Die Welt zu zerstören muss für die Verursacher so weh tun, dass sie es lassen.
Die Zeit für zaghafte Experimente ist vorbei. Wir brauchen einen radikalen Schnitt.
Ein Vierteljahrhundert lang wurde herumprobiert, doch weder Nachhaltigkeitsappelle noch ein marktgängiger Emissionshandel oder der Kuhhandel mit sog. „Clean Development Mechanismen“ brachten wirklich viel für die Umwelt und die Senkung der Treibhausgase. Lediglich der Abbau und Umbau der früher realsozialistischen Industrien bewirkten als ungewollter Nebeneffekt etwas. Ebenso wie bei den bisherigen Wärmedämmungen, Heizungssanierungen usw. waren das aber nur die niedrig hängenden Früchte, und sie reichten längst nicht aus, um wirklich „in den Knick“ zu kommen hin zu einer deutlichen Senkung der jährlichen Treibhausgasemissionen der hochindustriellen Nationen.
Inzwischen ist es ohne die Einbeziehung von Kernkraft und das Versprechen einer später vielleicht funktionierenden technische Entfernung von CO2 („Negativemissionen“) zu spät für eine Bremsung der globalen durchschnittlichen Temperaturerhöhung auf unter 1,5 Grad. Wenn jetzt wieder nur ein wenig herumgespielt wird an den Mechanismen der Wirtschaft, so dass unter dem Motto „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass“ kein wirkliches abruptes Umsteuern erfolgt, so geht noch mehr Zeit verloren.
Die Maßnahmen dürfen nicht so lasch sein, dass es wieder keiner merkt. Die Welt zu zerstören muss für die Verursacher so weh tun, dass sie es lassen.
Deshalb müssen mindestens folgende Maßnahmen zur Minderung des und Anpassung an den Klima-Umbruch in Angriff genommen werden.
- Beenden aller Subventionen für fossile Energien und Industrieförderung ohne Nachweis der Klima-Verträglichkeit. Umlenkung der Mittel u.a. in 4.-6..
- Verbieten aller Werbung, außer Produktinfos über den (langlebigen und reparaturfreundlichen) Nutzen und die soziale sowie ökologische Verträglichkeit bzw. Schädlichkeit der Produkte in der Herstellung, im Gebrauch und danach.
- Genehmigung aller Produktionsvorhaben (wie bei der Zulassung von Medikamenten) erst nach Technik- und Produktions-Folgen-Analyse.
- Territoriale Neuordnung, so dass so viel wie möglich regional produziert wird und nur so viel wie unbedingt nötig an zentraleren Standorten (u.a. zur Reduktion von Transporten)
- Umbau der Infrastruktur hin zur Ermöglichung ökologisch verträglicher Energieversorgungssysteme, Mobilitätsinfrastruktur, ökologisch verträgliches Bauen und Wohnen
- Evaluierung aller Arbeitsplätze: Ist die Arbeit wirklich direkt oder indirekt notwendig zur Befriedigung menschlicher Bedürfnisse? Wenn nicht, werden die arbeitenden Menschen freigestellt für das, was sie „wirklich, wirklich tun“ möchten bzw. ermöglichen allen Menschen kürzere Arbeitszeiten (beides bei gerecht-gleicher Finanzierung der Bedürfnisbefriedigung, etwa durch ein bedingungsloses und bedürfnissicherndes „Existenzgeld“, solange es noch Geld gibt). Daraus folgt eine von unten sich selbst organisierende Neuverteilung der Arbeit nach Bedürfnissen und übrig bleibenden Erfordernissen.
- Neuordnung der Eigentumsverhältnisse: Sozialisierung aller lebenswichtigen Ressourcen und Produktionsstätten und Umstellung auf den Umgang mit ihnen als Commons.
Die ersten 5 Punkte wären schon im Kapitalismus möglich. 6. vielleicht auch. Da dann aber sowieso die Triebkräfte und Konkurrenzmechanismen des Kapitalismus außer Gefecht gesetzt sind, macht es keinen Sinn, dessen Eigentumsverhältnisse (Trennung der Menschen von ihren Lebensgrundlagen und Produktionsmitteln) weiter aufrecht zu erhalten.
Gegenüber dem, was ggf. ein autoritär werdender Kapitalismus uns zumuten wird, können diese Vorschläge als leicht erträglich bis wünschbar gelten.
Christian Siefkes hat im Keimform-Blog zusammen getragen, was stofflich geschehen müsste, um den Klimawandel noch zu stoppen.
August 7, 2019 at 9:47 pm
One Atomkraft wird das nichts? Wo hast du denn das her?
Verbietung aller Werbung? Was soll das bringen außer, dass man Energie für Nebensächlichkeiten verplempert?
Schön und gut, aber welches Gremium soll das denn auf welcher Grundlage anordnen?
Sachsen und Brandenburg bilden einen eigenen Staat, bauen eine Mauer um sich und leben autark mit deutschen Bananen?
August 8, 2019 at 9:17 am
„One Atomkraft wird das nichts? Wo hast du denn das her?“ Aus dem IPCC-Bericht von 2018. Dieser Punkt wurde in den Medien so weit ich sehe, nicht erwähnt. Aber es steht drin. Nicht mal im Kleingedruckten, sondern den Tabellen und Texten. Nachlesen muss man aber schon.
August 8, 2019 at 9:19 am
Du weißt, dass Deine Kommentare unfair sind, oder? Eine Forderung aufzustellen impliziert ja noch nicht den Weg, sie zu erfüllen. Ich hoffe, uns fallen intelligentere Strategien ein, das Nötige zu tun. Aber nötig ist eine Einschränkung der Produktion auf das, was Menschen brauchen anstatt den Regeln der kapitalistischen Marktwirtschaft zu folgen.
August 9, 2019 at 9:51 pm
Irgendwas passt nicht zusammen. Einerseits redest du die Aussichten der FFF Streiks am 20. und 27. September klein und sagst, dass wir nicht mehr in der DDR leben wo aus kontinuierlichen Montagsdemoas eine friedliche Revolution werden konnte, andererseits forderst du am laufenden Band Bekenntnisse zur Notwendigkeit, den Kapitalismus auf der Stelle abzuschaffen. Fragt man, wer das wann und wie machen soll, sagst du, das ist unfair.
Das liegt vielleicht auch an den wenig entwickelten Vorstellungen der Perspektive,, die es zu erobern gilt.
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Ja solche „… ung!“ Begriffe haben schon Macht und das ohne irgendwelche blöden Debatten über Was, Wer, Wie, Wann, Warum und Wohin. EinschränkUNG auf das, was die Menschen brauchen! Was brauchen denn die Menschen? Wer entscheidet, was „die Menschen“ brauchen? Dürfen wir mit einer Differenzierung rechnen? Oder bekommen wieder alle das gleiche Bedrfnisse verpasst? Sozialismus im Marxschen Sinne? Also als eine Periode des Übergangs zu (welt-) kommunistisch bestimmten Interaktionsbedingungen? Ist das noch irgendwie auf dem Plan? Und wenn ja, ginge es da nicht vor allem darum, dass die weltweit interagierenden Menschen die Fähigkeit erlangen, ihre unterschiedlichen Bedürfnisse und Fähigkeiten mit den sozialen bzw. ökologischen Kosten ihrer Erfüllung ins Benehmen zu bringen?
Tatsächlich brauchen wir globale Produktionsbeziehungen mit einem planetarischen Dialog über Produktions- bzw. Produktzwecke und -standards. Wieviel unnötige Arbeitsanstrengungen, wieviel Energieaufwand, wievie Ressourcenverbrauch können in China überflüssig gemacht werden, wenn kein billiges Einwegplastikspielzeug mehr für europäische Kinderzimmer produziiert würde? Wie können die Entscheidungspozesse verlaufen? In welchen Institutionen? Kann es eine Entkopplung von Zugriffsmöglichkeiten auf Mittel der Existenzsicherung und Bereicherung und Arbeitsleistungen geben? Wie könnte die aussehen? Welche Anreize können geschaffen werden, als Überflüssig und schädlich erkannte Arbeitsplätze und Steuerquellen aufzugeben?
August 8, 2019 at 5:58 pm
1) „One Atomkraft wird das nichts? Wo hast du denn das her?“
Offenbar von ihrem Verstand.
2) „Verbietung aller Werbung? Was soll das bringen außer, dass man Energie für Nebensächlichkeiten verplempert?“
Tritium lebt vermutlich nicht ein einer Gegend, in der der Briefkasten mit Werbung aus Papier und Plastehüllen zugestopft wird, und das öfter als wöchentlich.
3) „Sachsen und Brandenburg bilden einen eigenen Staat, bauen eine Mauer um sich und leben autark mit deutschen Bananen?“
a) Tritium scheint Tomatenmark, Äpfel, Fleisch etc. aus Übersee toll zu finden. Weil all Das ja so schön billig ist – auf Kosten der Herkunftsländer und der Transportarbeiter? (Hat Tritium sich Mitte der 80-ger Jahre gegen die Einführung des 2. Schiffsregisters engagiert??) Die Alten Germanen hatten das Alles nicht und sind trotzdem groß und stark geworden. Die Kartoffel wurde letztlich nicht massenhaft importiert, sondern vor Ort angebaut.
b) Da Tritium so stark an der Banane hängt, steht zu befürchten, dass auch er am Deutschen Trauertag 1990 sie gewählt hätte.
c) Diese Unkenntnis ostdeutscher Gegebenheiten ist typisch für den Besserwessi und feindlichen Übernehmer. Das soll links sein??
August 7, 2019 at 10:04 pm
Vielleicht erst einmal die Europäische Bürgerinitiative von FFF unterstützen?
Was fordert „Fridays for Future“?
Die Europäische Bürgerinitiative trägt den Titel „Actions on Climate Change“ und umfasst vier Forderungen.
Die Europäische Bürgerinitiative trägt den Titel „Actions on Climate Change“ und umfasst vier Forderungen.
Erstens soll die EU ihr individuelles Ziel für den Pariser Klimavertrag anpassen. Die Aktivisten fordern 80 Prozent weniger CO2 bis 2030 (Vergleichswert 1990) und komplette CO2-Neutralität bis 2035. Bislang ist das Ziel der EU weniger ambitioniert.
Der Pariser Klimavertrag sieht vor, dass die Staaten ihre Ziele regelmäßig überarbeiten und Schritt für Schritt höher schrauben. Nach Angaben der Initiative muss die EU im Jahr 2023 neue Ziele einreichen, weshalb jetzt ein guter Zeitpunkt für die Anpassung sei.
Zweitens fordert die Initiative für den internationalen Handel eine „CO2-Anpassung an der Grenze“. Auf importierte Güter soll je nach CO2-Last bei der Produktion in den Ursprungsländern ein Aufschlag erhoben werden. Klimaschäden sollen dadurch eingepreist werden. Der Aufschlag soll als Kompensation für mangelnden Klimaschutz anderswo auf der Welt dienen. So wollen die Initiatoren sicher gehen, dass Klimaschutz auch dann gelingt, wenn manche Staaten mehr tun als andere.
Drittens: Freihandelsabkommen sollen nur noch mit Ländern unterzeichnet werden, die sich an das 1,5-Grad-Ziel halten. Es besagt, dass die Erde sich im Vergleich zum Beginn des industriellen Zeitalters nicht um mehr als 1,5 Grad Celcius erwärmen darf. Als äußerste Grenze, um katastrophale Klimafolgen abzuwenden, gelten zwei Grad durchschnittlicher Erderwärmung. Viele Wissenschaftler warnen aber schon bei plus 1,5 Grad vor für die Menschheit kaum tragbare Folgen: Schmelzen der Eiskappen, Anstieg der Meeresspiegel, mehr Wetterextreme.
Viertens: Die EU soll kostenloses Informationsmaterial zum Klimawandel bereitstellen, das auch mögliche Lösungen aufzeigt.
Was soll die Initiative bringen?
Die Initiatoren wollen Druck auf die EU für ambitioniertere Gesetze gegen die Erderwärmung aufbauen. Zudem hoffen sie, dass die Initiative das Thema noch stärker in den Mittelpunkt rückt und mehr Austausch zwischen der Öffentlichkeit und Politikern stattfindet.
„Um überhaupt noch eine Chance zu haben, diese Krise zu bewältigen, wollen und brauchen wir eine starke Führung der EU. Die Welt steht am Rande einer potenziellen Katastrophe. Schwache Führung und halbherzige Maßnahmen können wir uns nicht länger leisten“, schreibt die 24-jährige Aktivistin Astrid Budolfsen in einer Mitteilung.
Wie geht es jetzt weiter?
Ab September haben die Initiatoren ein Jahr Zeit, um eine Million Unterschriften in mindestens sieben EU-Staaten zu sammeln. Zwar werden regelmäßig neue Europäische Bürgerinitiativen gestartet. Doch nach Angaben von „Fridays for Future“ gab es bislang erst vier, welche die erforderliche Anzahl von Überschriften erreicht haben.
Wie hängt das alles mit „Fridays for Future“ in Deutschland zusammen?
Um eine Bürgerinitiative zu starten, muss zunächst ein „Bürgerausschuss“ von sieben EU-Bürgern aus unterschiedlichen Ländern gegründet werden. Darin ist auch ein Deutscher vertreten, der 27-jährige Ole Müller. Zwischen 30 bis 50 Personen im Alter von 14 bis 50 Jahren hätten an dem Text für die Initiative gearbeitet, heißt es in einer Pressemitteilung. Weil die Initiatoren alle „Fridays for Future“-Gruppen in den jeweiligen Ländern repräsentieren wollen, habe man alle kontaktiert, um einen Konsens zu erreichen. Bislang hätten die „Fridays-for-Future“-Gruppen aus Schweden, Großbritannien, Estland, Frankreich, Lettland, Malta, Spanien, den Niederlande und der Schweiz offiziell zugestimmt. In Deutschland müssen erst noch die rund 500 Ortsgruppen abstimmen.
https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.fridays-for-future-startet-europaeische-buergerinitiative-keine-handelsvertraege-mehr-mit-klimasuendern.a03253da-de9e-43ce-b1ef-51033f3b79e4.html
August 8, 2019 at 9:07 am
Natürlich unterstütze ich „erstmal“ die Forderungen von FFF. Aber letztlich nützen all diese Vorhaben nichts, wenn nicht konkret gehandelt wird. Und zwar so, dass sich sehr vieles in unserer Lebens- und Wirtschaftsweise ändern wird.
August 8, 2019 at 9:21 am
Übrigens: Woher haben die FFF ihre Forderungen? Z.B. von solchen Debatten, an denen ich beteiligt bin (wenigstens regional bei uns läuft das so)
August 8, 2019 at 6:12 pm
Die Bewegung „Freitage für die Zukunft“ hat erfreulicherweise einen großen Widerhall gefunden. Wie bei den Grünen in D seinerzeit gründet dieser sich auf durch Alle erlebte Erfahrung: damals toter Rhein, Krups u.s.w. – jetzt Hitzewellen, Überschwemmungen u.s.w.
Alle Bemühungen in Europa sind aber nutzlos ohne entsprechende Maßnahmen anderswo: Kohlekraftwerke in China und anderswo, Regenwaldvernichtung in Brasilien und anderswo, internationaler Transport.
August 8, 2019 at 7:21 pm
Da hast Du Recht. Aber letztlich gilt immer noch, dass man am besten zuerst vor der eigenen Türe kehrt. Wenn wir es nicht hinkriegen, wie sollen es die anderen denn? Wenn wir vor ca. 20 Jahren die Kurve gekriegt hätten, könnten wir ein Vorbild sein. Aber entsprechende alte Industrien haben leider erfolgreicher Lobbyarbeit geleistet als die neuen…
August 9, 2019 at 3:19 am
Das Schauen auf die anderen rechtfertigt natuerlich nicht eigene Untaetigkeit, da gebe ich Dir voellig recht – ich haette das deutlicher machen sollen. / Als Kleinunternehmer spuere ich am eigenen Leibe, dass die Grossindustrie einen viel groesseren Einfluss hat als die mittelstaendische.
August 9, 2019 at 8:51 am
FFF startete als eine Massenbewegung in Australien, und dem im Mai diesen Jahres ausgerufenen ersten FFF-Klimastreik, der bereits als globaler Protesttag geplant war, folgten Schüler*innen aus allen Kontinenten. Am 20. und 27. September werden wir weitere Aktivitäten erleben, die als globale Klimastreiks konzipiert sind. Und nichts spricht dagegen, dass dies eine wirklich runde Sache wird, d.h. einen sehr hohen Globalisierngsgrad erreichen wird.
Die zentrale Forderung, also die Einhaltung des Übereinkommens von Paris, richtet sich keineswegs nur an die Regierung Deutschlands. Der vom IPCC nun geforderte Umstellung der Landwirtschaft auf Nachhaltigkeit, geht nur als ein planerarisches Projekt und setzt, soll sie gelingen, eine neue Welthandelsordnung voraus.
Wie gesagt.
August 9, 2019 at 9:21 am
„neue Welthandelsordnung“: guter Punkt! Ich glaube auch nicht, dass lokale und kosmetische Operationen genügen.
August 9, 2019 at 11:26 am
Ja, da stimme ich euch zu, aber:
jetzt versucht mal alles, was ihr über den Kapitalismus wisst, mit „neuer Welthandelsordnung“ zusammen zu denken… Da wird euch der Kopf genau so zischen wie das Zusammentreffen von Feuer und Wasser… (oder man muss in die hehren Höhen der Träumerei abschwirren).
August 9, 2019 at 12:19 pm
Im Rahmen des Kapitalismus fand der Wechsel von der „pax britannica“ zur „pax americana“ statt; ökologisch nachhaltig sind freilich beide nicht.
August 9, 2019 at 11:28 am
„Und nichts spricht dagegen, dass dies eine wirklich runde Sache wird, d.h. einen sehr hohen Globalisierngsgrad erreichen wird.“
… ich will ja nicht unken. Aber haben wir nicht Demos mit viel, viel mehr Leuten erlebt? Haben wir nicht schon viele damals sehr starke globale Anti-Globalisierungs-Bewegungen erlebt? Haben wir nicht schon andere wöchentliche Demos erlebt, die jahrelang durchgehalten haben und NICHTs bewirkt haben? Wir sind nicht mehr in der DDR, wo so was funktionierte.
Und was die Streiks betrifft: Wer bleibt wirklich seiner Lohnarbeit deswegen fern? Wo wird echt dazu aufgerufen? Wo wird für das Recht auf politische Streiks gekämpft? Bis dahin ist es wirklich noch ein seeeeeehr weiter Weg.
August 9, 2019 at 1:37 pm
Gerade die Phrase der Anti-Globalisierung war letztlich mehr Teil des Problems als dessen Lösung. Dass FFF diesen piefigen Anti-Globalisierung Unsinn nicht mitmacht, macht ein Teil ihres emanzipatonspolitischen Potenzials aus. Übrigens waren die beim Kongress verabschiedeten Forderungen umstritten. 30 der Teilnehmenden inklusive GT hatten nach deren Verabschiedung aus Protest den Saal verlassen. Sie wollten, dass man bei dem Bisherigen bleibt, also sehr allgemein Lösungsschritte fordert, die zur Einhaltung der im Zusmamenhang mit dem Pariser Übereinnkommen gegebenen Versprechen befähigen und auf die Wissenschat zu hören. Hat was.
August 9, 2019 at 4:11 pm
Was genau meinst Du mit „Phrase der Anti-Globalisierung“? Die ggw. Globalisierung hat zu einem Ausufern des Transports geführt: Äpfel aus Neuseeland, Fleisch aus Südamerika, Ketchup aus Nordamerika, Rosen aus Kenia per Flugzeug (!), die „Neue Seidenstraße“ zur Verwirklichung des Weltherrschaftsprogramms „Made in China 2015″ u.s.w. u.s.f. Transport ist schlicht zu billig. Ihn substanziell Einzuschränken ist vermutlich die bei weitem preiswerteste Maßnahme gegen die Klimakatastrophe, gleichwohl sie nicht so einfach durchzuführen ist, wie es scheinen mag:
“38 Zoll- und Mautlinien in Deutschland lähmen den Verkehr im Innern und bringen ungefähr dieselbe Wirkung hervor, wie wenn jedes Glied des menschlichen Körpers unterbunden wird, damit das Blut ja nicht in ein anderes überfließe. … Wer aber das Unglück hat, auf einer Grenze zu wohnen, wo drei oder vier Staaten zusammenstoßen, der verlebt sein ganzes Leben mitten unter feindlich gesinnten Zöllnern und Mautnern, der hat kein Vaterland.
… Zoll und Maut können, wie der Krieg, nur als Verteidigung gerechtfertigt werden. Je kleiner aber der Staat ist, welcher eine Maut errichtet, desto größer das Übel, desto mehr würgt sie die Regsamkeit des Volkes, desto größer die Erhebungskosten; denn kleine Staaten liegen überall an der Grenze. … Und so geht denn die Kraft derselben Deutschen, die zur Zeit der Hansa, unter dem Schutz eigener Kriegsschiffe, den Welthandel trieben, durch 38 Maut- und Zollsysteme zugrunde.“ (Friedrich List)
August 9, 2019 at 6:58 pm
Gegen Globalisierung zu agitieren ist ebenso illusionär wie reaktionär, es ist die „linke“ Variante von America First (Germany First, Füstentum Lichtenstein First usw.)
Aus einer sozialistischen Perspektive kann es doch nur ein Ringen um die Art der Gestaltung von Globalisierung gehen. Es wäre wirklich etwas gewonnen, wenn sich die linken Antiisten auf den Stand von Marx vorarbeiten würden
Man erinnere sich an Marx Kritik des Gothaer Programms:
Marx: Kritik des Gothaer Programms, MEW Bd. 19, S. 24
Und das hier nicht zu vergessen:
Marx/Engels: Die deutsche Ideologie, MEW Bd. 3, S. 34 – 35
Gegen zu niedrige Transportkosten helfen CO2 Abgaben, Man muss allerdings einen Weg finden, sie zu einer internationale Abgab, die durch eine internationale Institution eingezogen wird, zu erweitern nach dem Motto: Raubbau an Mensch und Natur dürfen nicht länger von den Määrkten belohnt werden.
Letztlich muss erreicht werden, dass das Weltwirtschaften auf Grundlage eines – am Ende weltgemeinschaftlich bestimmten – Nachhaltigkeitsmanagements funktioniert. Die Klimaschutzbewegung wird hoffentlich zu der Erkenntnis kommen, dass auf dem Weg dorthin eine Welthandelsordnung zu erzwingen ist, die Nachhaltigkeitsstanndards festlegt, Verstöße mit empfindlichen Strafzöllen belegt und das eingenommene Geld für regionale Umbaumaßnahmen bereit stellt.
August 9, 2019 at 10:31 pm
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Ein einzelner Kopf ist zu klein und zu unbeweglich, um eine neue Welthandelsordnung zu erzwingen – egal ob er dabei zischt oder nicht.Auch viele Köpfe und sogar alle Köpfe der Welt können das nicht. Ob im Kopfe kapitalistisch vereinzelter Einzelner eine astreine Utopie haust, die reinsten Wassers ist, und nicht das geringste Kopfzischen verursacht oder nicht, finde ich ganz egal.
Mir ist klar, dass es möglich gemacht werden muss, im planetariischen Rahmen auf Basis ökokommunistisch bestimmmter Interaktionsbedingungen zu wirtschaften, dass das nur als Ergebnis sozialer Bewegungen weltweit ginge, die sich allmählich zu einer entsprechend ausgerichteten globalen Aufstandsbewegung entwickeln. Das kann aber nur erfolgreich sein, wenn ein aus der Praxis (dem Kampf um die nächst möglich zu erreichenden Erfolge) heraus ein kontinuierlicher intellektueller Befähigungsprozess sowohl zum Gehen der nächsten Schritte als auch zur Präzession der weitergehenden (ökokommunistischen) Ziele stattfindet,
Nicht die nächstmöglichen Schritte zu gehen, weil das Kapital da nicht mitmachen könnte,, wäre der größte Koservativismus. Viel wichtiger ist es, dafür zu sorgen, dass das nicht in eine Machterlangung einer Minderheit endet, die ihr Glück in eine Erziehungsdiktatur suchen müsste. Die Vernunft der Ziele, auch die der mittelfristigen müssen im Prinzip von allen einzelnen weltweit eingesehen und als eigene Herausforderung (sie zu erreichen und sie zu verbessern) gesehen werden können. Dann kann die Kraft entstehen, die nicht gleich vor den – auf Bais der kapitaistischen Aneignungsbedingungen zwangsläufig auftauchenden – Widersprüchen und Widerständen resigliert. .
August 9, 2019 at 8:37 am
„Allein der gesunde Menschenverstand, ein so respektabler Geselle er auch in dem hausbackenen Gebiet seiner vier Wände ist, erlebt ganz wunderbare Abenteuer, sobald er sich in die weite Welt der Forschung wagt; und die metaphysische Anschauungsweise, auf so weiten, je nach der Natur des Gegenstandes ausgedehnten Gebieten sie auch berechtigt
und sogar notwendig ist, stößt doch jedesmal früher oder später auf eine Schranke, jenseits welcher sie einseitig, borniert, abstrakt wird und sich in unlösliche Widersprüche verirrt, weil sie über den einzelnen Dingen deren Zusammenhang, über ihrem Sein ihr Werden und Vergehn, über ihrer Ruhe ihre Bewegung vergißt, weil sie vor lauter Bäumen den Wald nicht
sieht.“
Engels: Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft, MEW Bd. 20, S. 21
Ehrlich: ich misstraue dem Sachverstand derer, die die Jahrzehnte des Kampfes gegen das westdeutsche Atomprogramm nicht am eigenen Leib erleben und mit eigener Seele durchlitten haben, das heißt, nicht durch beißendes Tränengas, Wasserwerfer und Knüppel frei Kommandos angestachelt waren, sich noch intensiver in die Problematik einzulesen, um bei Debatten am Arbeitsplatz, mit Nachbarn und Freunden die richtigen Worte finden zu können, die nicht erlebt haben, wie Redner auf Demos ihre SPD Parteibücher zerrissen und wie die Gründung der Grünen das staatliche Kalkül der Entmutigung durch Repression durchkreuzte, wie Ökoinstitute gegründet wurden um jenseits elablierter Wissenschaft forschen zu können usw.
Atomkraft ist abgesehen von den Gefahren einer Katastrophe, der gesundheitlich destatrösen Arbeit in den Uranminen (die auch irgendwann versiegen werden) und der teuren, gefährlichen und nach wie vor ungelösten „Entsorgung“ einfach zu teuer. Sie nimmt besseren Alternativen die Ressourcen und Gewinnaussichten, setzt riesige it staatlichen Subventionen gepamperte Investitutionen voraus, die sich nur bei einem wachsenden Energiemarkt lohnen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Anti-Atomkraft-Bewegung_in_Deutschland
https://www.mitwelt.org/klima-klimawandel-klimaschutz-akw.html
Es folgt unverständliches Zeugs, Wen oder was meinen Sie mit „Tritium“?
August 9, 2019 at 12:32 pm
„Ehrlich: ich misstraue dem Sachverstand derer, die die Jahrzehnte des Kampfes gegen das westdeutsche Atomprogramm nicht am eigenen Leib erleben und mit eigener Seele durchlitten haben, das heißt, nicht durch beißendes Tränengas, Wasserwerfer und Knüppel frei Kommandos angestachelt waren, sich noch intensiver in die Problematik einzulesen, um bei Debatten am Arbeitsplatz, mit Nachbarn und Freunden die richtigen Worte finden zu können, die nicht erlebt haben, wie Redner auf Demos ihre SPD Parteibücher zerrissen und wie die Gründung der Grünen das staatliche Kalkül der Entmutigung durch Repression durchkreuzte, wie Ökoinstitute gegründet wurden um jenseits elablierter Wissenschaft forschen zu können usw.“
Das finde ich subjektiv verständlich – was aber sollen Historiker dazu sagen?
Bzgl. der Kosten der Atomenergie stimme ich weitgehend zu.
August 9, 2019 at 1:20 pm
Wüsste keinen Historiker, der auf Basis von Fakten widersprechen könnte.
August 9, 2019 at 4:13 pm
Nun, sie waren nicht dabei
August 12, 2019 at 2:57 pm
Siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Anti-Atomkraft-Bewegung_in_Deutschland
August 12, 2019 at 4:11 pm
Danke für den Hinweis auf https://de.wikipedia.org/wiki/Anti-Atomkraft-Bewegung_in_Deutschland!
Mein Eindruck aus den Radio-Berichten in den 70-er Jahren war zuweilen, dass die Kohle-Wirtschaft hinter den Protesten steht.
Meine Frage war aber – exemplarisch – diese: Meine Mutter hat die Geschichte der Mark Brandenburg von der Frühen Neuzeit bis 1815 erforscht. Offenbar war sie abwesend. Dies hat sie durch strengen Bezug auf die Quellen kompensiert (als Archivarin war sie mit diesen bestens vertraut).
Als sie starb, sagte der Direktor eines Heimatmuseums, „Damit ist die brandenburgische Geschichtsforschung am Ende!“ (Das war sie natürlich nicht.)
Auf einer Austellung zum Brandenburg-Tag sagte der Vertreter der Stadt Schwedt ohne Notwendigkeit, „Ihre Mutter ist eine große Frau.“
Adlige Nachfragen fragten ängstlich, „Waren unsere Vorfahren auch so schrecklich wie die Quitzows?“ – Niemand hat jemals gewagt zu klagen, da Alles penibel belegt war.
NB: Die Quitzows waren nach Aussage meiner Mutter die allerschlimmsten Raubritter in der Mak Brandenburg. Nach ihnen waren 2 Straßen in Berlin benannt. Die Straße in Ostberlin wurde nach einem kommunistischen Antifaschisten umbenannt. Nach der Wende wurde sie zurückbenannt.
August 12, 2019 at 4:46 pm
Eine groteske Theorie, die nur durch die erzwungene Abgeschiedeneit vom wirklichen Geschehen erklärt werden kann. Was war denn das für ein Radiodender?
Was anscheinend leider stimmt, ist die Behauptung von Herrmann Scheer, dass der erste Atomausstiegbeschluss verknüpft war mit einem Aufschub des damals aus wirtschaftlichen Erwägungen heraus (wegen der viel billigieren Kohle aus Südaftika, den USA usw.) geplanten Auslaufens der Kohlesubventionen. Das war wohl ein wesentlicher Grund,warum die Kohle verliebte SPD die Ypsilanti / Scheer Regierung in Hessen , die eine Wende zu den Erneuerbaren plante, sabotiert hatte
August 13, 2019 at 3:44 am
Sender Freies Berlin, RIAS
August 13, 2019 at 8:50 am
Im SFB und auch im RIAS mögen sich ja in der in Frage kommenden Zeit, also im Wesentlichen ab Mitte der 1970er bis Ende der 1980er Jahre, ich kam 1977 nach Westberlin, noch eine Menge, Reaktionäre und Dummköpfe getummelt haben, aber dass von denen irgendjemand den Eindruck vermittelt haben soll, die Anti-AKW Bewegung sei von der Kohleindustrie gepampert, ist absolut unglaubwürdig.
Vielleicht wurde das ja in Ede Schnitzers Schwarzer Kanal behauptet, denn die DDR Oberen waren aus nachvollziehbaren Gründen auch nicht gerade glücklich über die Anti-AKW Bewegung im Westen, obwohl die DKP dabei war. Ich erinnere mich, wie die unseren Bus, mit dem wir zur Demo nach Westdetschland unterwegs waren, über eine Stunde an der Grenze aufgehalten hatten.
August 13, 2019 at 1:55 pm
niveaulos
August 13, 2019 at 2:19 pm
Unabhängig vom Niveau. Bitte brecht die Debatte über Kernkraft hier ab, sie gehört nicht soo sehr zum Thema, dass sie hier so ausgebreitet erfolgen müsste.
August 13, 2019 at 5:18 pm
Das kann man wohl sagen.
August 12, 2019 at 1:29 pm
Hans- Hermann, höre bitte auf, gegen den Pappkameraden „nicht die kleinen Schritte machen zu wollen“ zu argumentieren. Das vertritt hier niemand.
August 12, 2019 at 2:55 pm
Ich wüsste nicht, wo ich gegen Pappkemaraden argumentiert haben soll. Halte mich für Gewöhnlich am Geschriebenen, nicht am dabei möglicherweise Nichtgemeinten. Woher ist denn dein Zitat?
Zum Thema weltweiter Streik: https://taz.de/Fridays-for-Future-Sommerkongress/!5610611/
September 6, 2019 at 8:40 am
und: https://philosophenstuebchen.wordpress.com/2019/09/06/klimastreik-hilft-klima-schuetzen/
September 6, 2019 at 8:42 am
Der Pappkamerad ist, dass Du mir unterstellst ich würde immer nur für eine sofortige Abschaffung des Kapitalismus eintreten. Gerade in diesem Beitrag zeige ich, dass 6 der 7 Punkte eigentlich auch unabhängig vom „Abschaffen des Kapitalismus“ sachlich sinnhaft und notwendig sind. Ob damit dann der Kapitalismus mit abgeschafft ist, ist sekundär, wichtig sind die sachilchen Argumente.
September 6, 2019 at 8:39 am
Noch ein Nachtrag zu „pax americana“: Wo siehst Du da „pax“???