Herzlich Willkommen,

in meinem Blog. Dies ist das „Tagebuch“, das zum „Virtuellen Philosophenstübchen“ gehört. Ich nutze das alte Philosophenstübchen kaum noch, sondern lege auch längere Texte hier ab (meist in verschiedene Beiträge unterteilt). Hier kann natürlich über die Kommentare diskutiert werden. Viel Spaß dabei 😉

(Weniger Freude dürfte das neue Protokoll einer Selbst-Zerstörung bringen…)

Zum schnelleren Wiederfinden dieses Blogs können Sie sich merken: https://tinyurl.com/Schlemm. Oder auch: https://kurzelinks.de/Philostube.

Viele Grüße
von Annette

P.S. Von aller Werbung auf meinen Seiten distanziere ich mich!
(Die wird eingeblendet, weil ich nicht bereit bin, für den Verzicht auf Werbung noch zahlen zu  müssen…)

 

Das Thema des real gewesenen Sozialismus kommt immer mal wieder ins Gespräch. Ich möchte deshalb zwei ältere Texte von mir (der erste ist hier) dazu vorstellen:


Utopie: Sozialismus/Kommunismus

(Originaltext von 2021)

„Kollegen, Kommunismus, wenn ihr euch
Den vorstelln wollt, dann richtet eure Augen
Auf das, was jetzt ist, und nehmt das Gegenteil:
Denn wenig ähnlich ist dem Ziel der Weg.
Nehmt so viel Freuden, wie ihr Sorgen kennt,
Nehmt so viel Überfluß wie Mangel jetzt
Und malt euch also mit den grauen Tinten
Der Gegenwart der Zukunft buntes Bild.“
(Hacks 1976: 156)


An den Seitenrand eines Buches aus DDR-Zeiten über die weitere Entwicklung des Sozialismus hatte ich mit Bleistift die Bemerkung „Schön wärs…“ geschrieben. Als ich dies geschrieben hatte, erschien es durchaus denkbar, dass der real existierende Sozialismus tatsächlich noch diese gewünschte Entwicklungsrichtung nehmen könnte. Genau deshalb hab ich solche Sachen damals gelesen und genau deshalb wurde ich damals auch politisch aktiv:

„Die allseitige sozialistische Entwicklung der Persönlichkeiten und die immer bessere Befriedigung ihrer wachsenden Bedürfnisse ist das Ziel der sozialistischen Produktion.“ (Hagen 1988: 71)

(mehr …)

Das Thema des real gewesenen Sozialismus kommt immer mal wieder ins Gespräch. Ich möchte deshalb zwei ältere Texte von mir dazu vorstellen:


Der reale Sozialismus als Fehlschlag einer alternativen Ökonomie

(Originaltext von 2005)

Als Alternative zum real existierenden Kapitalismus gab es in einigen Ländern mehrere Jahrzehnte den Versuch, andere ökonomische und politische Strukturen zu realisieren. Aber auch diese waren nicht nur wegen subjektiven Fehlern nicht überlebensfähig, sondern wiesen grundlegende Strukturprobleme auf.

Der folgende Text erfüllt nicht den Zweck einer „Generalabrechnung“ mit dem Sozialismus. Hier werden einige Aspekte einer kritischen Auseinandersetzung bearbeitet, die oft übersehen werden. Es geht hier um jene Aspekte, die die Organisation der Produktionsprozesses beinhalten.

(mehr …)

Ich schreibe gerade ein Buch zum Thema des „Fortschritts“. Mich interessiert, wie meine Blogbesucher*innen darüber denken. Wenn Ihr mögt, schreibt mir zu folgenden Fragen etwas an Philostube@web.de:

  • Gab es in den letzten 200 Jahren überhaupt einen Fortschritt, oder ist das nicht nur eine bürgerlich-kapitalistische Ideologie?
  • Kennt Ihr die Kritik am Fortschrittsgedanken, die ihm vorwirft, derartige negative Entwicklungen zu rechtfertigen? Welche?
  • Welche dieser Kritiken unterstützt ihr (warum?), bzw. welche kritisiert ihr (warum?)?
  • In welchem Sinne könnten wir uns vielleicht doch noch positiv auf den „Fortschritt“ beziehen?
  • Falls es für Euch noch Fortschritt im positiven Sinne gibt: Was würde in 50 Jahren passiert sein, wenn die Menschheit bis dahin einen Fortschritt durchlaufen würde?
  • Wie sind Veränderungen im Zeitverlauf zu werten, wenn der Fortschritts-Gedanke aufgegeben wird?
  • Gab es in Deiner Familiengeschichte, insbesondere in der Lebenswirklichkeit der Frauen darin, so etwas wie „Fortschritt“?
  • Gibt es ohne die Erwartung von Fortschritt überhaupt Hoffnung?
  • Kennt Ihr den Begriff einer allgemeinen „Geschichtsphilosophie“ und was haltet Ihr davon?
  • Welche anderen Fragen zum Begriff „Fortschritt“ fallen Euch ein?

Natasha Sinegina (CC-BY-SA), Wikipedia

Vorige Woche war ich einige Tage in Karlsruhe. Die Einladenden vom DFG-VK (Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen) und der Kinemathek Karlsruhe hatten sich eine gute Kombination von Vortrag und Film überlegt und das für drei Tage lang hintereinander. Dadurch konnte ich die Problematik des Klima-Umbruchs, des Climate Engineerings und der Frage nach Utopien in dystopischen Zeiten zusammenhängend darlegen (viele ZuhörerInnen waren auch an allen drei Tagen da). Die Filme danach passten auch inhaltlich. Der DDR-Film „Der schweigende Stern“ thematisiert die mögliche Selbstzerstörung einer planetaren Zivilisation, „Lautlos im Weltraum“ trauert schon 1971 (vor dem berühmten Bericht an den Club of Rome über die „Grenzen des Wachstums“) über den Verlust der letzten Wälder und der neuere Film „Beast of the Southern Wild“, den ich noch nicht kannte, war eine ganz große Entdeckung für mich. Unbedingt zu empfehlen!

In Karlsruhe wurde ich von den EinladerInnen auch ganz herzlich aufgenommen und zwei Tage lang durch Karlsruhe und an den Rhein geführt. Vielen, vielen Dank dafür auch hier noch einmal.

Mir ist noch bewusst geworden, dass der Krieg uns noch verschont…, Wir sind noch in der Situation, wie sie links gezeigt wird (bitte anklicken):

In Berlin hatte sich bei diesem Ostermarsch die Teilnehmerzahl verdoppelt! Hoffentlich kommen wir demnächst mit noch mehr Teilnehmenden bei allen Anti-Kriegs-Aktivitäten zusammen. Hier gibts eine Übersicht über entsprechende Aktionen.

Ich durfte während meiner letzten Reise nach Karlsruhe bei einer Friedensaktivistin übernachten und zu Hause überfiel mich der Bericht über den iranischen Angriff auf Isreal. Wie kann man sich dagegen stemmen, und das auch noch von hier aus?

Eine Aktivität mit diesem Zweck, der Palästina-Kongress in Berlin, wurde diffamiert, schikaniert und schließlich aufgelöst und verboten. Das darf doch nicht wahr sein!

Hier eine Erklärung des Bundesausschusses Friedensratschlag.

Beim heutigen Ostermarsch in Jena beteiligen wir uns auch mit einer kleinen Rede, zu der wir auch ausführlicheres Informationsmaterial bereitstellen.


Die Ukrainerin Oksana Aliieva von der Heinrich-Böll-Stiftung sagt mit großer Berechtigung: „Es ist schwierig, die dringende Notwendigkeit der Bekämpfung des Klimawandels zu vermitteln, wenn gleichzeitig ein anderer Kampf priorisiert werden muss.“

Und Serhij Natrus, der Leiter der Abteilung Ökologie der Gebietsverwaltung Donezk meint „Wo Krieg herrscht, verlieren wir die Natur“.

Um das zu verdeutlichen, möchte ich nur einige wenige Fakten und Zahlen zu Zerstörungen in der Ukraine dazu nennen: 

  • Fast 80 Prozent des Nationalparks „Swjati Hory“ wurden zerstört.
  • Der gesprengte Staudamm am Wasserkraftwerk Kachowka führte zu Überflutungen mit massiven Folgeschäden, über die heute schon niemand mehr spricht. 
  • „Mehr als 80 Prozent der größten bewaffneten Konflikte finden in Biodiversitäts-Hotspots statt, also in Regionen, in denen es eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten gibt“ (bzw. gab).

Im ersten Jahr des Ukrainekrieges wurde mehr Kohlendioxid emittiert als vom Land Belgien im gleichen Zeitraum.

Durch Brände gelangte fast eine halbe Million Tonnen CO2 in die Luft.

Die allgemeine Militarisierung lässt die militärischen Emissionen ebenfalls in die Höhe schnellen. Der militärische Sektor ist global für 6% der Emissionen verantwortlich.

Eine einzige Tankfüllung des F-35-Kampfflugzeuges emittiert mit ca. 28 Tonnen CO2-Äquivalenten mehr als zwei durchschnittliche Menschen in der BRD im ganzen Jahr verursachen (je 11,2 Tonnen CO2-Äquivalent).

Eine weitere verhängnisvolle  Folge des Kriegs: Die Energiewende ist ins Stocken geraten. 

Zuerst muss der Krieg so schnell wie möglich beendet werden, um die unmittelbaren Schäden nicht noch weiter ausufern zu lassen. 

Und wir stellen uns hinter die Forderung von Oksana Aliieva: Wir brauchen „kompletten Neuaufbau von Infrastruktur und Wirtschaft„. – aber – wie bei uns hoffentlich –nachhaltig und ökologisch! 


Hier gehts zur einem Informationsblatt zu diesem Thema.


…werde ich auch wieder als Rednerin dabei sein. Mal sehen, wen ich in Jena da alles treffe
(30. März 14 Uhr Holzmarkt):

Die Vortragssaison geht wieder los. Ich habe demnächst folgende Termine:


Wien – 2. April 2024, 17:00: Das „Mein“ und „Dein“ in Utopien

  • 17 Uhr: GSIS Lab: 4lthangrund – Wolke, “Alte WU”, Augasse 2-6, 1090 Wien
    (Kern C, Lift, 4. Stock links), Wir bitten um Anmeldung: Mail an office@gsis.at

Wien – 3. April 2024, 19 Uhr, Depot, Breite Gasse 3, 1070 Wien


Linz – 4. April 2024, 19 Uhr, KPÖ Linz, Melicharstraße 8, 4020 Linz


Karlsruhe – 3 Tage lang „Klimakatastrophe, Krieg und Science-Fiction-Filme“:

11.4. 18:00 Uhr: Vortrag: Klima-Umbruch (Annette Schlemm)

11.4. 20:15 Uhr: Film: Der schweigende Stern (1960)

12.4. 18:00 Uhr: Vortrag: Climate Engineering (Annette Schlemm)

12.4. 20:15 Uhr: Film: Lautlos im Weltraum (1971)

13.4. 18:00 Uhr: Vortrag: Utopie in dystopischen Zeiten (Annette Schlemm)

13.4. 20:15: Film: Beasts of the Southern Wild (2012)

  • jeweils in der Kinemathek, Kaiserpassage 6, Kinokasse: 83189515.

In den letzten Wochen untersuchte ich Utopien, die sich mit dem „Verhältnis […] der Individuen zueinander in Beziehung auf das Material, Instrument und Produkt der Arbeit“ (MEW 3: 22) beschäftigten, also mit dem Eigentum. Dazu gibt es in vielen utopischen Texten Aussagen und viele dieser utopischen Vorstellungen wurden bereits in die Praxis umgesetzt – wenigstens für eine gewisse Zeit. Für mich war eine der interessantesten Entdeckungen dabei die Bewegung um Gerrard Winstanley (1609 – 1676).


„Wenig weiß der um die Gegenwart, der ihre Vergangenheit nicht kennt.
Und wenig Lernenswertes lernt der aus der Geschichte,
der nicht von den Gescheiterten zu lernen  vermag.“ (Klenner 1986: 337)

In England herrschte Bürgerkrieg. Traditionell hatte in England das Parlament schon lange eine größere Bedeutung als in anderen europäischen Ländern. Karl I. (1600 – 1649) wollte diese Macht des Parlaments zurückdrängen, nachdem dieses seine Forderungen oft nicht erfüllt hatte. Er regierte dann sogar 11 Jahre ohne das Parlament, weil dieses ihm die Zustimmung für die Finanzmittel für seine Vorhaben verweigerte. Das führte zu einem langen, erbitterten Ringen um die Eindämmung der Befugnisse des Königs durch das Parlament. Seit 1642 fand in ganz England der sog. „Englische Bürgerkrieg“ statt. Gerrard Winstanley, der 1609 in der Grafschaft Lancashire geboren worden war, hatte ein Schneidergeschäft gehabt – aber es ging im Krieg bankrott. Er lebte dann als Viehhirte und hatte wohl genügend Muße und auch Vorbildung für eine intensive Beschäftigung mit religiösen Fragen, die ihn zu einer „Vision des inneren Lichts“ führten. Der Krieg endete damit, dass König Karl I. am 20. Januar 1949 hingerichtet wurde. In England entstand eine Republik und Oliver Cromwell (1599 – 1658) wurde ab 1653 Lordprotektor[1]. Der zeitgenössische Autor James Harrington (1611 – 1677) wertete den Krieg und seine Ergebnisse als Folge und Ausdruck der Verschiebung von Eigentumsverhältnisse zwischen den grundbesitzenden und den bürgerlichen Schichten (Hayduk 2005), aber es spielten sicher noch viel mehr Faktoren eine Rolle.

(mehr …)