Neben der gesundheitlichen Gefahr der direkten Temperatureinwirkungen hat die Erwärmung viele andere negative Folgen für die Gesundheit. Durch die Erwärmung breiten sich vor allem gefährliche Organismen weiter aus wie für die BRD Zecken, allergene Ambrosia-Pflanzen und exotischen Mücken. Viele Krankheiten werden der sich ausbreitenden Wärme folgen: so die Wurmkrankheit Schistosomiasis, Gelb- oder Dengue-Fieber, Malaria, Riftalfieber, Ostküstenfieber, West-Nil-Fieber; afrikanische Schlafkrankheit und auch die Cholera.

„Experten betonen, dass der Klimawandel „die größte Bedrohung der Weltgesundheit im 21. Jahrhundert“ darstellt.“ (zit. in Schellnhuber 2015: 395)


Auch Hunger, Unter- und Mangelernährung werden weltweit zu einem großen Problem. Dies ist vor allem für die Zeit nach 2030 zu erwarten. „Eine heiße Welt ist eine hungrige Welt“ (Oxfam 2013). Während bisher noch gilt, dass es nicht wirklich eine Knappheit an Nahrungsmitteln gibt, sondern eine ungleiche und ungerechte Verteilung, so wird sich diese Situation mit zunehmende Erderwärmung verschärfen.
Nur ein Aspekt dieser Probleme ist der steigende Wassermangel. Der wird in den Industrieländern noch aufgefangen, solange die reichen Industriestaaten „einen erheblichen Anteil des für ihre Nahrungsmittel benötigten Wassers im Ausland fließen“ (Schellnhuber 2015: 424) lassen. Dabei kann ein US-Bürger für seine Ernährung auf 5000 Liter Süßwasser zurückgreifen, während ein Afrikaner nur 200 Liter hat (ebd.). In Europa ist besonders Südeuropa äußerst bedroht durch künftigen Wassermangel.

Sturm- und Hagelschäden treffen uns dagegen schon direkter (Höppe 2016: 25): deren Häufigkeit wird bis 2040 wahrscheinlich um ein Viertel zunehmen, danach steigt die Häufigkeit weiter an.

Vor allem die häufigeren und stärkeren Extremwetter zerstören die Ernährungssicherheit. Zwar profitiert Europa zuerst noch von einer Verlängerung der Wuchszeit (EEA 2017: 228). Aber es gibt auch jetzt schon hohe Verluste. So schrumpfte die Maisernte in Italien in einem Hitzesommer um 36% und die Weizenernte in Frankreich um 21 % (Schellnhuber 2015: 236f.). Weltweit sind die Folgen auch langfristig zu spüren: „Pauschal werden bis 2050 im Mittel Feldfruchtverluste in Höhe von 8 Prozent in Afrika und Südasien erwartet…“ (ebd.: 427), für Afrika werden in bestimmten Gebieten Verluste von 40% prognostiziert.

Der Verlust von landwirtschaftlich nutzbaren Ökosystemen und häufigere und stärkere Extremwetter führen nicht nur zur Verteuerung von Nahrungsmitteln, was zuerst wiederum die Ärmsten trifft, sondern zu einer realen Abnahme der landwirtschaftlichen Produktion. Gleichzeitig konkurrieren Biotreibstoffe mit der Nahrungsmittelproduktion – bereits jetzt wird dies an überhöhten Nahrungsmittelpreisen deutlich (vgl. auch Liersch, Gornott 2014: 9). Beim Ertrag landwirtschaftlich genutzter Pflanzen halten sich Ertragssteigerungen und -verluste noch die Waage, allerdings regional sehr unterschiedlich verteilt. Derzeit beginnen jedoch die Verluste zu überwiegen (IPCC 2014b: 18):

„Die Nahrungsmittelproduktion wird bei einer Erwärmung um 2–4 °C voraussichtlich weltweit sinken. Dies kann regionale Ernährungskrisen auslösen und die ökonomische Leistungsfähigkeit betroffener Staaten untergraben. In China droht schon bei einem Anstieg der globalen Temperatur um 2 °C ein Rückgang des Reisertrags im Regenfeldbau um 5–12 %.“ (WBGU 2009: 13)

Die folgende Abbildung fasst mögliche Auswirkungen des Klimawandels auf die globale Ernährungssicherung zusammen (Liersch, Gornott 2015: 10):

Aufgrund der globalen Vernetzung der Nahrungsmittelproduktion ist die Ernährungssicherheit allein durch möglichen Ausfall von Seehäfen gefährdet. Ca. 90° des Welthandels erfolgt über Meerestransporte (vgl. EEA 2017, Schellnhuber 2015).

Auch die nichtlandwirtschaftlichen Bereiche der Wirtschaft sind durch die globale Verflechtung ebenfalls sehr verletzbar durch eine Störung von Transportwegen oder Katastrophen mit Produktionsausfall in den Billiglohnländern (vgl. Levermann 2014). Ein globales „Internet der Dinge“ könnte die Verletzlichkeit hier reduzieren. Wir brauchen uns bloß zu erinnern, dass einst die dezentralisierte Kommunikationsinfrastruktur des Internets zum Zwecke der Minderung von Risiken im Militär befördert wurde. Andererseits darf die Vernetzung auch nicht zu löchrig werden.

Das IPCC schätzt, dass die Strategie „Busines as usual“ dazu führen kann, dass im Jahr 2080 etwa 20% der Menschen in Gebieten leben werden, die durch die wiederkehrende Überflutung durch Flusshochwasser gefährdet sind. Der steigende Meeresspiegel wird 300 Millionen vertreiben. Neben den Folgen von Umweltkatastrophen werden Ökosysteme und Biodiversität durch Erwärmung, Überschwemmung und Austrocknung so große Schäden nehmen, dass Menschen sich an ihren Heimatorten nicht mehr versorgen können. Abgeschmolzene Gletscher lassen grundlegende Lebensadern in hochbevölkerten Gebieten austrocknen, Wasserknappheit wird weitere Kriege anheizen.

Die folgende Abbildung (aus Clark et al. 2016) zeigt nicht die schon gezeigte Temperaturkurve zur Unterscheidung der unterschiedlichen Zeitalter, sondern das Niveau des dementsprechenden Meeresspiegels. Die blauen Linien des Anthropozäns zeigen die verschiedenen Prognosen für die verschiedenen Szenarien des möglichen Temperaturanstieges für die nächsten Jahrtausende:

Das ist gemeint mit dem Titel dieser Texte: „Wir überschreiten die sichere Grenze“.

„Wenn wir tatsächlich in diesem Jahrhundert eine globale Erwärmung von fünf, sechs Grad zustande bringen, dann wird es auf diesem Planeten eine Hochzivilisation, wie wir sie heute kennen, nicht mehr geben.“ (Schellnhuber 2009).

Die Autorin Naomi Klein beschäftigte sich ausgiebig mit dem Klimawandel und den damit verbundenen politischen Strategien. Sie nannte ihr Buch „This changes everything…“ – im deutschen Titel „Die Entscheidung – Kapitalismus vs. Klima“ geht die Dringlichkeit der neuen Erkenntnisse etwas verloren. Ja, die Möglichkeit, dass die Menschheit die relativ stabilen ökologischen Verhältnisse des Holozäns zerstört, ändert alles.

Das ändert alles!
(engl. Buchtitel der Autorin Naomi Klein)
Wenn nicht in den nächsten 20 Jahren der Vulkanausbruch, die Implosion der Industriegesellschaft oder die Revolution kommen, wird die Menschheit ihre weiteren Entwicklungsschritte einer extrem unwirtlich gewordenen Umwelt meistern müssen.

 


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