Der Deutsche Wetterdienst machte Ende Dezember bekannt, dass auch das Jahr 2021 in Deutschland um ca. 0,9 Grad wärmer war als im Mittel in der Zeit von 1961-1990. In den letzten 20 Jahren gab es nur ein Jahr, in dem die Temperatur unter diesem Mittelwert lag (2010). Wenn man noch das kalte Jahr 1995  hinzunimmt, waren es seit 1990 nur zwei Jahre die unter dem Mittel in der Zeit zwischen 1961 und 1990 lagen, insgesamt wanderte die Durchschnittstemperatur unaufhaltsam in die Höhe:

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„Durchs Dunkle zum Licht
einen Umweg ins Helle
gibt es nicht.“

„Die rosarote Brille zeigt
neue Wege, die andere übersehen –
sie verdeckt aber auch Achtungszeichen
vor Abgründen.“

„Wie kann man progressiv bleiben
in Zeiten des Niedergangs?
Und wie emanzipativ
an Orten verwüsteter Natur?“


Im neuen Heft der Zeitschrift „Streifzüge“ mit dem Thema „Dystopien“ erschien ein Beitrag von mir zu diesem Thema. Hier die Online-Version:


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Dies ist Teil 3 eines Textes über „Hoffnung“.


Sinn der Hoffnung heute

Heutzutage gibt es genügend Gründe für Angst und Furcht. Vor 26 Jahren wurde gesagt, dass wir noch 25 Jahre Zeit hätten, eine Klimakatastrophe zu verhindern. Und trotzdem wird noch verkündet, die Uhrzeiger stünden noch auf 1 Minute vor 12 Uhr. Auch andere planetare Belastungsgrenzen, wie die der Zerstörung der Biodiversität oder der Vergiftung der Gewässer mit Stickstoff wurden bereits überschritten. Aus dem „sichere Handlungsraum“ sind wir bereits herausgeschossen und für viele Menschen auf dieser Welt zeigt sich dies durchaus schon in existentiellen Katastrophen. Gleichzeitig sind auch die Kriegsbedrohungen nicht wirklich kleiner geworden. Während allerorten das „Pfeifen im Walde“, dass wir es doch noch irgendwie schaffen könnten, bei der global-durchschnittlichen Erwärmung unter 1,5 Grad zu bleiben, zu hören ist, läuten bei anderen schon längst die Alarmglocken. Mit der Einführung der „Negativ-Emissionen“ in die Szenarien, mit denen das Einhalten der 1,5-Grad-Grenze noch gesichert werden soll, ist eine Bankrotterklärung verbunden, die aber weitgehend übersehen wird (Schlemm 2020). In früheren IPCC-Berichten wurden die Techniken, die zu den „Negativ-Emissionen“ führen sollen (also jene, die zu viel ausgestoßenes CO2 wieder zurückholen sollen), als technisch im großen Maßstab zu ungewiss, zu teuer und wegen der Konkurrenz zu anderen Formen der Landnutzung (z.B. für die Ernährung) als unverantwortbar gekennzeichnet. Inzwischen stehen wir so sehr überm Abgrund, dass sich die letzten Hoffnungen darauf richten. Die bisherigen Hoffnungen aus dem letzten Vierteljahrhundert, die sich auf „Nachhaltigkeit“ ausrichteten und damit auf die üblichen Mechanismen von reformerischer Politik und auch die Unehrlichkeit, mit der die Brisanz der Lege verdeckt wird, weil man Panik oder Apathie als Folge befürchtet, haben dazu beigetragen, viele Gründe von realer Hoffnung zu zerstören. (mehr …)

Ich rezensierte gerade ein neu herausgegebenes Buch des Philosophen Helmut Fahrenbach über „Wesen und Sinn der Hoffnung“ (Talheimer 2021). Hoffnung??? Hoffnung!!! Dieses Thema, so scheint mir, ist dringender denn je. Für mich zumindest. Mir war der Autor schon aus Sammelbänden mit Texten über den Ernst Bloch bekannt, dessen Philosophie er – durchaus mit kritischen Einwänden – in ihrer Einheit von marxistischen und metaphysischen Momenten erkannte.

In den folgenden Blogbeiträgen stelle ich – über den Text der Rezension hinausgehend – wichtige Gedanken aus dem Buch vor:

(diese Seite ist auch erreichbar über: https://kurzelinks.de/j2p0)


Fahrenbachs Konzept von Wesen und Sinn der Hoffnung

Das neu herausgegebene Buch vereint Teile der Dissertation des Autors aus dem Jahr 1955 mit späteren Arbeiten, in denen er das Thema „Hoffnung“ neu und weiterführend beleuchtet.

In der Dissertation wird das Thema Hoffnung phänomenologisch ausgelegt. Dies geschieht in mehreren aufeinanderfolgenden Schritten:

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Von Kim Stanley Robinsons Themenwahl bin ich immer wieder begeistert. Zwischen 1992 und 1995 hatte er die berühmten drei Marsromane (Roter Mars, Grüner Mars, Blauer Mars) geschrieben, in denen er die Utopie einer letztlich kommunistischen Welt nicht aufgibt, sondern für eine Besiedlung des Mars neu durchdenkt. Aber dann wechselt er das Thema. Er geht zurück auf die Erde und behandelt in drei Romanen zwischen 2004 und 2007 den drohenden gefährlichen und menschlich verursachten Klimawandel (Forty Signs of Rain, Fifty Degrees Below, Sixty Days and Counting, nicht ins Deutsche übersetzt). Im Roman „2312“ aus dem Jahr 2021 schließlich taucht ein unverzichtbares Motiv aller künftigen Zukunfts-SF auf: Für das im Titel angegebene Jahr wird nur noch fast nebenbei erwähnt, dass es keine Eisdecke mehr gibt auf der Erde, dass weite Küstenbereiche überschwemmt sind, dass das Ausbringen von Schwefeldioxid in die Atmosphäre auch nicht mehr viel genützt hat… und es immer noch Reste des Kapitalismus gibt. In New York „schimmerten… die braunen Umrisse der versunkenen Halbinsel Florida unter der Meeresoberfläche“. Das Zeitalter der Climate-Fiction ist nicht mehr aufzuhalten. Alle Zukunftsvorstellungen müssen beinhalten, was mit ziemlicher Sicherheit passieren wird in den nächsten Jahrzehnten und Jahrhunderten und die Bedingungen dafür sind weniger utopisch als dystopisch. Ich kann mich noch erinnern, dass dieses Bild der künftigen Vergangenheit aller Zukunftsoptionen für mich auch der Auslöser war, 2013 die Broschüre „Schönwetter-Utopien im Crashtest“ drucken zu lassen. Genau jetzt – am historischen Verzweigungspunkt, da es noch möglich scheint, das Schlimmste aufzuhalten, bleibt Robinson mit seinem neuen Buch „Das Ministerium für die Zukunft“ nah dran an unsrer Gegenwart. Alles dort Beschriebene könnte hier und heute beginnen.

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Friedrich Engels:

„Und so werden wir bei jedem Schritt daran erinnert, daß wir keineswegs die Natur beherrschen, wie ein Eroberer ein fremdes Volk beherrscht, wie jemand, der außer der Natur steht – sondern daß wir mit Fleisch und Blut und Hirn ihr angehören und mitten in ihr stehn, und daß unsre ganze Herrschaft über sie darin besteht, im Vorzug vor allen andern Geschöpfen ihre Gesetze erkennen und richtig anwenden zu können.“ (MEW 20: 453)

Wir haben als Menschheit bereits vier der neun sogenannten „Planetaren Belastungsgrenzen“ überschritten. Die Folgen, vor allem abrupte klimatische Veränderungen, lassen sich nicht mehr verleugnen. Für die Gesellschaftsordnung, die die Welt prägt, ist das bisher aber noch keine Störung ihres „Business as usual“. Solch eine Störung kam mit einer anderen Rückwirkung der Natur auf unser Tun, mit der Viruspandemie Covid-19. Andreas Malm schildert in seinem Buch Klima|x ausdrücklich, wie das Vordringen der Menschen in die Natur und auch die Klimaveränderungen fast unausweichlich zu einem weiteren Wachstum von Pandemiegefahren führen. Wir werden wohl weiterhin ständig mit neuen Pandemien leben müssen und die scheinbar so unaufhaltbare kapitalistische Wirtschaftslogik läuft sich vielleicht unter anderen an damit weiteren mit dem Klimawandel verbundenen sozialen Folgen fest.

1. Sicht: Mensch vs. Natur

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Es geht weiter mit allerlei Blockaden an verschiedenen Orten. Vor allem dort, wo wir die Blockierer des Klimaschutzes blockieren können. Ich war beim Wirtschaftsrat der CDU dabei. Mehr Infos über den Wirtschaftsrat siehe auch hier.

Eine unserer Forderungen ist: „Lobbys raus – Bürger:innen rein“ (um gleich noch weiter zu reimen: ... wer kann da dagegen sein?)


Hier gibts als Nachtrag zur Aktionswoche noch ein
Gespräch zwischen Annemarie Botzki und Tadzio Müller zum Zivilen Ungehorsam.

Interessant auch die Einschätzung:
„XR gehört rehabilitiert“


Heute fand die große Demo statt. Sie begann vor den Parteizentralen von SPD und CDU, kurz vor den Wahlen soll sich zeigen, welche Partei für Menschen, die nicht in einen menschengemachten KLima-Umbruch rasseln wollen, wählbar ist. Ein paar tausend Menschen waren es schon, aber weniger, als ich auch schon bei anderen Themen in Berlin erlebt habe.

„Wir sind hier für Oma, Opa, Mama, Papa, Schwester, Bruder, Tante, Onkel,
Neffen, Nichten, Freunde, Nachbarn und alle, die KEINE ZEIT haben.“

Keine Zeit für die Zukunft, die nun wirklich auf dem Spiel steht.

Hitzesommer, Flutkatastrophen, ein gerade herausgekommener aktuelle IPCC-Bericht … wenn das nicht noch mehr Leute auf die Strasse treibt, dann haben wirs nicht anders verdient. Soll wohl so sein. Ich sehe ein, dass nicht jeder arbeitende Mensch werktags schon um 15 Uhr an einer Demo teilnehmen kann. Wenn wir alle wirklich ernst nähmen, was vor uns liegt an Verlusten und Opfern, wäre es ein Leichtes, auch dafür eine Lösung zu finden. Und wenn es endlich auch mal echte Erwachsenen-Streiks gäbe. Ein auch schon älterer Herr trug dieses Schild:

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Auch heute war ich wieder beim Festival des August-Aufstands (August RiseUp) eines Bündnis von Klimabewegungen. Ich nahm dabei an zwei Workshops teil. In einem Workshop wurde über eine internationale Bewegung zur Gründung von „Klima-Notstands-Zentren“ (Climate Emergency Center) berichtet. Dabei sollen vor allem derzeit ungenutzte Räume umgewidmet werden als Begegnungs- und Projektzentren für die Öffentlichkeit, zum Entwickeln und Ausprobieren neuer Lösungen für eine neue ökologische und klimatisch verträgliche Welt.

Für Berlin gibt es das Projekt „Transformation Haus und Feld“. Es soll auch dabei um einen Einstieg in weitreichende Selbstversorgung und eine Kreislaufwirtschaft gehen.

Dabei wurde auch diskutiert, ob der Aufbau solcher Projekte nicht viel Kraft aus den Bewegungen abzieht. Hier konnte ich an die Überlegung von Massimo de Angelis erinnern, der vorschlug, dass sich Bewegungen und (Commons-)Projekte gegenseitig bestärken und voranbringen könnten (mehr siehe hier).