen trotz diesem Wissen immer mehr und immer mehr.

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(Version 1.1)

Die Grenzen der ökologischen Belastbarkeit scheinen die Möglichkeiten, den arbeitenden Menschen genügend große Anteile eines wachsenden Wohlstandskuchens zu überlassen, zu beschneiden. Dieser Effekt, dass trotz wachsender Ausbeutung der Menschen und immer mehr Naturvernutzung die ausgebeuteten Menschen sich befrieden ließen durch die Aussicht auf immer mehr Wohlstand, hat in einigen privilegierten Ländern einige Jahrzehnte lang für ein Stilllegen der sozialen Konflikte geführt. Aber nun ist Schluss damit.

Aber ist wirklich das endlich angestrebte Ende der übermäßigen Naturzerstörung der Grund dafür?

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Ich habe in den letzten Tagen das Buch „Die Utopie des Sozialismus…“ von Klaus Dörre gelesen. Dazu werde ich eventuell später noch einiges in eigenen Beiträgen dazu referieren. Zuerst möchte ich jedoch meine Auswertung auf das in meinem Blog zuletzt angestoßene Thema der Klassen fokussieren.

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Es kommt nicht drauf an, immer mehr Energie irgendwo herzubekommen, ob nun von veralteten Großtechniken (Kernenergie!) oder wasserstoffbasierten Energietechniken oder auch ganz allgemein aus sich erneuernden Energien. Sondern wir müssen weniger Energie brauchen!

Die verletzbar machende Abhängigkeit von Energie-Importen, die wir grad erleben/erleiden, ist nur ein Argument dafür.

Die Entwicklung der neuzeitlichen Industriegesellschaft im Kapitalismus ist eng mit einem immer weiter steigenden Energieverbrauch verbunden. Letztlich beruht auch ein großer Teil der Arbeitsproduktivitätssteigerung auf einer Substitution (einem Ersetzen) von lebendiger Arbeitskraft durch andere Energien (die bisher vor allem durch fossile Energien gespeist werden).

Geht es auch mit weniger Energie? Natürlich! Dazu gibt es eine „Datenbank für Energieeffizienz“ und diese wird in einem Webinar am 16.03. 2022 vorgestellt. Kann ich nur empfehlen…

In einem meiner letzten Vorträge gab es danach die Frage, ob es überhaupt Länder gäbe, die einigermaßen nachhaltig sei, in denen also die Reproduktion der natürlichen Lebensgrundlagen möglich sei bei gleichzeitiger Erfüllung sozialer Bedürfnisse. In anderen Vorträgen hatte ich ein Diagramm gezeigt, bei dem auf der y-Achse (also nach oben) der Human Development Index aufgetragen wird, was ein Maß für das Wohlergehen der Menschen sein soll und auf der x-Achse der durchschnittliche (!) ökologische Fußabdruck eines Menschen im entsprechenden Land (in Hektar pro Person).

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Dieser Beitrag gehört zum Thema: „Mentalitäten und sozial-ökologische Transformation“


Es wäre verfehlt, das Wissen über die vorhandenen Mentalitäten wie in Zielgruppen-Marketingstrategien nutzen zu wollen, um Menschen manipulierend in die eigene Richtung drängen zu wollen. Aber es ermöglicht, „Vorschläge, Anknüpfungspunkte und Strategien für einen solchen Wandel zu benennen, der einerseits durchgreifend genug wäre, um diese historisch neue Herausforderung zu bewältigen, andererseits aber global ausreichend demokratische Unterstützung erhielte, um auch im Konflikt mit den strukturell verankerten fossilen Steigerungsimperativen und um den unvermeidbar extrem hohen monetären Preis, den er mit sich brächte, durchsetzbar zu sein“ (Eversberg u.a. 2021: 82). Gleichzeitig können aber auch Gegenkräfte erkannt werden, wo die Unterschiede zwischen den Mentalitäten durch gegensätzliche Kräfte bestimmt sind, die sich weder durch Aufklärung noch durch andere Praxen „versöhnen“ lassen.

Die folgende Abbildung (aus Eversberg 2020: 106) zeigt die mit den Mentalitäten verbundenen Varianten von Wandlungskonzepten (die im Text von Eversberg 2020: 9-10 auch erläutert werden):

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Dieser Beitrag gehört zum Thema: „Mentalitäten und sozial-ökologische Transformation“


Die drei Grundformen der im vorigen Beitrag gezeigten Umweltmentalität sind folgende (ebd.: 89f., Abb. von S. 105):

  • ökosozial: mit transformationsfreundlichen Einstellungen und hoher Veränderungsbereitschaft im linken sozialen Raum (30%).
  • liberal-steigerungsorientiert: Träger:innen des flexibel-kapitalistischen Wirtschaftsmodells (mehr als ein Drittel) sowie
  • regressiv-autoritär: stark defensiv gegen ökosozial motivierten gesellschaftlich-politischen Veränderungen (ca. 25%).

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