Hier folgt eine Teilstudie zum Thema „Eigentum in Utopien“. Religiöse Vorstellungen hatten in der Vergangenheit und haben auch noch in der Gegenwart eine starke orientierende Funktion.


Die Ursprünge der Bibel im Land „freier Beduinen“ betonte Ernst Bloch (PH: 576): „Gemeinschaften ohne Arbeitsteilung und Privateigentum erscheinen lange noch als gottgewollt, auch als in Kanaan Privateigentum entstanden war und die Propheten es, in bescheidenem Maß, anerkannten.“ (ebd.) Diese Linie gründet nach Bloch in den Stämmen der Nasiräer[1] und der Rehabiten[2], die „der Üppigkeit und Geldwirtschaft Kanaans ferngeblieben“ (ebd.: 576) waren. „Vom halben Urkommunismus der nasiräischen Erinnerung bis zur Prophetenpredigt gegen Reichtum und Tyrannei, bis zum frühchristlichen Liebeskommunismus geht so eine einzige, an Biegungen reiche, doch erkennbar einheitliche Linie.“ (Bloch PH: 577)

Die ökonomische Grundlage der Stammesverbände, aus denen sich das Volk der Hebräer entwickelte, wird folgendermaßen beschrieben: „Privateigentum an Herden, das auf gemeinsamen Weideflächen aufwuchs“ zusammen mit „Privateigentum an Grund und Boden, auf dem mit Hilfe von Knechten, Mägden und Frauen Ackerbau betrieben wird.“ (Beltz 1982b: 192) Zu unterscheiden ist hier das Gebiet der Steppen, in denen Hirtenvölker umherwanderten und das Bergland, in dem Halbnomaden bereits in Zelten lebten und auch Äcker bewirtschafteten. (Friedrich 1925: 5-6). Es gab weiter Gemeindebesitz an Weide und Wald, aber auch Privatbesitz an fruchtbaren Böden, „wie dies bei bäuerlicher Wirtschaftsweise, gegebenfalls aller gentilizischen Tradition zum trotz, die Regel zu sein scheint“ (Lambrecht 2004: 79). Der Familienbesitz lag in den Händen der Familie, d.h. des Hausvaters (ebd.). Es gab auch schon Städte: „Dörfer wechseln mit blühenden Städten und in der Steppe z wischen ihnen treiben Hirtenstämme ihre Herden.“ (Friedrich 1925: 10) In den Gebieten, die dann Kanaan genannt wurden und in denen die Nomadenstämme sesshaft wurden, lebten bereits vor dem Eindringen der hebräischen Stämme im 13. Jhd. v. u. Z. Einwohner mit wahrscheinlich noch stärkerer matriarchaler Praxis. Aus dieser „Mischung“ und inneren Unterschieden der Stämme und verschiedenen Interessen von Akteuren der folgenden Jahrhunderte ergeben sich die bekannten unterschiedlichen bis widersprüchlichen Darstellungen in der Bibel. Das liegt auch an der Zusammenstellung unterschiedlicher Quellen. Walter Beltz erwähnte in seiner Geschichte der biblischen Mythologie als zuerst[3] entstandene Quelle des Alten Testaments die „Laienquelle“, die „das Leben einer ungebrochenen Nomadengesellschaft wider[spiegelt], die, patriarchalisch organisiert, mit den kanaanäischen Rechtsformen des Matriarchats konfrontiert wird“ (Beltz 1982b: 21). Dabei setzte sich das Patriarchat durch und dies wertete Beltz „als Urform der Entfremdung, Klassentrennung, Privateigentum, Ausbeutung und Staat“ (ebd.). In der nächsten Traditionsquelle, der „Elohistenquelle“ aus dem 9. Jhd. v.u.Z., gab es noch zwei Stränge: einerseits jener, in der Gott Elohim genannt wird, der recht friedfertig ist und für die Ackerbaugesellschaft steht – und andererseits der Jahwekult in Jerusalem, der von Jahwe, einem Nomaden- und Kriegsgott ausgeht (ebd.: 22, vgl. Friedrich 1925: 69)[4]. Die letztere Richtung setzte sich durch, wobei sie sich auch an die Ackerbaupraxis anpasste und sie bestimmte. Jahwe „nimmt selber die Züge der alten heiligen Königin an“ (Beltz 1982b: 23): „Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet“ (Jes. 66, 13). Dieser Jahwe ist es, in dessen Namen sich Amos, Jesaja und Jeremia „für das Recht der Armen und der unterdrückten Landbevölkerung gegen die Priesterkaste, die die Ausbeutung duldete und unterstützte“, (Beltz 1982b: 23-24) einsetzten.

Nach biblischer Ansicht hat Gott wenigstens alle Tiere auf Erden, alle Fische im Meer und auch Schafe und Rinder in die Hände von Noah und seinen Söhnen gegeben (Bibel 1. Mos. 9,2; vgl. Psalm 8, 7-9): „Der Himmel ist der Himmel des HERRN; aber die Erde hat er den Menschenkindern gegeben.“ (Psalm 115: 16).[5] Walter Beltz sah im Text zur „Erschaffung des Menschen“ und dem „Sündenfall“ eine Widerspiegelung der Vorstellung der Bewohner Judas in den Verhältnissen der frühen Königszeit: „Jahwe, der allmächtige Herr und König, sitzt wie ein König in seinem wunderschönen Garten, umgeben von allen Reichtümern der Welt, während der Bauer und seine Frau hart arbeiten müssen.“ (Beltz 1982b: 74, vgl. 1. Mos. 2, 15) Die Geschichte von Noah und seiner Rettung nach der Sintflut soll nach Beltz den Übergang der Stämme vom Nomadentum zum Ackerbau befördern. „Denn die Jerusalemer Zentralgewalt besitzt großes Interesse, die ehemals freien Nomadenstämme in die Seßhaftigkeit der Ackerbauern zu bringen. Das ist nämlich gleichbedeutend mit Abhängigkeit von Tempel und Königtum, weil der König nun die militärischen Aufgaben von seinem Söldnerheer wahrnehmen läßt, für das die Bauern die Steuern zu zahlen haben, und weil Grund und Boden ohnehin Eigentum der Götter sind, weshalb die ökonomische Abhängigkeit der Bauern gesichert bleibt.“ (ebd.) Auch die mythische Gestalt Abraham[6] bekommt ausdrücklich von Gott das Land, in dem damals die Kaaniter lebten (1. Mos. 13, 7), was die Seßhaftwerdung der Nomaden – in der Mitte des 10. Jhd. v. u. Z. – erzählt. (Beltz 1982b: 87)

Bei den Nomaden, zu denen auch die Figur Abraham (um 2000 v. u. Z.) gehört, war die Habe (und wohl auch die Tiere) Eigentum des Patriarchen, der sie an seinen Nachfolger vererbte (Keller 1957: 74). Zu Zeiten Abrahams und seines Neffen Lot war es nach der Bibel noch möglich, wenn ein bestimmter Platz nicht für alle reichte, auseinander zu gehen. Der Hirtenpatriarch Abraham sagte zu Lot, der sich dann als Städter niederließ: „Steht dir nicht alles Land offen? Trenne dich von mir! Willst du zur Linken, so will ich zur Rechten, oder willst du zur Rechten, so will ich zur Linken.“ (Bibel 1. Mos. 13, 9-10). In gleicher Weise gehen Esau und sein Bruder Jakob auseinander (ebd.: 36, 6). Natürlich sind dies keine historischen Tatsachen, aber die nicht vorhandene Knappheit wird später von John Locke aufgegriffen werden, um zu zeigen, warum in solch frühen Zeiten noch keine Einhegung von Land, kein Eigentum entstand. (Locke 1689/1980: § 38, S. 124) Von „Israels Bedrückung in Ägypten“ (Bibel 2. Mos.1) nahm der Religionsforscher Walter Beltz an, dass der israelitische Stamm „in Ägypten, wie viele andere Nomadenvölker aus der Wüste auch, Weiderecht und Obdach empfangen hatte, wofür er Dienste zu verrichten hatte“ (Beltz 1982b: 9). Als die Stämme zu Beginn der Eisenzeit nach Kanaan einwandern, besetzten sie ca. 100 Jahre lang „nur die Teile des Landes, die in der Bronzezeit noch nicht oder nur schwach besiedelt gewesen sind“ (ebd.: 10). Beltz nahm an, dass dies daran lag, dass sie Kleinviehzüchternomaden waren (ebd.: 12). Keller wertete das als bloße Strategie nach dem „Prinzip des geringsten Widerstands“ (Keller 1957: 171, 175; vgl. Bibel Richter 1, 19).[7] Er betonte, dass Isreals Stämme diesmal „festen Besitz von dem eroberten Boden“ ergreifen: „Es kann also kein typisches Nomadenvolk mehr gewesen sein.“ (ebd.)[8] Interessant ist eine inhaltliche Verschiebung[9] in den sog. „Zehn Geboten“. Während die Darstellung in 2. Mos. 34 nichts zum Eigentum sagt, sondern nur kultische Gebote aufführt, tauchen in der Darstellung 2. Mos. 20 (vgl. 5. Mos. 5ff) die Gebote „Du sollst nicht stehlen“ und „Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus…“ auf, was die Existenz und die Bedeutung des Privateigentums voraussetzt.[10] Reichtumsfeindliche Positionen lassen sich in der Bibel an verschiedenen Stellen finden: Der Prophet Amos (ca. 750 v.u.Z.) wünscht den Palästen in Jerusalem die Feuervernichtung, „weil sie die Unschuldigen für Geld und die Armen für ein Paar Schuhe verkaufen“ (Bibel Amos 2, 5-7)[11]. Auch Jesaja (ca. 740 – 701 v.u.Z.) droht: „Weh denen, die ein Haus zum andern bringen und einen Acker an den andern rücken, bis kein Raum mehr da ist und sie allein das Land besitzen.“ (Bibel Jes. 5, 8f.)

Zwischen den Königen David (1010 – 971 v.u.Z.) und seinem Nachfolger Salomon (971 – 931 v.u.Z.) veränderte sich auch die soziale Struktur und Einkommensquelle der Herrscher. „David konnte für seine bescheidenen Ansprüche die Kriegsbeute nutzen, Salomo, der Friedenskönig, mußte die Steuerkraft seines eigenen Landes heranziehen.“ (Friedrich 1925: 15) Für die Zeit des Jerobeam II (784 – 744 v.u. Z.) wird auch die Ablösung der früheren Naturalwirtschaft durch die Geldwirtschaft und damit das Anhäufen von Reichtum datiert (ebd.: 17).

Die Wunschvorstellung des Salomo im Psalm „Der Friedefürst und sein Reich“ (Psalm 72) kann als utopische Wunschvorstellung gelesen werden. „Denn er [dem Königssohn als Friedefürst, AS] wird den Armen erretten, der um Hilfe schreit, und den Elenden, der keinen Helfer hat. Er wird gnädig sein den Geringen und Armen, und den Armen wird er helfen…“.

Seit alters her wird eine bessere Zeit versprochen: „Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser! Und die ihr kein Geld habt, kommt her, kauft und eßt. Kommt her und kauft ohne Geld und umsonst Wein und Milch.“ (Bibel Jes. 55, 1) Recht utopisch war auch die Verheißung, die Moses vor der Landnahme von Kanaan erhalten haben will, denn „der HERR“ versprach ihnen „das Land, darin Milch und Honig fließt“ (Bibel 2. Mos. 33, 3; 5. Mos. 27,3).[12] „Als ein Land, in dem Milch und Honig fließt, erschienen den an Zeltleben und kärgliche Nahrung gewöhnten Wüstensöhnen die ausgebreiteten Weideplätze, die Getreide und Wein spendenden Niederungen und Hänge, die Städte mit ihrem, nach Steppenbegriffen, unerschöpflichen und mühelos zu erwerbenden Reichtum.“ (Friedrich 1925: 12) Nach ihrer 40-jährigen Wanderung nach ihrem Auszug aus Ägypten fanden die Kundschafter tatsächlich Kanaan als das Land, in dem Milch und Honig fließen (4. Mos. 13, 27-28). Diese Erwartung auf ein von Gott verheißenes Land wurde grundlegend für die Vorstellungen der hebräischen Stämme. Später wurde dies im jüdisch-christlichen Glauben zu einer Erwartung auf ein Tausendjähriges Reich noch für die Zeit auf Erden ausgebaut. Dies kennzeichnet den Chiliasmus. „Denn siehe, ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, daß man der vorigen nicht mehr gedenken und sie nicht mehr zu Herzen nehmen wird.“ (Bibel Jes 65, 17-18; vgl. Offb. 20ff.) In der erwarteten Stadt Gottes werden die Tore nicht mehr geschlossen sein, weder am Tag, noch in der Nacht (Offb. 21, 25). Hesekiel, der um 592-570 v. u. Z. gelebt haben soll, beschreibt in „Die Gesichte von der künftigen Gottesstadt“ folgende Vorstellungen: Priester sollen keinen Erbbesitz haben (Hesekiel 44, 28). Sie sollen von den Abgaben der Menschen leben (Hesekiel 44, 30). Land soll ausgelost werden, darunter etwas für ein Heiligtum, die Tempelbediensteten und die Fürsten. (Hesekiel 45, 1+6+7) Mit dieser Verteilung soll sichergestellt werden, dass die „meine Fürsten nicht mehr meinem Volk das Seine nehmen, sondern das Land dem Hause Israel für seine Stämme lassen.“ (Hesekiel 45, 8) Die Fürsten werden noch ermahnt: „… hört auf, Leute in meinem Volk von Haus und Hof zu vertreiben“ (Hesekiel 45, 9). Im nicht-biblischen Buch Henoch werden am Ende jene erhoben werden, „welche Gott liebten, nicht Gold noch Silber liebten noch alle die Güter der Welt“. (Buch Henoch 450, 8, S. 80) Auch Jesus spricht sich eindeutig sogar dafür aus, auf Besitz zu verzichten: „Willst du vollkommen sein, so geh hin, verkaufe, was du hast, und gib´s den Armen, dann wirst du einen Schatz im Himmel haben; und komm und folge mir nach.“ (Matth 19, 21) Darauf folgt der bekannte Spruch vom Kamel und dem Nadelöhr: „Ein Reicher wird nur schwer ins Himmelreich kommen. Und weiter sage ich euch: Es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr geht, als daß ein Reicher ins Reich Gottes kommt.“ (Matth 19, 23-35) Das versprochene Reich Gottes hebt also die zeitgenössischen Verhältnisse auf.

Im Neuen Testament schildern die sog. Apostelgeschichten die Zeit kurz nach der Hinrichtung von Jesus, als sich die ersten christlichen Gemeinden bilden. Die Gemeindemitglieder sollen keine Äcker und Häuser, keinen Besitz und Habe mehr haben. Aber was dann? „Wer von ihnen Äcker oder Häuser besaß, verkaufte sie und brachte den Erlös und legte ihn den Aposteln zu Füßen; und jeder erhielt, was er nötig hatte…“ (Apostelgeschichte 4, 34). Und in der Apostelgeschichte des Lukas: „Sie verkauften Besitz und Habe und teilten den Erlös unter alle, je nach dem es einer nötig hatte.“ (Apostelgeschichte) Der Erlös wurde also unter den Bedürftigen aufgeteilt. Das ist etwas anders, als gemeinschaftlich zu arbeiten. Etwas mehr in diese Richtung ließe sich ein anderer Satz auslegen: „Die Menge der Gläubigen war ein Herz und eine Seele; und kein einziger sagte, daß seine Güter noch sein Eigentum wären, sondern es gehörte ihnen alles gemeinsam.“ (Apostelgeschichte 4, 32). Aber was mit dem Gemeinsamen dann geschah, bleibt wieder offen.[13] Der Wikipediaartikel „Gütergemeinschaft der Jerusalemer Urgemeinde“ vermerkt dazu: „Demnach blieb Privatbesitz formell bestehen, aber jeder Getaufte verzichtete den anderen Gemeindegliedern gegenüber je nach Bedarf auf seine Besitzrechte.“ (Wikipedia: Gütergemeinschaft…) Gemeint ist also ein Besitzausgleich, nicht eine kollektive Produktionsweise.[14] Wahrscheinlich ist dem auf der Wikipediaseite zur Gütergemeinschaft in den urchristlichen Gemeinden genannten Standpunkt zuzustimmen: „Michael Schäfers (1998) zufolge praktizierte die Urgemeinde eine ihren Möglichkeiten und Zeitumständen gemäße Mischung aus individuellem Besitzverzicht und Sozialfürsorge mit dem Ziel, die Armut intern zu überwinden und gleiche Besitzverhältnisse zu schaffen. Deshalb habe sie das Privateigentum diesem Ziel untergeordnet und dienstbar gemacht, es aber nicht durch eine kollektive Besitzform oder ein kollektiv ausgeübtes Verfügungsrecht abgelöst.“ (vgl. Schäfers 1998: 129)

Das „gleichberechtigtes Zusammenleben in gegenseitiger, verbindlicher Solidarität ohne Ausbeutung“ (Wikipedia: Gütergemeinschaft…) war nichtsdestotrotz ein Fortschritt und wurde als revolutionärer Impuls im Christentum weiter getragen[15]– der sich vor allem auch in Klöstern verwirklichte. Der Kirchenschriftsteller Tertullian (150 – 220) schrieb: „Alles ist bei uns gemeinschaftlich, nur nicht die Weiber.“ (Tertullian 198: 39) Augustin (354 – 439) berichtete in seinen „Bekenntnissen“ sogar, dass er selbst mit seinen Freunden gemeinschaftlich leben wollte: „Und dies dachten wir uns so, daß jeder, was er gerade bekommen könne, beischaffe und zu einem gemeinsamen Vermögen steure. Denn ehrlicher Freundschaft ziemt es nicht, daß der eine dies, der andre das besitze. Aus allem solle nur ein Einziges werden, das Ganze solle jedem einzelnen gehören und alles allen.“ (Augustin 397ff./1961: 180-181). Allerdings wurde daraus nichts, weil sie sich zu fragen begannen, „ob auch die lieben Weiber dies alles zulassen möchten“ und der Plan wurde verworfen. Augustin hielt das auch später für die richtige Entscheidung, denn auch Gott würde das nicht gut finden: „Du aber nach diesem deinen Plan verlachtest den unsern“ (ebd.: 181). Denn letztlich müsse nach göttlichem und menschlichem Recht unterschieden werden: „Woher stammt der Besitz? Etwa nicht aus menschlichem Recht? Denn die Erde und ihre Fülle stammen aus göttlichem Recht: Arme und Reiche schuf Gott aus den gleichen Elementen, Arme und Reiche trägt die gleiche Erde. Dennoch entscheidet man aus menschlichem Recht: Dieses Landgut gehört mir, dieses Haus gehört mir, dieser Sklave gehört mir. Das geschieht also aus menschlichem Recht, aus dem Recht weltlicher Machthaber.“ (zit. in Künzli 1986: 156)

Christen waren in den ersten Jahrhunderten in kleine Gruppen aufgespalten und meist verfolgt. Bemerkenswert ist, dass die essenisch-jüdischen Sekte, deren Bibliothek im Jahr 1947 gefunden wurde (Qumran)[16], mit strengen Ordensregeln und in völliger Gütergemeinschaft gelebt haben soll (Beltz 1982b: 251) Der Vielfalt der Gruppierungen wurde nach dem Ende der Verfolgung bei der ersten allgemeinen Kirchenversammlung 325 in Nicäa ein Ende gesetzt. Die Auflösung aller Kulte, die nicht der Staatskirche angehörten, ging mit einer Enteignung ihrer Güter zugunsten des Staates einher (ebd.: 271).

Den sog. „Kirchenvätern“ und ihren Verweisen auf gemeinschaftliches Leben und Eigentum (Augustin wurde schon erwähnt) widmete Arnold Künzli ein ganzes Kapitel. Bei vielen wird die Habsucht deutlich verurteilt.[17] Die Möglichkeit, Eigentum anzuhäufen, verführt zu sündigem Handeln. Eine andere Basis der Kritik besteht darin, dass alles Irdische Gott gehöre und er dies allen Menschen zur Verfügung gestellt habe. Wie kann es dann in einen Privatbesitz kommen? (Künzli 1986: 143). Kritisiert wurden hier noch keine gesellschaftlichen Strukturen, sondern Verhaltensweisen von Menschen. „Sie fordern […] nicht die Abschaffung der Institution Privateigentum, sondern sie appellieren an die Eigentümer, einen sozialen Gebrauch von ihrem Gut zu machen“ (ebd.: 146). Es wird auch nicht durchgehend gefordert, das Eigentum, sprich das Vermögen aufzugeben, sondern es gerecht zu verwenden, d. h. eine andere Einstellung dazu zu entwickeln. So bei Ambrosius (339 – 397: „Nicht das Geld also, sondern die Gesinnung ist sündhaft…“ (zit. in Künzli 1986: 149). Kyrill von Jerusalem (313 – 386): „Benütze das Geld nur richtig, dann ist es nicht zu tadeln…“ (zit. ebd.). Künzli schilderte die Eigentumsvorstellung aus dieser Perspektive: „Da alles Gott gehört, sind wir nur Nutznießer der vorhandenen Güter, und Privateigentum im strikten rechtlichen Sinne des exklusiven Verfügungsrechts kann es gar nicht geben, da das Verfügungsrecht eingeschränkt, wenn nicht aufgehoben ist durch die normative Verwendungspflicht.“ (ebd.: 148). Zusammenfassend meinte Künzli: „Alle sind sich einig darüber, daß primär der Gebrauch darüber entscheidet, ob die Funktion des Privateigentums positiv oder negativ zu bewerten ist.“ (ebd.: 150).

Etwas energischer gegen das Privateigentum sprach sich Johannes Chrysostomus (344 – 407) aus. Gott habe das Wichtigste und Notwendigste als gemeinsame Güter geschaffen, das Geringere und Unbedeutendere habe er dem Privaten überlassen, „damit diese sich in der Tugend des Almosengebens bewähren können“ (ebd.: 152). Er meinte: „… ist nicht die Erde (und) alles, was darin ist, Eigentum Gottes? Was Gott dem Herrn gehört, ist alles Gemeingut…  Auch alles königliche Eigentum ist Gemeingut, und Städte, Marktplätze, Arkaden gehören allen zusammen, alle haben wir daran teil. Man betrachte einmal den Haushalt Gottes! Er hat gewisse Dinge zu einem Gemeingut gemacht, womit er das Menschengeschlecht beschämt: z. B. Luft, Sonne, Wasser, Erde, Himmel, Licht, Sterne – das verteilt er alles gleichmäßig wie unter Brüder. […] Gott hat auch andere Dinge zu Gemeingut gemacht, z. B. Bäder, Städte, Plätze, Promenaden. Und man betrachte, wie es bei solchem Gemeingut keinen Hader gibt, sondern wie alles friedlich hergeht.“ (zit. ebd.) Daraus leitete er konkret ab: „Wir wollen jetzt hier einen Plan entwickeln: Alle sollen alle ihre Habe verkaufen und den Erlös in die Gemeinschaft einbringen…“ (zit. ebd.: 153).

Warum setzen sich doch die meisten Kirchenväter für Privateigentum ein, wenn sie doch eigentlich alle annahmen, „daß es vor dem Sündenfall kein Mein und Dein gab, da Gott alles allen geschenkt hat, und daß es folglich auch im Zustand der Erlösung nur noch Gemeineigentum geben wird“ (ebd.: 154)? Das liegt an dem Dogma der Erbsünde. Die „Tatsache des Privateigentums“ wird „als konstituierende[r] Bestandteil der menschlichen Sündhaftigkeit“ akzeptiert, aber die Menschen sollen „auf die Sündhaftigkeit des Mein und Dein“ hingewiesen werden und dazu angehalten werden, „um ihrer Erlösung willen seine optimale Überwindung auf dem Wege des Almosens anzustreben“ (ebd.).

Auch bei Thomas von Aquin (1225 – 1274) blieb das durchaus unterstützte Privateigentum an das Gemeinschaftliche gebunden – ähnlich wie wir es schon bei Aristoteles sahen: „Was das Erwerben oder Verwalten der Güterherrschaft anbelangt, so ist es dem Menschen erlaubt, Eigenes zu besitzen… Was aber den Gebrauch anbelangt, soll der Mensch äußere Dinge nicht als eigene besitzen, sondern als gemeinschaftlich.“ (zit. in Künzli 1986: 151) Thomas von Aquin teilte die Ansicht der früheren Kirchenväter – die auch bei Aristoteles ähnlich zu finden ist, dass die Erbsünde der irdischen Menschen bei einer Gütergemeinschaft zu Zweitracht führen würde. (Künzli 1986: 156)

Joachim von Fiori (1130/1135 – 1202) sah für die dritte Stufe der Entwicklung, dem Zeitalter der Mönche, einen „allgemein gewordene[n] Kloster- und Konsumtionskommunismus“ (Bloch PH: 592) vor. In den Debatten reichten die Argumente von einer Rechtfertigung des Eigentums aus der Bibel, wonach Adam das dominium über die Fische, Vögel und andere Tiere zugesprochen wird (Bibel Gen. I, 28), bis zur päpstlichen Festlegung, es sei „häretisch, daran zu zweifeln, daß Jesus und seine Jünger […] etwas ihr eigen gehabt hätten“ (zit. in Kaufmann 2005: 78). Auch bei Wilhelm von Ockham (1288 – 1347) wird das Eigentum als Folge der menschlichen Unzulänglichkeiten „nach dem Sündenfall“ für notwendig befunden (ebd.: 81).

Damit wurde es möglich, das Privateigentum für die Welt zu rechtfertigen, „ohne es geistlich anerkennen zu müssen“ (ebd.: 161). „Man genoß sein Eigentum hienieden und war sich trotzdem eines guten Platzes in der Ewigkeit sicher. Das Entréebilett […] war der „soziale Gebrauch““. (ebd.: 161). Trotz dieser Rechtfertigung des Eigentums war es ziemlich eindeutig als etwas Negatives bewertet (ebd.: 159) und diese Wertung konnte den Häretikern und Aufständischen als argumentativer Anknüpfungspunkt dienen. „Im Zustand der Erlösung herrscht Gütergemeinschaft.“ (ebd.: 164) Allerdings bleibt hier noch zu bedenken: Das originäre Christentum bindet die Aufhebung der irdischen Endlichkeit an eine „Erlösung“, die den Menschen geschieht; sie sieht nicht wirklich ihre eigenständige „Emanzipation“ vor (ebd.: 163). Dabei bietet sich „der Mythos von Sündenfall und Erlösung […] als ideale Ideologie zur Torpedierung von Emanzipationsbestrebungen an“ (ebd.: 163). Trotzdem verstanden die Aufständischen in den Bauernkriegen ihre Kämpfe als Beitrag zu dieser Erlösung.

Immer wieder machten sog. Ketzer und Häretiker von sich reden, die der Praxis und den Lehren der herrschenden Kirche widersprachen und sich auf die Bibel und frühchristliche Lebensweisen stützen konnten. So kritisierte Arnold von Brescia (1090 – 1155) den Reichtum und die Machtkonzentration und forderte die Geistlichen zur Rückkehr zu einem asketischen Leben auf (Vogel 1976: 56). In Cremona wurde um 1030 der Bischof vertrieben, um eine sich selbst verwaltende Kommune zu ermöglichen (ebd.: 57-58). Im 13. Jahrhundert machen die „Katharer“ Geschichte. Im Laufe ihrer Vernichtung bemächtigte sich die Kirche der Ländereien des Grafen VI. von Toulouse, der den Verfolgten geholfen hatte (ebd.: 63). Der Stifter der Waldenser ließ, als er als Wanderprediger loszog, seiner Frau zur Absicherung den Grundbesitz und „verschenkte den Rest seines Vermögens im Hungerjahr 1176 an die Armen“ (ebd.: 64). Aus unserer Sicht ziemlich extrem waren die sog. Apostelbrüder, die sich ab 1260 zusammenfanden. „Sie lebten in einer strengen Armut und durften weder eigene Häuser noch Vorrat auf den anderen Morgen, noch etwas, das zur Bequemlichkeit und Gemächlichkeit gehörte, haben“ (ebd.: 74). John Ball (1335 – 1381) predigte – durch John Wyclif (1328 – 1384) gesendet oder wenigstens angeregt – in England: „Liebe Leute, in England wird´s nicht besser werden, ehe nicht alles Gemeineigentum wird und es weder Hörige noch Edelleute gibt…“ (zit. ebd.: 96). Das war ein Jahr vor dem großen Baueraufstand im Jahr 1381. John Wyclif hatte eigentlich nur zugunsten des einheimischen Adels argumentiert, aber „wie so häufig in der Geschichte wuchs die Kraft der Idee jenes Ideologen auf dem Boden der entsprechenden objektiven sozioökonomischen Verhältnisse und der politischen Konstellationen weiter über sein eigene klassenmäßige Begrenztheit hinaus.“ (ebd.: 97-98) In Böhmen, das durch den Silberbergbau wie England schon im 14. Jahrhundert eine enorme sozialökonomische Entwicklung durchlief, entstanden neue Gruppierungen und Interessen (ebd.: 105). Deshalb ballten sich dort erste Reformforderungen und Bewegungen, u.a. die durch Jan Hus (1370 – 1415) inspirierte. Zur hussitischen Bewegung gehörte auch die Erstürmung und Plünderung von Kirchengütern und Klöstern (ebd.: 109).[18]

Der Koran und der Islam

Das Paradies erscheint im Islam als ein reales „ersehnte[s] unendlich große[s] Oaseneiland“, „in dem Wasser, Rasen, Bäume und Schatten und Liebe reichlich und niemals sich erschöpfend genossen werden können“ (Beltz 1979: 25, vgl. Heine 2013: 41). Dies war deutlich erkennbar ein „Gegenbild der vorfindlichen Wüstenlandschaft und ihrer Gesellschaft“ (ebd., vgl. Brentjes 1981: 13f.). In der Frühzeit des Islam war die sozialökonomische Grundlage der arabischen Gesellschaft „nicht das Privateigentum an Grund und Boden, sondern der Besitz an Herden und leicht transferierbarem Kapital oder Handelsgut“ (Beltz 1979: 38). Zu Mohammeds Zeiten war das Land jedoch bereits aufgeteilt: in den Oasen saßen die Reichen, die von Bauern hohe Pachtzahlen verlangten und die ärmeren Menschen in der Stadt und erst recht die Beduinen litten unter den häufigen großen Dürren besonders (Brentjes 1981: 20). Mohammed, der sich als Treiber der Karawanen der Reichen verdingen musste, kannte „das Elend der Armut und der Stammeskriege“ (ebd.: 21). Raubzüge und Beutenehmen gehörte wie damals üblich auch zu seinen Praktiken. Nach der Eroberung Chaibars und Nedschrans[19] auf seinem Zug nach Mekka „nahm er ein Fünftel für sich, in erster Linie Land, von dem auch die Führer der Muhadschirun und der Ansar[20] ihren Anteil erhielten.“ (ebd.: 27)

Unter Abd al-Malik (646 – 705) hatten viele Menschen ein Interesse, zum Islam überzutreten, weil sie dann nicht mehr die Bodensteuer zahlen mussten, sondern nur noch einen Zehnten, der wesentlich geringer war (ebd.: 31). Später wurde die Besteuerung angeglichen. Unter den Abbasiden (ab 750) zahlten Bauern „ein Drittel bis zur Hälfte des Ertrages ihrer Felder als Bodensteuer, während die Grundherren nur ein Zehntel ihrer Ernten abliefern mußten. Dies führte zur Übergabe vieler Höfe an die Oberschichten, und die Bauern blieben als Pächter auf dem Lande, da die Pacht immer noch geringer war als die Bodensteuer.“ (ebd.: 33). „Große Teile des Ackerlandes waren Staatsbesitz, und staatlicher Verwaltung unterlagen auch die Gemeindeländereien der Stämme. Mehr und mehr Land wurde Privateigentum, das durch die Bearbeitung des Bodens begründet wurde. Längere Zeit der Brache ließ das Land an den Staat zurückfallen.“ (ebd.) Nur die rechtlich mögliche Übertragung des Landes an Allah, quasi als Stiftung, schützte das Land vor dem Zugriff anderer, wie des Staates (ebd.). Im Islam gab es keinen Erbadel und keine Priesterschaft, aber die Bildung von Oberschichten durch Reichtum über individuelles Eigentum. Im Jahr 868 kam es zu größeren Sklavenaufständen und „die Not ließ die Bauern und Städter zu schwärmerischen und mystischen Lehren greifen, die in Wollkutten (= suf) gekleidete Wanderprediger verbreiteten, die Derwische der Sufi-Bewegung.“ (ebd.: 36) In vielerlei Dichtungen wurde gegen die vor allem städtische Unterdrückung „die Natur, die Einsamkeit und die wilde Steppe“ gepriesen (ebd.: 143). „Die alte Beduinendichtung wurde zur Romantik, zur träumenden Kritik an der Wirklichkeit…“ (ebd.: 143). Für die islamische Welt, in der die Ausbeuter vor allem in den Städten saßen, konnte Freiheit durch die Flucht aus der Stadt ermöglicht werden, „das Ideal der Menschen ist der Nomade“ (ebd.).

Burchard Brentjes sah auch für die Gegenwart (1981 geschrieben), dass angesichts der aufbrechenden Krisen des die Welt umspannenden Imperialismus religiöse Gegenbewegungen aufblühen, sie „proklamieren einen idealisierten Urislam als den „besten aller Staaten“, als die gerechte Gesellschaft, als das Mittel zur Lösung der vor ihren Völkern stehenden Probleme.“ (ebd.: 148) In vielen traditionellen Werten der islamischen Gesellschaft, „in der Gleichheit der Gläubigen, der von Mohammed gebotenen Hilfe für die Armen und im Selbstbewußtsein der Vergangenheit“ (ebd.: 149), sehen sie etwas Anzustrebendes. Darin sah Brentjes er eine Parallele zu Kämpfen Europa, die einer schlechten Gegenwart das Bild einer besseren Vergangenheit entgegenhalten.

Das Privateigentum wird durch das islamische Recht geschützt – auch das der Frauen (Brentjes 1981: 98, 100). Es gibt auch Aussagen über Gemeineigentum, und zwar beim Wasserrecht – weil das Wasser in den wasserarmen Gegenden extrem wichtig ist für das Überleben. Es gilt, daß „der Mensch drei Dinge in Gemeineigentum habe, Wasser, Weide und Feuer“ (zit. ebd.: 99). In Abweichung davon entstanden aber auch rechtliche Regelungen mit dem Prinzip,“daß Bearbeitung Eigentum schafft“ (ebd.), wie bei der Kultivierung von Ödland, der Errichtung von Kanälen oder dem Graben von Brunnen. Allerdings soll der dadurch legitimierte Privateigentümer daraus „keinen ungerechtfertigten Gewinn schlagen“ (ebd.).

Die wirtschaftlichen Vorstellungen im entstehenden Islam richten sich auch deutlich gegen die Geldfunktion des Zinses[21]. „… Allah hat den Handel erlaubt und den Wucher (Zinsnehmen) verboten.“ (Sure 2, Vers 276). Statt der Finanzierung von großen Vorhaben durch Verzinsung hat sich eine Erfolgsbeteiligung des Investors oder eine Aufteilung von Gewinnen und Verlusten bei gemeinsam durchgeführten Vorhaben durchgesetzt. (Wippel 2002: 48). Das zeitgenössische islamische Wirtschaften beruht auf dem Privateigentum, das Streben nach Wohlergehen wird nicht kritisiert, jedoch „egoistische Besitzgier und Verschwendung“ (ebd.: 46). Jeder Muslim hat – als zweite Pflicht nach dem Gebet – die Pflicht zu Sozialabgaben/Almosen. Insgesamt bedarf nach islamischer Ansicht „jegliches Wirtschaften außerökonomisch fundierter Verhaltensbeschränkungen und eines mehr oder minder weiten Ordnungsrahmens“ (ebd.: 49).

Ibn Chaldun (1332 – 1406) überlieferte das Wort des Propheten: „Zum Ende meiner Gemeinschaft wird der Mahdi kommen. Gott wird ihm Frühlingsregen zu trinken geben und auf der Erde wird er reichlich Pflanzen wachsen lassen. Der Mahdi wird großzügig Geld verteilen. Das Vieh wird zahlreich sein und die Gemeinschaft der Gläubigen groß.“ (zit. in Heine 2013: 44)

Literatur

Augustin (397ff./1961): Bekenntnisse. Berlin: Union Verlag.

Beltz, Walter (1979): Sehnsucht nach dem Paradies. Mythologie des Korans. Berlin: Buchverlag Der Morgen.

Beltz, Walter (1982a): Das Tor der Götter. Berlin: Der Morgen.

Beltz, Walter (1982b): Gott und die Götter. Berlin: Der Morgen.

Bibel: Die Bibel oder Die ganze Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments nach der Übersetzung Martin Luthers. Revidierter Text AT 1964, NT 1975. Berlin: Evangelische Haupt-Bibelgesellschaft.

Bloch, Ernst (PH): Das Prinzip Hoffnung. Werkausgabe Band 5. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag. 1985.

Brentjes, Burchard (1981): Unter Halbmond und Stern. Der Islam – Religion, Weltanschauung oder Lebensweise? Berlin: Union-Verlag.

Friedrich, Theodor (1925): Israel und seine Religion im Rahmen der vorderasiatisch-ägyptischen Kultur. Leipzig: Jaegersche Verlagsbuchhandlung. S. 73-75.

Heine, Peter (2013): Heilserwartung und Apokalypse im arabisch-islamischen Mittelalter. In: Utopie im Mittelalter. Begriff – Formen – Funktionen. Das Mittelalter. Perspektiven mediävistischer Forschung. Zeitschrift des Mediävistenverbandes, Band 18, 2013. Heft 2. Berlin: Akademieverlag. S. 40 – 54.

Kaufmann, Matthias (2005): Das Recht auf Eigentum im Mittelalter. In: Andreas Eckl, Bernd Ludwig (Hrsg.): Was ist Eigentum? Philosophische Positionen von Platon bis Habermas. München: C.H. Beck. S. 73-87.

Keller, Werner (1957): Und die Bibel hat doch recht. Forscher beweisen die historische Wahrheit. Berlin, Darmstadt: Deutsche Buch-Gemeinschaft.

Koran: Der Koran. Das heilige Buch des Islam. München: Orbis 1999.

Künzli, Arnold (1986): Mein und Dein. Zur Ideengeschichte der Eigentumsfeindschaft. Köln: Bund-Verlag.

Lambrecht, Lars (2004): Phönizier, Hebräer, Griechen – Weichenstellungen für den west-europäischen Entwicklungsweg? In: Sperling, Urte, Tjaden-Steinhauer Margarete (Hrsg.): Gesellschaft von Tikal bis irgendwo. Europäische Gewaltherrschaft, gesellschaftliche Umbrüche, Ungleichheitsgesellschaften neben der Spur. Kassel: Winfried Jenior. S. 64 – 91.

Locke, John (1689/1980): Abhandlungen über den Staat. In: Bürgerliche Gesellschaft und Staatsgewalt. Leipzig: Reclam. S. 95-268.

Rienecker, Fritz (Hrsg., 1992): Lexikon zur Bibel. Wuppertal, Zürich: Brockhaus.

Schäfers, Michael (1998): Prophetische Kraft der kirchlichen Soziallehre? Armut, Arbeit, Eigentum und Wirtschaftskritik. Münster, Hamburg, London: LIT-Verlag 1998.

Troeltsch, Ernst (1912/1922): Die Soziallehren der christlichen Kirchen und Gruppen. Tübingen: Siebeck.

Vogel, Diether (1959): Pierre Joseph Proudhon zu seinem 150. Geburtsjahr. In: Fragen der Freiheit. Eine Schriftenreihe, H eft 10, Juli 1959, S. 38 – 40.

Wikipedia: Gütergemeinschaft….: https://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%BCtergemeinschaft_der_Jerusalemer_Urgemeinde (24.01.2024).

Wippel, Steffen (2002). Geschäfte zwischen Markt und Moral. In: Weltreligion Islam. Bundeszentrale für politische Aufklärung. Bonn 2002. S. 46-50.


[1] Es ist unklar, auf wen sich Bloch hier bezieht. Bekannt sind „Nasiräer“, die sich als auf Dauer oder eine bestimmte Zeit Gott geweiht verstanden. Sie sollten ihr Haupthaar nicht schneiden und keinen Wein trinken. Zur Stellung gegenüber dem Eigentum habe ich bisher noch nichts weiter gefunden.

[2] Teile des Nomadenstamms der Keniten, die weiterhin ein Nomadenleben führten, als die anderen in Städte zogen. Sie stellten während der gesamten sog. Königszeit der Hebräer eine Opposition dar, die gegen den Ackerbau die nomadischen Traditionen bewahrten (Lambrecht 2004: 79).

[3] Ab ungefähr 932 v. u. Z. entstanden die „Quellen Elohist, Jahwist und Laienquellen“ (Beltz 1982b: 285)

[4] Luther übersetzt Elohim mit Gott, Jahwe mit Herr (Friedrich 1925: 70).

[5] Diese Übergabe sollte eher als eine Beleihung als eine echte Eigentumsübertragung verstanden werden, denn „als Gast und Fremdling sollte der einzelne im Volk Israel das Eigentum, das ihm anvertraut war, nur als vom Herrn geliehen betrachten.“ (Rienecker 1992: 319). „Darum sollt ihr das Land nicht verkaufen für immer; denn das Land ist mein, und ihr seid Fremdlinge und Beisassen bei mir.“ (3. Mos. 25,23)

[6] „Abraham lebt im, Zelt, mit seinen Herden zieht er von Weideplatz zu Weideplatz, von Brunnen zu Brunnen. […] er lebt das typische Leben eines Nomaden!“ (Keller1957: 35)

[7] Über die in Kanaan lebenden Menschen haben sie dann wahrscheinlich durch den vorher nicht bekannten Einsatz von gezähmten Kamelen gesiegt (Keller 1957: 177)

[8] Keller verweist auch auf die bei Ausgrabungen gefundenen Hütten, Einzäunungen, Zisternen und Vorratskrüge (Keller 1957: 174).

[9] Einmal wird in der Lutherübersetzung „Gott“ verwendet, das andere Mal „der Herr“, was darauf verweist, dass im ersten Fall „Elohim“ stand, im zweiten „Jahwe“, was auf unterschiedliche Quellen verweist (Friedrich 1925: 70).

[10] In den Suren des Korans, die ähnliche Gebote beinhalten, findet sich auch kein Verweis auf häusliches Eigentum (Sure 6, 152; 17, 23ff.), vgl. Beltz 1979: 42f.).

[11] Amos soll seine warnende Stimme in einer Zeit erhoben haben, als Israel unter der Herrschaft von Jerobeam II. reich wurde, dem Luxus frönte und eine selbstgefällige und lasterhafte Oberschicht ausbildete. (Keller 1957: 255)

[12] Die Erwartung eines Landes, „in dem Milch und Honig fließt“ fand Walter Beltz auch in der griechischen Mythologie, bei der sich die goldene Rasse im Zeitalter des Kronos ohne Sorgen und Arbeit von Honig und der Milch wildlebender Schafe und Ziegen ernährt. „Das Motiv deutet auf die matriarchalische Gesellschaftsform: die Bienenkönigin ist das Symbol für die große heilige Mutter und Königin.“ (Beltz 1982a: 144) Gefunden wurde dieses Bild auch in der „Kosmogonie der Ugariter“, in der Baal „vom Himmel Fett regnen und die Bäche Honig spenden“ ließ (Beltz 1982a: 63). Der Fett spendende Baum ist der Ölbaum.

[13] Für diese urchristliche Gütergemeinschaft wird angenommen: „Den äußeren Anlaß zur G. bildete wahrscheinlich die Not der Gemeindemitglieder, die durch ihre Bekehrung ihre Arbeit oder den Rückhalt in ihren Familien verloren hatten und als Christen von aller jüd. Wohltätigkeit ausgeschlossen waren.“ (Rienecker 1992: 527)

[14] Ernst Troeltsch interpretierte die Gemeinschaft der urchristlichen Gemeinden ebenfalls als Kommunismus in der Konsumtion. (Troeltsch 1912/1922)

[15] Weitere Beispiele aus der Neuzeit siehe z.B. in Wikipedia: Gütergemeinschaft…. Unterpunkt „Neuzeit“.

[16] Vgl. Keller 1957: 443ff.

[17] Vgl. „Denn Habsucht ist eine Wurzel aller Übel…“ (1. Tim. 6,10)

[18] Weitere Beispiele aus dem biblischen Kontext siehe z.B. in Wikipedia: Gütergemeinschaft…. Unterpunkt „Biblische Bezüge“. Zu den Bauernkriegen kommen wir in dieser Studie noch später.

[19] Chaibar: Oasengebiet in der Nähe des heutigen Medina.

[20] Muhadschirun: die mit ihm aus Mekka Ausgewanderten; Ansar: Mohammeds Anhänger aus der Stdt Yathrib (später Medina).

[21] Verwendet wird im Koran das Wort riba, das wörtlich „Vermehrung, Zuwachs“ bedeutet. Es gibt unterschiedliche Ansichten, ob jegliches Zinsnehmen oder bloß ausbeuterischer Wucher gemeint ist. (vgl. Wippel 2002: 46)


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