Nun kommt die Botschaft auch in Jena an: Die Freidenker organisieren eine Veranstalter mit dem Kritiker der neuen Experimente am Forschungszentrum CERN, Prof. Rössler, in Jena (24.11.08, 19 Uhr Carl Zeiss Str. 3, HS 5). Schon vor Wochen bat mich ein Freund, eine Unterschriftenliste mit der Forderung nach einem Forschungsmoratorium zu unterschreiben.
Er behauptete, das CERN hätte gar nicht untersucht, welche Gefahren vielleicht von dem neuen Large Hadron Collider (LHC) ausgehen. Bereits nach einer kurzen Google-Recherche konnte ich das verneinen. Es gibt durchaus ausführliche Studien dazu. Es gibt nun auch Studien von Prof. Rössler, der behauptet, bisher umsonst auf eine Widerlegung seiner Arbeiten, mit denen er vor der Durchführung der geplanten Experimente warnt, zu warten.
Einen guten einführenden Beitrag zum Thema gibts bei YouToube, ich kann auch einen anderen einführenden Text empfehlen. Einen sehr schönen Blogbeitrag gibts erstens zu den wissenschaftlichen Zielen des LHC und zweitens zur Debatte um die Gefahren.
In diesem Zusammenhang fand ich eine gut fundierte, einführende Seite zu Grundlagen der Astrophysik, auch mit allen Formen der Schwarzen Löcher. Speziell zum LHC-Problem gibts noch mehr.
Erst einmal sollte man feststellen, dass entgegen übertreibenden Darstellungen längst nicht die Energien erzeugt werden, wie sie beim „Urknall“ vorherrschten, sondern die Energien im LHC liegen um 15 Größenordnungen darunter (und das ist ganz schön viel).
Die Kritik von Rössler bezieht sich aber nicht darauf, sondern darauf, dass unter bestimmten Bedingungen – wenn es mehr als die bekannten drei Raumdimensionen gibt – kleine schwarze Löcher entstehen könnten. Das sieht auch das CERN so. Das CERN geht allerdings davon aus, dass diese kleinen schwarzen Löcher entsprechend einer sog. Hawking-Strahlung von selbst in kürzester Zeit wieder zerfallen werden.
Es gibt durchaus ausführliche Untersuchungen zu den eventuellen Gefahren. Sie enden mit den Ergebnis: Es gibt nicht wirklich absehbaren Gefahren und unabsehbare sind in diesem Bereich auch nicht zu erwarten. Eine andere Studie sagt ähnliches.
Besonders zu empfehlen sind die Webseiten (1 und 2).
Das ist alles ziemlich harte wissenschaftliche Arbeit, sollte aber auf jeden Fall dem Vorwurf, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler würden völlig bedenkenlos herumexperimentieren, entgegen gehalten werden.
Die FREIdenker in Jena vergessen bei aller verschwörungstheoretischer Fasziniation hoffentlich nicht das freie DENKEN.
Ich hab dem Freund damals seine Liste nicht unterschrieben, sondern ihm die o.g. Links geschickt.
P.S. zu Rössler selbst siehe auch noch diesen Beitrag im SPIEGEL.
November 22, 2008 at 11:35 pm
Vielen Dank für die vielen interesanten Links zu diesem Thema!
März 12, 2010 at 5:52 pm
Hallo,
Ich habe den Report schon früher gelesen, nur leider beruhigt er mich nicht. Es gibt verschiedene Gründe, warum man bei CERN skeptisch sein sollte:
1. Chaotische Prozesse können auftreten.
2. Technische Defekte können auftreten, wie ja schon geschehen im November 2009.
3. Es können synergetische Effekte auftreten.
4. Parameter, die noch nicht entdeckt wurden, können in den Vorberechnungen nicht berücksichtigt werden – und davon gibt es sicher noch einige, man erinnere sich an die Röntgenstrahlung, von der man vorher auch nichts wusste.
Warum finden viele die Argumente von CERN so einleuchtend? Wenn Schwarze Löcher ständig in der Erdathmosphäre entstehen könnten (ein häufiges Argument, um die Ungefährlichkeit der CERN-Forschung zu betonen), warum weist man sie dann dort nicht nach (wie das bei den Neutrinos der Fall ist)? Warum hat CERN dies nicht im Vorfeld getan?
Glücksspiele machen Spass, aber nur solange der Einsatz nicht zu hoch ist.
Da ich Freidenker bin, stelle ich die Frage: wo ist bei der bisherigen Kritik an CERN die Verschwörungstheorie? Mir ist keine bekannt.
Mit freundlichen Grüßen,
C. Stutzke
März 13, 2010 at 6:11 pm
Hallo,
natürlich ist nicht jede Kritik verschwörungstheoretisch. Aber die Atmosphäre bei der Veranstaltung in Jena war so und in der ganzen „Kampagne“ von Rössler wird solch eine Atmosphäre auch ziemlich bewusst erzeugt. Ich weiß nicht, ob man so wird, wenn man sich lange alleine gelassen fühlt, aber ehrlich gesagt: Sein Vortrag strotzte in keiner Weise von Wissenschaftlichkeit. Ich habe selbst in Relativitätstheorie mein Diplom gemacht und was er aus der Relativitätstheorie erzählte, war nicht nur populistisch vereinfacht (das kann ja mal passieren), sondern z.T. einfach falsch. (Eine etwas ausführlichere Widerlegung einer etwas fachlicheren Aussage von Rössler siehe http://www.ketweb.de/stellungnahmen/20080730_Antwort_von_Prof_Dr_Hermann_Nicolai_und_Prof_Dr_Domenico_Giulini.pdf)
Vielen Dank aber für Ihre Meinung und dass alle möglichen nicht bekannten Effekte auftreten können, ist auch ein wichtiger Hinweis.
Zu den „kleinen Schwarzen Löchern in der Atmosphäre“ gibts hier einen guten Beitrag:
http://atomphysik-quantenmechanik.suite101.de/article.cfm/tu_dresdenschwarze_loecher_sind_harmlos
Grundsätzlich geht es ja wohl auch nicht darum, dass das Experiment selbst die kleinen schwarzen Löcher produzieren würde, sondern die superschnellen Teilchen -und hier gilt das Experiment, dass wir aus der kosmischen Strahlung Strahlung mit mehr Energie erhalten als aus dem LHC (aus aktiven Galaxienkernen etc.).
Ein eventieller Nachweis von solchen kleinen schwarzen Löchern in der Atmosphäre wird auch seit einiger Zeit diskutiert: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/16/16257/1.html
März 26, 2010 at 11:04 am
Hallo,
Den Eindruck einer verschwörungstheoretischen Athmosphäre bei der Veranstaltung in Jena, bei der Herr Rössler auftrat, kann ich nicht bestätigen. Der Vortrag wurde öffentlich, auch bei Radio und Fernsehen beworben, der Hörsaal war voll. Herr Rösler ging im ersten Teil auf allgemeine Punkte, die es in der wissenschaftlichen Forschung zu bedenken gibt, ein und der schon daraus resultierenden Verantwortung des Wissenschaftlers. In einem zweiten Teil stellte er die Risiken der konkreten Forschung bei CERN dar. Populistische Vereinfachung war geboten, da es keine Wissenschaftskonferenz, sondern ein öffentlicher Vortrag war, an dem jeder teilnehmen konnte. Dieser Vortrag wird noch ins Netz gestellt.
Herr Rössler hat öffentlich – auch damals – darum darum gebeten, dass man ihn widerlegt. Wenn die Grundlage seiner Überlegungen – sein Verständnis der Allgemeinen Relativitätstheorie – falsch ist, warum hat man ihm dies nicht mitgeteilt? Welche sind die Punkte, die falsch sind?
Zusatz: Eine gute Zusammenfassung der Argumente, die für eine sofortige Stillegung des Teilchenbeschleunigers sprechen, findet sich in diesem Paper, das an Verantwortliche in Wissenschaft und Forschung versandt wurde:
Klicke, um auf request-to-cern-council-and-member-states-on-lhc-risks_lhc-kritik-et-al_march-17-2010.pdf zuzugreifen
Ende März soll es wieder mit den Experimenten losgehen.