Dieser Text gehört zur „Langen Antwort an Simon“ zu seinem Kommentar hier im Blog. Insgesamt gehören mehrere Blogbeiträge zu dieser Antwort.
Ich denke, im Punkt 1 des Kommentars von Simon („Es gibt keine geschichtsphilosophische Notwendigkeit zum Kommunismus, wohl aber eine Möglichkeit“) sind wir uns tatsächlich einig. Es kann übrigens sein, dass es diese Notwendigkeit gegeben haben wird. Wenn es in Zukunft diesen Kommunismus gibt, werden die Nachkommenden in der Rückschau wahrscheinlich für unsere Zeit oder kurz danach Bedingungen rekapitulieren, aus denen sich eine Entwicklungsnotwendigkeit ergeben haben wird. Letztlich heißt Notwendigkeit, dass die Gesamtheit der Bedingungen für das Notwendige realisiert ist. Für die Zukünftigen hat es die Gesamtheit der Bedingungen dafür gegeben, dass ihre Wirklichkeit entstanden ist. Und da wir antizipierende Wesen sind, können wir uns „virtuell“ schon mal auf den Standpunkt der zukünftigen Eule der Minerva stellen (mehr dazu siehe hier).
Wo wir da stehen werden, können wir von heute aus aber nicht sicher bestimmen. Wir werden sinnvollerweise einen Standpunkt wählen, der der von uns gewünschten Zukunft entspricht (weil wir genug Gründe haben, andere abzulehnen) – dies müssen wir dann transparent machen anstatt so zu tun, als wäre von vornherein dieses „Ziel“ in unsere Geschichte eingeschrieben.
März 21, 2017 at 11:07 pm
Frage mich, was eine geschichtsphilosophische Notwendigkeit überhaupt sein soll. Eine geschichtsphilosophisch erkannte Notwendigkeit? Wäre das nicht die Erkenntnis einer in der Entwicklungslogik kapitalistischer Interaktionsbedingungen angelegten Notwendigkeit einer Philosophie (im Sinne einer reflektierten Willensbildung), die gegebenenfalls in die Lage versetzt, die historische gegebene Notwendigkeit, Möglichkeit und Richtigkeit eines zunehmend bewusst angegangenen Übergangs zu einer Weltgesellschaft, die auf Grundlage (öko-) kommunistisch bestimmter Interaktionsbedingungen funktionierte, zu begründen?
Und hieße das nicht, sich heute über die Erkenntnis der Notwendigkeit, Möglichkeit und Bedingungen der Richtigkeit bzw. ethischen Vertretbarkeit von Produktionsverhältnissen nachzudenken, die die Globalisierten dieser Erde in die Lage versetzte, die kapitalistisch voran gepeitschten Produktivkräfte zur sozialen bzw. ökologischen Vernunft zu bringen?
(MEW 13, S. 8f)