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Ich schreibe an drei Artikeln für ein „Bloch-Wörterbuch“ und muss mich dabei in den nächsten Monaten noch sehr anstrengen. Nachdem ich ja schon die meisten Bücher von Ernst Bloch gelesen hatte, bin ich bisher für die Artikelarbeit so vorgegangen, dass ich Blochs Schriften in der Reihenfolge ihres Schreiben studiere, um Entwicklungslinien in Blochs Denken nachzuverfolgen. Nach dem Begriffslogik-Wochenende in Berlin zog ich das Buch „Subjekt-Objekt“ vor, denn es ist Blochs „Hegelbuch“.

Neben vielen anderen interessanten Überlegungen fand ich einen Hinweis zu einer kleinen Diskussion, die ich gestern per Telefon geführt habe. Es ging darum, inwieweit z.B. die Erkenntnis der Funktionsweise und Logik des Kapitalismus (z.B. im „Kapital“ von Marx) hilft, die kapitalistischen gesellschaftlichen Verhältnisse zu kritisieren. Wieso mündet die Erkenntnis nicht ein in ein Einverständnis: „So ist es eben“, sondern wieso entsteht aus dieser Art Erkenntnis quasi automatisch auch Kritik?

Blochs Beispiel dafür ist:

„… die Selbsterkenntnis des Arbeiters als Ware ist die Aufhebung
seines Waren-Charakters und Gewinnung eines anderen wahren.“ (Bloch Subjekt-Objekt:
83)

Das funktioniert aber nur, wenn im Erkenntnisgang von der Aufnahme des Unmittelbar-Faktischen übergegangen wird zum Erkennen von tiefer liegenden Zusammenhängen und Vermittlungen. Das Unmittelbare scheint uns nur zu sagen „So ist es.“. Dieses als vermittelt, das heißt auch bedingt zu begreifen führt dazu, es als Veränderbar zu erkennen („So muss es nicht bleiben“).

„Hier wird überall durch Erkenntnis der Vermittlung die Struktur des
Objekts selbst verändert.“ (Bloch ebd.)